Alleine durch den Volkspark Friedrichshain getappt, strahlender Sonnenschein, buntes Laub - das will genutzt sein! Ein Buch hatte ich mir mitgenommen, den Arnheim aus dem Suhrkamp, irgendwo wollte ich mich niederlassen.

Ob's nun an den wehmütigen Erinnerungen an die unglaubliche Sanft- und Schönheit des Central Parks im Juni lag oder an etwas völlig anderem, aufgefallen ist mir jedenfalls, wie sehr der Park doch ein "Durchgeh"-Park ist, wie wenig - ganz im Gegensatz zur New Yorker Grünanlage, die ich am liebsten am Boden sitzend durchquert hätte - Park der Muse und verträumten Zeit. Kaum eine Ecke jedenfalls, die mich zum Verbleib eingeladen hätte, keine Parkbank, die "wie für mich bestimmt" schien (ich bin bei sowas gern romantisch).

Gewiss, von den mir bekannten ist der Friedrichshainer sicher einer der schönsten Parks Berlins. Und ich will ihn auch gar nicht schlecht reden. Ich lief so vor mich hin, führte - wie ich bei Arnheim später noch lesen sollte - "zweckfreie Betrachtungen" durch, erklomm die verschiedenen Gipfel der Anlage, von denen ich nicht weiß, wieviele es gibt und ob ich bereits alle entdeckt habe. Nur eben hinsetzen wollte ich mich, zunächst, nirgends.

Später dann aber doch, unweit der schönsten Ecke des Parks, an einem kleinen, angelegten See, der, bezeichnend eigentlich, hässlich umzäunt war, ein Schild: "Vorsicht Baustelle", die freilich nirgends zu erblicken war. Einen Moment lang überlegte ich, ob die Umzäunung einfach umgehen und mich ganz patzig in diese sinnfrei weggesperrte Ecke setzen sollte - es wäre ein Leichtes gewesen, da die Umzäung bereits wenige Meter abseits des Weges endete, einfach so.

Ein so sanfter Tag ist indes keiner der jugendlichen Renitenz, deswegen ließ ich es auf sich beruhen, setzte mich ein paar Schritte weiter endlich auf eine Parkbank und begann zu schmökern, lediglich abgelenkt von einem eher weniger nett anzuschauenden, jungen Pärchen eine Bank weiter, das sich gegenseitig mit dem Handy knipste, welches, ungelogen, jeden Schuss mit dem gesampelten "Klick" eines Fotoapparates quittierte. Bald dann also weiter, durch's Laub, ein bis dahin noch unbekanntes ganz bezauberndes Fleckchen aufgetan, mit Bank sogar, das ich in Zukunft direkt als Örtchen für die ungestörte Lektüre ansteuern werde. Ein paar Sorgen vergessen, für kurze Zeit zumindest. Manchmal tut das allein schon gut. Gedanken gedacht, auf dem Heimweg dann Marzipankartoffeln.


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