Thema: Filmtagebuch
23. März 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
22.03.2004, Kino International
Zunächst ein Film der Zeit: Ruhig, langsam, sacht entfaltet er sich. Seine Bilder laden ein, sich darin kontemplativ zu versenken. Jede Einstellung so exakt - in dem was sie zeigt, was sie aussagt, wie lange sie dauert - und voller Sorgfalt konzipiert, dass man - ein Klischee, freilich - ihnen die entspannende wie anregende Eigenschaft einer heißen Tasse grünen Tees zusprechen möchte. Auch eine solche benötigt aber in ihrer Zubereitung viel Sorgfalt und Liebe, soll das Ergebnis munden, vor allem aber Wirkung entfalten, vielleicht also ist ein Vergleich mit, sagen wir, zumindest einer Teezeremonie nicht so daneben. Eine wahre Freude ist es, endlich einmal wieder zwei Stunden als solche wirklich spüren zu können, diese Sorglosigkeit, die mit einem Kinobesuch - einem Kinogang - einher geht, wenn man sich nun für eine gewisse Zeit genau nur eine Sache vornimmt, und nichts anderes. Diese zärtliche Demut spiegelt sich im Film wider, zumal sie auch die Vergänglichkeit eines Kinobesuchs (ja jeden Kunstgenusses, eigentlich) - es bleibt ja physisch davon nichts weiter übrig - in seiner eigenen Geschichte, die fast nur von Vergänglichkeit spricht, berücksichtigt: Einen kleinen Moment lang sehen wir diesen alten Meister auf seinem Hausboot beim Kalligrafieren auf einer kleinen Steinstatue. Der Pinsel ist befeuchtet, nicht mit Farbe aber, sondern lediglich mit Wasser. Ist der letzte Schwung des letzten Zeichens getan, beginnt das erste bereits schon wieder auf dem Stein zu verblassen - der Akt des Schaffens beginnt umgehend von Neuem. Die Leidenschaft der Leidenschaftslosigkeit, die Kim Ki-Duk hier in mitunter schlichte, trotz ihres oft schmerzlichen Inhalts meist bemerkenswert wenig dramatische Bilder zu fassen bekommt, ist in jenen Momenten schier atemberaubend.
Natürlich auch ein tief religiöser Film. Es mag an der mangelnden kulturellen Nähe zum Buddhismus liegen, aber in diesem Falle lässt sich das gut an, vielleicht auch, weil er nicht - wie ein anderer, stumpfsinniger Religionsfilm, der derzeit die hiesigen Leinwände beleuchtet und dem ich hier nicht die Gunst erweise, namentlich genannt zu werden - auf Überzeugung aus ist, auch nicht auf eine verbissene Universalität. Weil er einen nicht anschreit - trotz einiger ebenso vorhandener Drastiken -, sondern weil er auch stets die Option lässt, lediglich interessierter Beobachter zu sein, um, wenn schon nicht etwas für sein Leben, so doch etwas über eine andere Religion, eine andere Kultur zu lernen.
Eine kleine, feine Kino-Meditation - ich habe jede Einstellung genossen.
imdb | offizielle website | filmz.de | angelaufen
Zunächst ein Film der Zeit: Ruhig, langsam, sacht entfaltet er sich. Seine Bilder laden ein, sich darin kontemplativ zu versenken. Jede Einstellung so exakt - in dem was sie zeigt, was sie aussagt, wie lange sie dauert - und voller Sorgfalt konzipiert, dass man - ein Klischee, freilich - ihnen die entspannende wie anregende Eigenschaft einer heißen Tasse grünen Tees zusprechen möchte. Auch eine solche benötigt aber in ihrer Zubereitung viel Sorgfalt und Liebe, soll das Ergebnis munden, vor allem aber Wirkung entfalten, vielleicht also ist ein Vergleich mit, sagen wir, zumindest einer Teezeremonie nicht so daneben. Eine wahre Freude ist es, endlich einmal wieder zwei Stunden als solche wirklich spüren zu können, diese Sorglosigkeit, die mit einem Kinobesuch - einem Kinogang - einher geht, wenn man sich nun für eine gewisse Zeit genau nur eine Sache vornimmt, und nichts anderes. Diese zärtliche Demut spiegelt sich im Film wider, zumal sie auch die Vergänglichkeit eines Kinobesuchs (ja jeden Kunstgenusses, eigentlich) - es bleibt ja physisch davon nichts weiter übrig - in seiner eigenen Geschichte, die fast nur von Vergänglichkeit spricht, berücksichtigt: Einen kleinen Moment lang sehen wir diesen alten Meister auf seinem Hausboot beim Kalligrafieren auf einer kleinen Steinstatue. Der Pinsel ist befeuchtet, nicht mit Farbe aber, sondern lediglich mit Wasser. Ist der letzte Schwung des letzten Zeichens getan, beginnt das erste bereits schon wieder auf dem Stein zu verblassen - der Akt des Schaffens beginnt umgehend von Neuem. Die Leidenschaft der Leidenschaftslosigkeit, die Kim Ki-Duk hier in mitunter schlichte, trotz ihres oft schmerzlichen Inhalts meist bemerkenswert wenig dramatische Bilder zu fassen bekommt, ist in jenen Momenten schier atemberaubend.
Natürlich auch ein tief religiöser Film. Es mag an der mangelnden kulturellen Nähe zum Buddhismus liegen, aber in diesem Falle lässt sich das gut an, vielleicht auch, weil er nicht - wie ein anderer, stumpfsinniger Religionsfilm, der derzeit die hiesigen Leinwände beleuchtet und dem ich hier nicht die Gunst erweise, namentlich genannt zu werden - auf Überzeugung aus ist, auch nicht auf eine verbissene Universalität. Weil er einen nicht anschreit - trotz einiger ebenso vorhandener Drastiken -, sondern weil er auch stets die Option lässt, lediglich interessierter Beobachter zu sein, um, wenn schon nicht etwas für sein Leben, so doch etwas über eine andere Religion, eine andere Kultur zu lernen.
Eine kleine, feine Kino-Meditation - ich habe jede Einstellung genossen.
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