Thema: Filmtagebuch
Im Abspann finden sich kaum Figurennamen. Alle, um die es im Kern geht, sind lediglich in Form ihrer basalsten Funktion ausgestellt: The Driver, steht da, the Detective, the Player, the Kid usw. Und um Funktionen, ums Funktionieren, damit mithin um Ökonomie, auch der des Erzählens, geht es letzten Endes. Der Fahrer aus dem Titel, Ryan O'Neal spielt ihn als Mann ohne Regungen mit Bravour, fährt wie kein zweiter, der Detective ermittelt regelrecht um sein Leben, und "The Player", gespielt von einer der schönsten Frauen der Welt: Isabelle Adjani, setzt aufs Ganze und tut, was eine femme fatale im Noir-informierten Thriller zu tun hat. Ein Rad greift folgerichtig ins Nächste, immer gibt es nur die nächste Schaltung, die sich aus der voran gegangenen ergibt.
Der Tonfall des Films ist blanke Lakonie: Mehr wird weggelassen, denn gezeigt. Aufs allerallernotwendigste reduziert ergibt sich bei The Driver Brillanz und Eleganz zu gleichen Teilen. Figuren lernt man nicht kennen, Psychen bleiben außen vor, Psychologisierungen schon erst recht. Motive, Biografien - alles Ballast, der die schlichte Anordnung von Bewegungen und Manövern, die The Driver ist, nur unnötig verschleiern würde. Dem Minimalsmus jeglicher Figurenregung in diesem Film entspricht der Minimalismus von Form und Story: Unaufgeregter war selten ein Film aus dem Herzen der US-Filmindustrie, zumal im Zeitalter nach Jaws und Star Wars.
Minimal bleibt einer hingegen nicht: Der Detective, der einzige, der im eigentlichen Sinne handelt (wenngleich man sich beim "Player" darüber nicht sicher sein kann). Seine Obsession, den Driver dingfest zu machen, führt, zumindest im Maßstab des Films, zu emotionalen Ausbrüchen, die in der stumm bleibenden Fassade des Drivers ihren Widerpart erhalten. Der Driver selbst hingegen bleibt, wie wohl Titelheld, bis zum existenzialistischen Nullpunkt geronnen bloßer Reaktion verpflichtet: Sondieren der Lage, sich darauf einstellen, ihr gemäß manövrieren, dabei nicht mit der Wimper zucken. Interesse- und motivlos kennt er in einer Welt, die offenkundig nichts zu bieten hat (die Kulisse, eine us-amerikanische Großstadt, bleibt seltsam diffus, nicht einsortierbar und auffallend unattrakativ als Lebensraum, dabei doch stets präsent über die um eigentümliche Authentizität bemühte Tonspur), nichts anderes außer: Überleben, against all odds.
Ein Held ist er deshalb genau nicht. Er gewinnt kein Herz, rettet keins, greift nicht ein, kein Impetus geht von ihm aus, kommt gerade so ums Schlimmste herum, läuft am Ende aus der Welt. Was er aber kennt ist Solidarität der Klasse wegen: "Go home", sagt er zu seinesgleichen auf Seiten des Widerparts, die Pistole in der Hand. Mehr bleibt ihm selbst am Ende schließlich auch nicht übrig. My car, my home - all diese american values, von denen schlussendlich kaum was bleibt, von Trostzuflucht und Utopieversprechen ganz zu schweigen.
Ein stilles Meisterwerk.
imdb
Der Tonfall des Films ist blanke Lakonie: Mehr wird weggelassen, denn gezeigt. Aufs allerallernotwendigste reduziert ergibt sich bei The Driver Brillanz und Eleganz zu gleichen Teilen. Figuren lernt man nicht kennen, Psychen bleiben außen vor, Psychologisierungen schon erst recht. Motive, Biografien - alles Ballast, der die schlichte Anordnung von Bewegungen und Manövern, die The Driver ist, nur unnötig verschleiern würde. Dem Minimalsmus jeglicher Figurenregung in diesem Film entspricht der Minimalismus von Form und Story: Unaufgeregter war selten ein Film aus dem Herzen der US-Filmindustrie, zumal im Zeitalter nach Jaws und Star Wars.
Minimal bleibt einer hingegen nicht: Der Detective, der einzige, der im eigentlichen Sinne handelt (wenngleich man sich beim "Player" darüber nicht sicher sein kann). Seine Obsession, den Driver dingfest zu machen, führt, zumindest im Maßstab des Films, zu emotionalen Ausbrüchen, die in der stumm bleibenden Fassade des Drivers ihren Widerpart erhalten. Der Driver selbst hingegen bleibt, wie wohl Titelheld, bis zum existenzialistischen Nullpunkt geronnen bloßer Reaktion verpflichtet: Sondieren der Lage, sich darauf einstellen, ihr gemäß manövrieren, dabei nicht mit der Wimper zucken. Interesse- und motivlos kennt er in einer Welt, die offenkundig nichts zu bieten hat (die Kulisse, eine us-amerikanische Großstadt, bleibt seltsam diffus, nicht einsortierbar und auffallend unattrakativ als Lebensraum, dabei doch stets präsent über die um eigentümliche Authentizität bemühte Tonspur), nichts anderes außer: Überleben, against all odds.
Ein Held ist er deshalb genau nicht. Er gewinnt kein Herz, rettet keins, greift nicht ein, kein Impetus geht von ihm aus, kommt gerade so ums Schlimmste herum, läuft am Ende aus der Welt. Was er aber kennt ist Solidarität der Klasse wegen: "Go home", sagt er zu seinesgleichen auf Seiten des Widerparts, die Pistole in der Hand. Mehr bleibt ihm selbst am Ende schließlich auch nicht übrig. My car, my home - all diese american values, von denen schlussendlich kaum was bleibt, von Trostzuflucht und Utopieversprechen ganz zu schweigen.
Ein stilles Meisterwerk.
imdb
° ° °
kommentare dazu:
funk_dogg,
Donnerstag, 21. Juni 2007, 10:52
Schön!
Nachdem ich beim letzten Mal gemeckert habe, bleibt mir hier nur zu sagen: Toll!
In seiner Reduktion auf die Essenz des Actionfilms, auf Variable und Vektoren hat Hill fast etwas von einem Mathematiker. Das spiegelt auch die Aussage des Detectives wider als er sagt, die schönste Seite einer Zeitung sei die Sportseite - Gewinner, Verlierer, Zahlen: alles fein säuberlich aufgelistet, ohne Fragen offen zu lassen.
In seiner Reduktion auf die Essenz des Actionfilms, auf Variable und Vektoren hat Hill fast etwas von einem Mathematiker. Das spiegelt auch die Aussage des Detectives wider als er sagt, die schönste Seite einer Zeitung sei die Sportseite - Gewinner, Verlierer, Zahlen: alles fein säuberlich aufgelistet, ohne Fragen offen zu lassen.
livelb,
Samstag, 30. Juni 2007, 14:39
Hab gestern deinen Eintrag gelesen und den Film dann mal fix rausgesucht und wieder angesehen. Nette Beschreibung wobei mir auffällt wie sehr man doch abstumpft durch die modernen Filme und ich hab eine Weile gebraucht um die Ruhe die der Film ausströmt zu geniessen. Man vergisst heutzutage gerne das Minimalismus als Stilmittel und nicht aus Mangel an Inhalt möglich ist.
Nur eins stört mich immer noch: Das halboffene Hemd von Ryan O'Neal und die leicht herauswuchernde Brustbefellung. Aber wahrscheinlich wahr das ein kleines Schmankerl für die Frauenwelt der damaligen Zeit.
Nur eins stört mich immer noch: Das halboffene Hemd von Ryan O'Neal und die leicht herauswuchernde Brustbefellung. Aber wahrscheinlich wahr das ein kleines Schmankerl für die Frauenwelt der damaligen Zeit.
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