Thema: Hinweise
Vor kurzem hatte ich auf Dominik Grafs kleine Reise in die Welt des italienischen Thrillers, des Giallos, hingewiesen, nicht ohne Bedauern, dass der Text nur in der Printausgabe der SZ zu finden war. Nun ist er auch im Onlineauftritt von Jetzt erschienen (via knoerer-furl).

Natürlich bleibt anzumerken, dass das Feld des Giallos noch viel, viel mehr hergibt und beileibe nicht die besten Beiträge für den Text herangezogen wurden. Der Giallo, da bin ich mir sicher, ist eines der letzten verbliebenen großen filmhistorischen Hebungsgebiete und zumal eines der reichsten und vielversprechensten, gerade auch aus film- und genretheoretischer Sicht. Bis heute kann ich mir nicht recht erklären, warum dieser seinerzeit immerhin auch (und über die Grenzen Italiens hinaus) recht erfolgreiche Filmzusammenhang in heutiger Filmgeschichtsschreibung nahezu inexistent ist. Es mag damit zusammenhängen, dass dessen Güte schon damals von Schmocks nicht erkannt und dann von selben auch noch draufgehauen wurde, nicht zuletzt auch daran, dass der Giallo natürlich auch moralisch gesehen ein dubioses Feld ist (aber, welcher Krimi, vor allem späterer Machart, wäre das denn nicht?), an dem man sich besser nicht die Finger schmutzig macht. Die Erbschaft der konfessionell geprägten "Wir raten ab"-Filmpublizistik vergangener Dekaden?

Und dann gibt es natürlich auch einen deutschen Trivialfilm, der einen (wenn auch bei weitem nicht so vielversprechenden) Blick wert ist. Man denke alleine an die späteren, bereits in Farbe gedrehten Edgar-Wallace-Abstrusitäten (ohnehin haben die klassischen Wallace-Filme dem Giallo etwas Geburtshilfe geleistet, später hat Italien sie dann ja auch gleich ganz übernommen) und nicht zuletzt an Rolf Olsens unglaublichen Blutiger Freitag, den man bei eBay üblicherweise für ein bis zwei Euro in ungeschnittener Fassung mitnehmen kann. Aber stimmt schon, das italienische Genre- und Trivialkino dieser Zeit, das war einfach eine Klasse für sich.

Nachtrag:

Und damit:
»"La Casa sperduta nel parco" spielt in New York. Aber irgendwie ist jeder vermeintlich amerikanische Drehort in diesen schnell, aus der Hüfte gedrehten Filmen so fotografiert als läge er im herrlich dekadenten Italien jener Zeit.«
hat Graf natürlich einen Dauerbrenner im italienischen Film dieser Tage angetastet. So ist das nämlich beinahe immer, vor allem bei Fulci: Da beginnen die Filme immer mit tollen Ansichten von New York, das noch junge World Trade Center darf über die Stadt strahlen, ganz einfach, um ein bisschen internationales Flair in die Filme zu bringen - nennen wir es Metropolen-Exploitation, strukturell gesehen: money shots. Dann schwenkt das Ganze nämlich meist doch immer um und der Film spielt auf einer karibischen Insel weiter oder eben sonst irgendwo, so dass es sich auch von Cinecittà aus umsetzen lässt. Ach, Italien...


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