Das Kino Central in Berlins Mitte zeigt ab heute Werner Herzogs frischen, in Deutschland im Kino meines Wissens bislang nicht zu sehen gewesenen Dokumentarfilm Grizzly Man, den ich allen sehr empfehlen möchte. In den USA, wo Herzog derzeit ohnehin sensationell hoch im Kurs steht, erntete der Film raving reviews all over the place - sehr zu recht, wie ich, als allerdings überzeugter Bewunderer von Herzogs Filmen, finde. Mehr Informationen hier auf der Website des, nebenbei bemerkt, sehr schönen Kinos.
Sein neuester Film, Rescue Dawn, eine fiktionalisierte Aufarbeitung des Stoffes seiner Dokumentation Little Dieter needs to fly mit Christian Bale in der Hauptrolle, hängt hingegen derzeit aus unglücklichen Gründen in der Schwebe. Hollywood Elsewhere hat aufschlussreiche Hintergrundinformationen.
Sehr aufhorchen ließ mich auch die jüngste Neuigkeit, dass Herzog wohl den Stoff von Der Käse und die Würmer verfilmen möchte. Hierbei handelt es sich um einen höchst spannenden, und eigentlich sogar Herzog-typischen Stoff: Das gleichnamige Buch des Kulturhistorikers Carlo Ginzberg befasst sich mit der Geschichte eines Müllers um 1600, der vor der Inquisition sein Weltbild verteidigt: Die Elemente vermengten und verdickten sich auf die selbe Weise wie Milch zum Käse wird, und darin sammelten sich Würmer und die waren dann die Engel. Ein aufschlussreiches Buch über die Geistes- und Gedankenwelt derjenigen, die auch im noch frischen Buchzeitalter an sich keine Repräsentation erfuhren. Die motivische Nähe vor allem zu den Herzogfilmen mit Bruno S. - Stroszek und Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle - ist meines Erachtens unverkennbar, entsprechend gespannt bin ich auf die Umsetzung. Und nicht zuletzt bestätigt sich einmal mehr meine Ansicht, dass Herzog eigentlich Kulturwissenschaftler, wenngleich mit proto-surrealistischer Methodik, ist.
Auf der offiziellen Website kann man sich das Skript als pdf herunterladen.
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