Thema: Filmtagebuch
» ...
Auf der Berlinale hatte mir V wie Vendetta nicht wirklich gefallen, aus Gründen, zu denen ich auch jetzt noch stehe. Was sich aber nach erneuter Sichtung - und die zumal nur vermittels eines kleinen Fernsehgeräts - zeigt, ist, dass der Film abseits eines großen Kinosaals weit besser funktioniert. Als Produktion für den Videomarkt wäre der Film gut zu haben, wenn man ihn hier nun als das Pendant zum eine Spur zu schlecht geratenen Groschenroman begreift, der als Lückenfüller seine Funktion aber erfüllt, für zerstreutes Zusehen eben hinreicht und in den man sich in den passabelsten Momenten zumindest mit etwas Eigenleistung hineinfreuen kann, der qualitativen Mängel dabei voll bewusst. Das klingt jetzt vielleicht herablassender als es gemeint ist, zumal, wenn man die Begriffe als bildungsbürgerliche Kategorien fasste; ich wäre aber jederzeit bereit, auch der nur passablen Trivialität ihre legitime Rolle zuzugestehen und diese zu verteidigen, solange sie sich als solche eben auch begreift und sich entsprechend, dem Rahmen gemäß, verhält. [etwas ganz anderes wiederum ist freilich die fast schon ballistische Dynamik des rundheraus wahnwitzigen Schundprodukts, das weder Gesetz noch Moral kennt und darin seine ganze Größe entfaltet]
Deswegen sind die Schwächen des Films nicht aus der Welt, auch das Bedauern der ungenutzten Möglichkeiten der Vorlage ist nicht gemindert. Aber man ist doch eher bereit, sie dem Film nachzusehen, wenn er einem nicht von der großen Leinwand auf den Schoß fällt und sich dann nicht recht Erkenntnis einstellt, was man denn nun damit anfangen solle. Im weiten Feld der direct to video-Produktionen wäre Vendetta sicher ein Ereignis gewesen, wenngleich auch nicht der geeigneteste Kronzeuge für eine Apologetik dieses Segments. Aber der Rahmen wirkt eben immer und unbedingt auf das Gezeigte ein; ein Film für einen A-Festival-Wettbewerb - und wenn es sich um den der Berlinale handelt - ist er nicht (und, eben, auch kein Blockbuster, der der größtmöglichen Leinwand bedürfte).
Deswegen sind die Schwächen des Films nicht aus der Welt, auch das Bedauern der ungenutzten Möglichkeiten der Vorlage ist nicht gemindert. Aber man ist doch eher bereit, sie dem Film nachzusehen, wenn er einem nicht von der großen Leinwand auf den Schoß fällt und sich dann nicht recht Erkenntnis einstellt, was man denn nun damit anfangen solle. Im weiten Feld der direct to video-Produktionen wäre Vendetta sicher ein Ereignis gewesen, wenngleich auch nicht der geeigneteste Kronzeuge für eine Apologetik dieses Segments. Aber der Rahmen wirkt eben immer und unbedingt auf das Gezeigte ein; ein Film für einen A-Festival-Wettbewerb - und wenn es sich um den der Berlinale handelt - ist er nicht (und, eben, auch kein Blockbuster, der der größtmöglichen Leinwand bedürfte).
° ° °
kommentare dazu:
christian123,
Sonntag, 5. November 2006, 17:40
Lang lebe das Genre der Zweitbesprechung!
tschill,
Sonntag, 5. November 2006, 22:24
Finde ja immer noch, daß V - Der Film zur Maske zum Buch eine einzige Zumutung ist, weil die Wachowskis alle ambivalenten und kritischen Töne aus der Vorlage vertrieben haben und sich wieder ganz ihrem Erlöserkomplex hingegeben haben. Aktion statt Gedanke. Naja.
Kann mir im Moment nicht vorstellen, daß das auf meinem heimlichen Fernseher anders aussehen sollte als auf der Kinoleinwand, aber behalte mal deine Worte im hinteren Oberstübchen. Im ganz hinteren. Doch werde mich dem Zufall nicht verweigern, wenn es soweit ist.
Kann mir im Moment nicht vorstellen, daß das auf meinem heimlichen Fernseher anders aussehen sollte als auf der Kinoleinwand, aber behalte mal deine Worte im hinteren Oberstübchen. Im ganz hinteren. Doch werde mich dem Zufall nicht verweigern, wenn es soweit ist.
rrho,
Montag, 6. November 2006, 11:33
Sehr elegant und subtil, das am 5. November zu schreiben. Remember, remember, the 5th of November / The Gunpowder Treason and plot ...
thgroh,
Montag, 6. November 2006, 15:03
Und dann auch noch um Mitternacht herum gesehen, hihi. Der Zufall ergab sich mir aber auch erst, als der Vorspann mit den bekannten Worten einsetzte - ich so "Ja, klar, haha" dann.
@tschill
Klar, vollkommen Deiner Meinung. Schreibe ich ja weiter oben (und schrub ich ja schon zur Berlinale): Der Film hat Schwächen, die auch jetzt nicht aus der Welt sind, und ich fand ihn seinerzeit im Kino enttäuschend aus Gründen, zu denen ich noch immer stehe.
@tschill
Klar, vollkommen Deiner Meinung. Schreibe ich ja weiter oben (und schrub ich ja schon zur Berlinale): Der Film hat Schwächen, die auch jetzt nicht aus der Welt sind, und ich fand ihn seinerzeit im Kino enttäuschend aus Gründen, zu denen ich noch immer stehe.
tschill,
Montag, 6. November 2006, 15:45
Hatte Dich auch genauso verstanden.
Bin nur WIRKLICH verärgert darüber, was man aus der Vorlage gemacht hat. Noch mehr darüber, daß die Majorität Hach! und Huch! schreit über die ach so tiefsinnige Interpretation durch die Wachowskis. War mein Posting in der Tat zu vage formuliert.
Bin nur WIRKLICH verärgert darüber, was man aus der Vorlage gemacht hat. Noch mehr darüber, daß die Majorität Hach! und Huch! schreit über die ach so tiefsinnige Interpretation durch die Wachowskis. War mein Posting in der Tat zu vage formuliert.
mutant,
Mittwoch, 8. November 2006, 13:47
den wollte ich hier nicht ansehn und als man in nyc zeit totzuschlagen hatte, wollte ich den auch nicht sehn, also sind wir in einen vin diesel film gegangen.
das widerum war eine kluge entscheidung, denn "find me guilty" ist 1a unterhaltung und vin diesel sollte oefter mal in filmen mitspielen, wo nicht nur sein bizeps oder brustmuskel interessant ist.
das widerum war eine kluge entscheidung, denn "find me guilty" ist 1a unterhaltung und vin diesel sollte oefter mal in filmen mitspielen, wo nicht nur sein bizeps oder brustmuskel interessant ist.
...bereits 1473 x gelesen