08.12.2006, Heimkino.
Eine amerikanische Familie im Wohnwagen. Eine Urlaubsfahrt. Eine Wüste. Einmal falsch abgebogen - und schon in die Falle gegangen. In den Hügeln ringsum - nahe eines einstigen Atomwaffentestgebiets - hausen Mutanten, die auf Blut aus sind, solange es das Blut von Stadtmenschen ist, die dumm genug waren, sich auf solches Terrain hinauszuwagen. Sado-Spielchen, brutal und blutig, blood, sweat and tears all over. Eine gespenstische Stadt, bizarr allenthalben, als Kulisse für den Showdown. Nun wird zurückgeschossen.
Haute Tension, der vorangegangene, noch in Frankreich produzierte Film von Aja, mit dem der junge Franzose erstmals ein breiteres Publikum auf sich aufmerksam machen konnte, zählt zu den interessanteren Splatterfilmen der letzten Jahre - und sicher auch zu den meistdiskutierten, was weniger an der (gegebenen) Detailfreude, mit der Aja ans blutige Werk geht, liegt, sondern eher am Ende des Films, das die bisherige, sehr schematische Anordnung dieses Films radikal auf den Kopf stellte - ob zum Besseren oder Schlechteren sei hier dahingestellt.
Jedenfalls, man kann von Aja deshalb einiges erwarten, wenn er sich für ein Remake eines der (allerdings kleineren) Klassiker der Backwood-Horrorfilme der Siebzigerjahre annimmt, die zuletzt in den Kinosälen eine erstaunliche, hinsichtlich ihrer Bedeutung und Funktion allerdings noch zu diskutierende Renaissance erfuhren (überhastige Allegorien - damals Vietnam, heute 9/11 - scheinen mir eher unscharf).
Ein bisschen schade ist es deshalb, dass Aja hier eigentlich nur production value-Muskeln spielen lässt und die konsequente Grimmigkeit, mit der er Haute Tension noch zu einem fiesen, wenn zwar nicht hervorragenden, so doch vielversprechenden Film reifen ließ, ein wenig zurückstellt. Zwar wird auch in dieser von Großfirmen alimentierten Produktionsumgebung nicht gerade vor Geschmacksempfinden und Familienkompatibilität gekuscht; doch der auf dem Soundtrack behauptete Zynismus (das Bildgeschehen konterkarierende Songs aus den 60s und 70s) ist in erste Linie ausgestellte Attitüde mit der Konsistenz von dünner Pappe. Es braucht seine liebe Zeit bis das Remake von Wes Cravens bizarrem Hügelfilm so recht in Fahrt kommt. Das ist alles sehr slick und gritty, was Aja hier abfeuert; doch hebt der Film für den Genrefreund erst richtig ab - und dies leider ein wenig spät -, wenn er sich vom Backwood-Horror zum blutigen Rachewestern-meets-Splatterfilm mit leicht verwirrenden Untertönen wandelt: Von dem Wahnsinn und der unbekümmerten Haltung eines maverick, die das letzte Drittel des Films durchtränkt, hätte man sich gerne mehr gewünscht.
Stattdessen aber wird die erste Stunde lang die us-amerikanische Kleinfamilie seziert, wie es eigentlich nurmehr Konvention ist. Alles atmet zur Methode geronnenen Subtext, der als vorneweg antizipierter und eingefügter ein solcher ja eigentlich schon nicht mehr ist. Der Vater also ist Republikaner, der Schwiegersohn Demokrat und also Waffen gegenüber zunächst sehr distanziert eingestellt; der Clou, dass sich dies zu einer Art ins groteske übersteigerten Neuauflage von Straw Dogs wandelt, ist zu betulich von langer Hand vorbereitet. Interessant aber immerhin, welch triumphaler Unterton sich schließlich in das Geschehen am Ende mischt: Harsche Pespektiven von unten und Trompeten auf der Tonspur inklusive. Hier entwickelt The Hills... schließlich eine irritierende Stärke, die man nicht für klug halten muss, die sich vielleicht sogar mit Fug und Recht als Dummheit lesen lässt, aber immerhin eine Diffusität in den Film trägt, die sich, dies stünde zur Diskussion, unter Umständen schon als subversiv auffassen lässt. In welche Richtung freilich, dies bleibt offen.
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kommentare dazu:
der film interviewt immerhin solche grosse namen wie romero und landis...
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