Ein hervorragender Radioessay - genauer: ein flammendes Plädoyer für die Freiheit nicht bloß von Forschung und Lehre, sondern vor allem auch des Studiums - steht seit kurzem im ohnehin sehr hörenswerten Podcast der Hochschul-Sendereihe Aula des SWR bereit. Der Autor, ein Berliner Student der Rechtswissenschaften und Philosophie, bringt darin präzis die Problematik von Bachelorisierung zumal der Geisteswissenschaften und der zunehmenden Verkopplung von Wissenschaft und Arbeitswelt auf den Punkt. Seine daraus folgenden Plädoyers sind allesamt unterschreibenswert (wenngleich ich seine Beobachtungen des Studienalltags, zumal was Dozenten- und Drillverhalten betrifft, kaum nachvollziehen kann, da meine Erfahrungen schlicht andere sind, gottlob). Sehr gut gefällt mir überdies die strikte Kaprizierung auf die Perspektive der Studierenden; die ansonsten so unerhört übliche Abwägerei nach vorgeblich "objektiven" Gesichtspunkten meint doch in der Regel nichts anderes als den Schulterschluss mit den Trägern rein wirtschaftlicher Begehrlichkeiten.
Die verwaltete Bildung

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kommentare dazu:



p77a, Dienstag, 1. Mai 2007, 01:26
Interessanter Beitrag dazu, wie ein Studium in einer idealen Welt ablaufen sollte. Bin da ganz bei dem Autoren. Nur krankt sein hehrer Ansatz daran, dass die Welt (sprich: Menschen, sprich: die Studenten) nun mal nicht so sind,und dass es externe Zwänge der wirtschaftlichen Realität gibt. Nach meiner eigenen Erfahrung (ich habe glücklicherweise noch einen Magisterstudiengang in den Geisteswissenschaften absolviert, der diesem Ideal relativ nah kam) sind nämlich grob geschätzt 70-80 Prozent der Studenten (stark schwankend je nach Fachrichtung) gar nicht daran interessiert, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und diese zu fördern und mit ihrer Hilfe einen Erkenntnisgewinn anzustreben. Auch der postulierte Paradigmenwechsel zum Studium "weil ich es will" scheitert einfach daran, dass ein Großteil der Studenten eben NICHT den Erkenntnisgewinn will, sondern Karriereperspektiven und ein höheres Einkommen im späteren Berufsleben. Das Studium, in dessen Verlauf man nur 2 Arbeiten verfasst, mag für die paar Prozent an Studenten geeignet sein, die wirklich um des universitären (im Sinne von universellen) Erkenntnisgewinns studieren, aus sich selbst heraus dazu motiviert sind und die am Ende dann häufig auch eine universitäre Karriere einschlagen. Für all die anderen, für die das Studium nur die Eintrittskarte für einen Managerposten bei Tchibo ist, wäre es völlig ungeeignet und würde sie zu etwas zwingen, was sie nicht bringen wollen und können. Das ist bedauernswert, entspricht nach meinen Erfahrungen aber der Realität. Die heutige Universität muss vielmehr beides ermöglichen: Die Vorbereitung auf die Karriere für die Masse der Studenten UND das Studium um des reinen Erkenntnisgewinns willen. Die Herausforderung ist dann, dafür zu sorgen, dass auch die Studenten die dem jeweilign Ziel und Anspruch entsprechen die richtige Option wählen und dass beiden eine Perspektive geboten wird.



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