Retrospektiv betrachtet - und die Veröffentlichung dieses Films in diesen Tagen lädt ja dazu ein - kommt Rob Schmidts Neuauflage des 70er Jahre Terror-Movies eine etwas tragische Rolle zu: Gut und gerne darf man ihn als Startschuss einer Welle an auf die Klassiker der 70er referierenden Horrorfilme bezeichnen, wie wir sie zuletzt gehäuft im Kino zu Gesicht bekamen. Tragisch wird's mitunter, weil diese Titel dann doch von einer expliziten Zeigefreudigkeit und eines ästhetisch kreativen Overkills Gebrauch machen, von denen Wrong Turn eigentlich nur träumen kann, die ihm beinahe sogar - und nicht nur die Hauptdarstellerin, die eben auch dort agiert, legt das nahe - zu soetwas wie einem "Buffy für Erwachsene" machen. Bis auf ein paar gelungene somatische Schocks, die ihre Wirkkraft vor allem aus dem Spiel der Montage mit der auditiven Ebene beziehen, hat Wrong Turn eigentlich schon nicht mehr zu bieten. Ein schneller Verfall: Der Film lief gerade Mal letzten Sommer in den deutschen Kinos an und wirkte damals noch wesentlich frischer.

Es geht, wie so oft, um eine Gruppe Twens, die für ein Wochenende ins Hinterland fahren, dabei aber mitten im Wald auf einer nicht befesteten Straße eine Autopanne erleiden. Außerdem fährt ihnen auch noch ein junger Mann in den Wagen, der für einen Moment lang abgelenkt war. Nach einer Verschnaufpause tut man sich zusammen und begibt sich auf die Suche nach einem Telefon oder ähnlichen Posten der Zivilisation. Natürlich landet man nicht dort, sondern in der genauen Antithese: Von der Welt nicht bemerkt, hat sich im Wald eine Familie von Kannibalen über Jahrhunderte währenden Inzest zu einer verrohten, mutierten Version des Homo Sapiens entwickelt. Es kommt, natürlich, zur Verfolgungsjagd durchs Gestrüpp, auf die Bäume, über die Berge, die nicht alle Twens des Grüppchens überleben. Vor allem natürlich jene nicht, die sich selbst allzu sorglos im Gebrauch von Drogen und des eigenen Körpers erwiesen.

Kaum so blutig wie sein Ruf, konzentriert sich der Film nach einer etwas zähen Exposition und einer makabren Zwischeneinlage im Haus der Kannibalen vor allem auf das Actionelement seiner Handlung. Nicht das Zerlegen von Körpern steht im Mittelpunkt, sondern die Jagd auf dieselben. Das ist mitunter sehr spannend, hier und da auch recht schwarzhumorig geraten. Vor allem das handwerkliche Geschick der Filmemacher kommt dem Filme hier zugute, der sich technisch als state-of-the-art erweist. Nennenswerte Impulse werden dem Genre allerdings nicht verliehen, auch als Hommage oder postmodern ironisiertes Spiel mit den Erwartungshaltungen des genre-kompetenten Zuschauers will (und kann) der Film offenbar nicht funktionieren. So bleibt er, von seiner Vorreiterrolle in der gegenwärtigen Welle an Terror Movies mal abgesehen, als eher durchschnittlich in Erinnerung.

Die DVD der MC One erweist sich, wie fast alle Veröffentlichungen aus diesem Hause, als absolut auf der Höhe der Zeit. Bild und Ton sind von qualitativ beeindruckender Qualität: Das lustige Treiben im Hain ist gestochen scharf, kontrastreich und in satten Farben auf Scheibe gepresst worden. Der Ton, dem eine gesteigerte Bedeutung für das Filmerlebnis zukommt, ist dynamisch und pumpt ordentlich - der Adrenalinspiegel weiß es zu schätzen. Das Zusatzmaterial hingegen stellt sich zumindest in der vorliegenden Verleihversion der DVD als etwas schmal geraten dar: Neben Biografien der wichtigsten Beteiligten und dem Trailer finden sich dort lediglich noch Programmhinweise zu anderen Scheiben aus eigenem Hause (sprich: Werbung). Nichts also, was man sich mehr als einmal zu Gemüte führen muss, ich räume aber ein, dass die Verkaufsversion sich dahingehend auch unterscheiden könnte.

Alles in allem: Ein auf technischer Ebene weiterer Spitzenrelease aus dem Hause MC One. Mit dieser Firma scheint sich ein deutscher Programmanbieter für zumindest interessante Filme jenseits der großen Titel aufzubauen, der auch internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht und auf dessen Releases in der Regel Verlass ist. Der Film selbst ist gesundes Mittelmaß: Nicht weiter berauschend, für Genrefans aber wohl Pflicht.

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Wrong Turn (USA 2003)
Regie: Rob Schmidt; Drehbuch: Alan B. McElroy; Kamera: John S. Bartley; Darsteller: Desmond Harrington, Eliza Dushku, Immanuelle Chriqui, Jeremy Sisto, Kevin Zegers, Lindy Booth u.a.



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