Thema: radio
15. Juni 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Heute abend um 19.30 läuft auf Deutschlandradio Kultur das halbstündige Feature Ausweitung der Kampfzone. Öffentlichkeit in Zeiten der Digitalisierung. von Georg Seeßlen und Markus Metz. Es wurde bereits im November letzten Jahres auf dem Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt, dessen Website auch der folgende Programmtext entnommen ist:
»Platz für soziale Kontakte, für politische Manifestation oder Platz für Konsum - was bedeutet uns der öffentliche Raum in Zeiten von Internet und MP3-Player?Ein kleines, unsortiertes, beileibe nicht vollständiges "Seeßlen-Linkarchiv" habe ich im übrigen auf furl angelegt, auf der Filmzentrale finden sich noch viele, viele weitere Filmkritiken im gesonderten Seeßlen-Archiv.
Einerseits: Alle Welt spricht vom Rückzug ins Private. Von den mit Überwachungskameras und Werbung überfüllten öffentlichen Plätzen flüchten die Menschen in ihre privaten Wohnhöhlen, um sich vor Fernsehern, PCs und Spielkonsolen von der realen Welt zu entrücken. Das "Cocooning" ist die letzte große soziale Bewegung - weg von der Gesellschaft.
Andererseits: Lautstark und manchmal mit Gewalt machen die Oppositionellen, die Künstler, und nicht zuletzt die Ausgegrenzten und Vernachlässigten in den Straßen der Städte und Vorstädte auf sich aufmerksam. Noch nie war der öffentliche Raum so begehrt und umkämpft, gerade weil er vollgestopft ist mit digitaler Technologie, weil nur hier die Fernsehkameras warten und die Konsum-Bilder nachhaltig gestört werden können.
Einerseits: Immer weniger Menschen machen sich auf und suchen zum Beispiel einen Ort wie das Kino auf. Immer mehr Menschen ziehen stattdessen das Hi-Tech-Heimkino mit Beamer und Dolby-Surround-Ton vor.
Andererseits: Nachdem sowohl Cyber-Utopisten als auch Apokalyptiker der Modernisierung lange das Verschwinden des öffentlichen Raums unter dem digitalen Ansturm prophezeiten, sprechen Soziologen und Stadtplaner heute von seiner Übernutzung. Mag auch jeder und jede, die sich zu ihm hingezogen fühlen, das Handy, die Pocket-Kamera und einen MP3-Player mitbringen - die Sehnsucht nach der konkreten Face-to-Face-Erfahrung mit realen Zeitgenossen scheint auch im digitalisierten Alltag ungebrochen.«
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