Thema: Filmtagebuch
01. Januar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
29.12.2003, Intimes
Die 80er als Jahrzehnt der Auflösung von Verbindlichkeiten und Bedeutungen. Die Schneehütte, wie Ekkehard Knörer vollkommen richtig schreibt, als Allegorie, die Figuren darin als Vertreter von Denkrichtungen. Der unterschiedliche Begriff, den man sich macht (etwa: von einem Wort, einer Ideologie, einem angemessenen Zustand, einer Welt), als Auslöser einer nicht nur Kette, sondern eines Szenarios von Mißverständnissen und Ignoranzen, die, bei aller Komik hier und dort, den Zuschauer schmerzen. Geredet wird viel, geradezu geschwätzig geht es zu, doch kommuniziert im eigentlichen Sinne wird wenig, wenn nicht gar nicht: Unsympathen allesamt. Wenn am Ende dann der kleine, miese Pubertätsjugendliche und das bürgerlich-ignorante Arschloch, das die ganze Zeit vom eigenen Wohlwollen überzeugt war und dabei doch eigentlich nichts anderes als die eigenen Pfründe im Visier hatte, beinahe schon als Sieger dieser zum Scheitern verurteilten "Kommune" (auch wenn das im Sinne der Erzählung das falsche Wort ist, natürlich) davonfahren, dann liegt darin nicht die Formulierung eines Gegenentwurfs mit Zukunft, der endlich wieder für Frieden und Orientierung sorgen würde, es ist eher schon (aber eben doch nicht) galliger Zynismus. Die Schneehütte wird oft genug in der Totalen als Endpunkt einer Sackgasse gezeigt: Hier kommt man nur weiter, indem man zurück fährt. Kein Rückfall ins Bürgerleben, eher schon die Erkenntnis, dass all die sozialexperimentierfreudigen Bemühungen (des Films/der jüngsten Geschichte) doch immer nur aus diesem entsprangen und immer auch wieder genau dahin zurückführen. Quasi dazu verdammt sind. Kein freudiger Ausblick, die grinsenden Gesichter dieser beiden Typen, mit denen dieser unbehagliche Film endet.
Krohmer und Nocke, Drehbuchautor und im Film Wolfgang, der, immer um das überrichtige Maß an Betroffenheit und Paranoia bemüht, eine ganz wunderbar-widerwärtige Präsenz erreicht, werden im Auge behalten.
imdb | angelaufen.de | links@filmz.de
Die 80er als Jahrzehnt der Auflösung von Verbindlichkeiten und Bedeutungen. Die Schneehütte, wie Ekkehard Knörer vollkommen richtig schreibt, als Allegorie, die Figuren darin als Vertreter von Denkrichtungen. Der unterschiedliche Begriff, den man sich macht (etwa: von einem Wort, einer Ideologie, einem angemessenen Zustand, einer Welt), als Auslöser einer nicht nur Kette, sondern eines Szenarios von Mißverständnissen und Ignoranzen, die, bei aller Komik hier und dort, den Zuschauer schmerzen. Geredet wird viel, geradezu geschwätzig geht es zu, doch kommuniziert im eigentlichen Sinne wird wenig, wenn nicht gar nicht: Unsympathen allesamt. Wenn am Ende dann der kleine, miese Pubertätsjugendliche und das bürgerlich-ignorante Arschloch, das die ganze Zeit vom eigenen Wohlwollen überzeugt war und dabei doch eigentlich nichts anderes als die eigenen Pfründe im Visier hatte, beinahe schon als Sieger dieser zum Scheitern verurteilten "Kommune" (auch wenn das im Sinne der Erzählung das falsche Wort ist, natürlich) davonfahren, dann liegt darin nicht die Formulierung eines Gegenentwurfs mit Zukunft, der endlich wieder für Frieden und Orientierung sorgen würde, es ist eher schon (aber eben doch nicht) galliger Zynismus. Die Schneehütte wird oft genug in der Totalen als Endpunkt einer Sackgasse gezeigt: Hier kommt man nur weiter, indem man zurück fährt. Kein Rückfall ins Bürgerleben, eher schon die Erkenntnis, dass all die sozialexperimentierfreudigen Bemühungen (des Films/der jüngsten Geschichte) doch immer nur aus diesem entsprangen und immer auch wieder genau dahin zurückführen. Quasi dazu verdammt sind. Kein freudiger Ausblick, die grinsenden Gesichter dieser beiden Typen, mit denen dieser unbehagliche Film endet.
Krohmer und Nocke, Drehbuchautor und im Film Wolfgang, der, immer um das überrichtige Maß an Betroffenheit und Paranoia bemüht, eine ganz wunderbar-widerwärtige Präsenz erreicht, werden im Auge behalten.
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