Heimkino.

Und die Welt braucht ihn doch, Superman. So jedenfalls lautet, nach viel Behauptung, das Fazit von Superman Returns. Am Anfang sieht das noch ganz anders aus: Fünf Jahre war Superman auf der Suche nach seinem Heimatplaneten Krypton und also für den Rest der Menschheit spurlos verschwunden und gerade Lois Lane, jener seltsamen Geliebten Supermans in jener seltsamen Liebschaft, ist es vorbehalten gewesen, einen Leitartikel zu verfassen, der den Titel Why the world doesn't need Superman trägt. Versteht sich, dass am Ende das Gegenteil behauptet werden muss. Weder den einen, noch den anderen Artikel bekommt man im Detail zu lesen; es dämmert einem: Mit gutem Grund.

Aber jetzt ist er wieder da, weil er zurückkehrt, und dies in Permanenz. Zweieinhalb Stunden dauert diese Rückkehr, die sich Bryan Singer, der in Sachen Comicadaptionen eigentlich einen guten Leumund vorweist, ausgedacht hat. Und alleine für die Feststellung, dass die Welt Superman nicht mehr braucht und Superman daran schwer zu knuspern hat, hat der Regisseur nicht enden wollende 90 Minuten investiert. Das zweifelhafte Kunststück dabei ist, dass Singer zu diesem Thema nicht das Geringste zu sagen hat. Superman Returns brütet so irgendwie vor sich hin, macht ein paar hübsche Mätzchen und lässt Superman-Aspiranten Brandon Routh ein paar altbekannte Sätzchen aufsagen, damit auch die Freunde der alten Superman-Filme was fürs Herz mit auf den Weg bekommen. Den Rest erledigt das glossy image, das hier verdächtig oft zum Pastellfarbenen drängt. Sieht super aus, lässt vollkommen kalt.

Dann folgt etwas Zinnober und mal wieder dräuender Weltuntergang. Verantwortlich hierfür zeichnet natürlich Lex Luthor, Supermans Leib- und Magenwidersacher. Kevin Spacey spielt ihn auf höchst lächerliche Weise. Von der seltsamen Ironie, die Gene Hackman seinerzeit dieser Figur fast schon untergejubelt hat, ist Spacey meilenweit entfernt. Wie überhaupt der ganze, noch hastig in den Film reingebutterte Weltuntergangsplot von allem sehr weit entfernt ist: In seiner betulichen Naivität datiert er glatt auf die späten 30er, frühen 40er Jahre. Jene Zeit also, in der Superman als Pionier ein ganzes Comicgenre ausgehoben hat, das seitdem von unzähligen Figuren bevölkert ist, die mal mehr, mal weniger albern ihren Superkraftbefähigungen nachgehen. Vor allem das Verlagshaus Marvel - Superman stammt ja aus dem Hause DC - hat den Superheld als solchen dabei auf ein neues Niveau gehoben; der Filmgänger kann dies den gelungeneren Comicadaptionen der letzten Jahre abspüren.

Superman Returns aber tut am Ende so, als hätte es nie was anderes gegeben als die infantilen Geschichtchen der frühsten Jahre. Immerhin offenbart sich dabei, dass Superman der vielleicht kulturhistorisch wichtigste, im Detail letzten Endes aber der uninteressanteste aller Superhelden ist. Das Vorhaben Singers, Superman als großen Melancholiker zu etablieren, ist vielleicht wirklich von vorneherein zum Scheitern verurteilt, zumindest aber allemal in der vorliegenden Konzeption. Diesen Superman, sorry, braucht kein Mensch.

imdb ~ angelaufen.de ~ filmz.de



° ° °




kommentare dazu:



bekay, Samstag, 30. Dezember 2006, 12:24
Schöner Eintrag, wie immer eben :) Nach dem Lob die Bitte: Könntest du mich in deine Blogroll aufnehmen (Link versteckt sich hinter'm Nick)?


thgroh, Samstag, 30. Dezember 2006, 16:58
danke :)

blogroll: done! wusste gar nicht, dass du auch am bloggen bist, sonst hätte ich das natürlich schon erledigt :)


bekay, Samstag, 30. Dezember 2006, 17:29
Nee, mache ich ja erst seit ein paar Tagen, deswegen konnteste das nicht wissen ;) Und ob ich es wirklich "mache", wird die Zeit zeigen...

roland, Samstag, 30. Dezember 2006, 17:13
Die Beatles/Stones-Frage im Comic-Universum hieß ja auch nie: Superman oder Batman, sondern immer: Batman oder Spinne (macht ja auch viel mehr Sinn weil DC vs. Marvel).

Uninteressanter als n Supermanremake gehts ja nimmer. Liegt auch wie Blei in unserer Blockbuster-Videothek umme Ecke (bin jetzt übrigens glücklicher Filmkunst-Kunde bytheway)


thgroh, Samstag, 30. Dezember 2006, 17:29
01. So schaut's aus! Und: Batman! ;-)

02. Dit lob ick mia! :)


roland, Samstag, 30. Dezember 2006, 19:30
Tja: Spinne.

toureiro, Samstag, 30. Dezember 2006, 19:35
Immo, du sprichst mir aus der Seele. Habe den Film letztens auch gesehen, und konnte mit dieser geschwätzigen Sinnlosigkeit auch nichts anfangen. Hatte die meiste Zeit das Gefühl, dass Singer seinen Film ähnlich aufladen wollte wie X-MEN, aber einfach nicht wusste, wie er das anstellen sollte. Überhaupt, der Film sah - erst Recht mit seiner Länge - so aus wie ein Text von mir, zu dem mir nichts eingefallen ist, der mir aber wichtig zu schreiben war. Um den heißen Brei herumreden, die ganze Zeit.


orcival, Sonntag, 31. Dezember 2006, 16:04
na, da nick ich doch mal anerkennend.
und an den herren bekay: wenn gewuenscht, taet ich sie auch mal verlinken... ich nehm das mal als gewuenscht an. proteste dann bitte auf meinem blog...


bekay, Sonntag, 31. Dezember 2006, 17:20
Danke...
und arrangiert!



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