Wohl kaum ein akademisches Arbeitsgerät (zumindest der geisteswissenschaftlichen Bahnen) hat einen derart legendären Ruf entwickelt wie Niklas Luhmanns Zettelkasten, in den der Systemtheoretiker jahrzehntelang Gedanken und Lektüren hinterlegte und sortierte, sprich: speicherte. Lediglich Arno Schmidt dürfte in einer bundesrepublikanischen Kulturgeschichte des Zettelns als zweiter großer Zettelsammler neben ihm stehen.

Das folgende kleine Fundstück zeigt nicht nur Luhmanns höchst verzettelte Arbeitsstätte, sondern auch den Soziologen beim Erklären seiner Zettelei:

[via]

Auch ich zettle ja wahnsinnig gerne. Dies allerdings nicht so sehr in papierner, sondern digitaler Form. Eine dafür wirklich tolle, wenngleich bislang nur für Windows konzipierte (eine plattformunabhängige Version scheint jedoch in Arbeit) Adaption von Luhmanns Zettelprinzip hat Daniel Lüdecke entwickelt. Das Programm ist zwar nicht Open Source, aber Freeware - und im höchsten Maße effektiv.

Mehr zum Zettelkasten gab es beispielsweise auch im Einführungskurs Kulturwissenschaft an der HU Berlin vor wenigen Jahren. Das Seminarskript ist online zu lesen. Damit verbändelt ist das, allerdings an Arno Schmidt orientierte, Onlineexperiment Zetteltraum.



° ° °




kommentare dazu:



p77a, Montag, 4. Juni 2007, 15:51
Zettelkasten Online
wer von überall auf seine Zettel zugreifen möchte, sollte es mal mit Tiddlywiki versuchen

m.arschflugkoerper, Montag, 4. Juni 2007, 22:12
Der Zettelkasten, hach. Ich hatte da immer die Wunschvorstellung, Luhmann habe in seinen letzten Jahren sich dem Computer zugewandt und ich könnte seine Gedanken zum semantischen Web und dem ganzen neuen 2.o-Kram lesen.

Mark

rzr, Mittwoch, 6. Juni 2007, 04:02
Allerhand!
Erinnert mich irgendwie an den Karteikasten von Stanley Kubrick, der jahrelang über Napoleon Fakten und Daten gesammelt hat und diese auch nach einem eigenen System geordnet hat, um immer genau und schnell zu ermitteln wann Napoleon sich wo aufgehalten hat.

Für den Mac gibt es übrigens Journler, das man mit ein bisschen Umgestaltung auch als Zettelkasten benutzen kann. Eigentlich als eine Art Tagebuch gedacht. Man kann aber Einträge ebenso taggen und Gedanken zu Ereignissen, Büchern, Personen, Filmen, Texten, etc. ablegen und dann wundern, was für Einträge so unter einem speziellen Stichwort auftauchen.


datenschmutz, Samstag, 7. Juli 2007, 20:48
witzige software
muss ich mir mal näher ansehen - in dem Bereich gibt's eh kaum brauchbare Freeware:
http://blog.datenschmutz.net/2007-07/luhmanns-zauberstab-ein-zettelkasten/



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