Thema: Alltag, medial gedoppelt
05. Januar 04 | Autor: immo | 0 Kommentare | Kommentieren
Das seltsame Gefühl, zwar bereits im Jahr 2004 zu leben und doch noch immer mit 2001 Zukünftigkeit und Ferne zu assoziieren.
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
24. Dezember 03 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Diverse Würdenträger der beiden großen christlichen Konfessionen in diesem Land haben es sich auch zu diesem Weihnachtsfest nicht nehmen lassen, mal wieder das Gebahren diverser TV-Sender über die Weihnachtsfeiertage anzuprangern. Dies konnte man bereits vor ein paar Tagen bei digitalfernsehen.de nachlesen. Mal vom geradezu sorglosen Gebrauch von Vokabeln wie "gewaltverherrlichend" abgesehen, der bereits diverse Alarmglocken schellen lässt, ist es doch erstaunlich, wie selbstverständlich manche Kleriker noch immer von eigenen Hegemonien ausgehen. Okay, zum Boykott aufrufen darf jeder. Richtet sich in dem Fall ja auch nur an Gleichgesinnte und Weihnachtsfetischisten, die aber, davon ist wohl auszugehen, Heiligabend bestimmt nicht mit Knallereien aus dem Hause Schwarzenegger beschließen. Absolut sauer stößt hingegen auf, wie da von "Gewaltfilmen" zur Weihnachtszeit als ein "Widerspruch in sich" gesprochen und Beschämungen zum Ausdruck gebracht werden. Hallo? Anyone home? Wieviele Menschen leben in Deutschland, denen Weihnachten herzlich am Arsch vorbeigeht? Wieviele Moslems und Juden und Atheisten und Agnostiker und Weihnachtsmuffel? Und wievielen Menschen ist ein irgendwie gearteter frommer Background der Feiertage völlig wurscht, aber ist halt geil weil neuer DVD-Player und fett Braten und so. Eben! Woher da die Pfaffen nun also einen Anlaß zur Beschämung herleiten (der ja wiederum auf einer Überzeugung fußt, die einen anderen Zustand nicht nur individuell als besser empfunden, sondern als eigentlich auf absoluter Ebene angemessen ansieht), bleibt schleierhaft. Scheint aber wohl irgendwas mit der nie ganz überwundenen Erniedrigung durch die Säkularisierung zu tun zu haben.
Wo wir schon beim Thema sind: Nachher um 01:00 Uhr nicht Ein Einsamer kehrt zurück (Italien 1972) verpassen! Ein recht später Italo-Western aus der B-Schublade mit Klaus Kinski. Und bestimmt auch mit Gewalt. Läuft auf dem reanimierten Tele5, dessen Nachtprogramm im übrigen von Freunden alter und rarer B-Movie-Ware im Auge behalten werden sollte.
Wo wir schon beim Thema sind: Nachher um 01:00 Uhr nicht Ein Einsamer kehrt zurück (Italien 1972) verpassen! Ein recht später Italo-Western aus der B-Schublade mit Klaus Kinski. Und bestimmt auch mit Gewalt. Läuft auf dem reanimierten Tele5, dessen Nachtprogramm im übrigen von Freunden alter und rarer B-Movie-Ware im Auge behalten werden sollte.
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
24. Oktober 03 | Autor: immo | 0 Kommentare | Kommentieren
Alleine durch den Volkspark Friedrichshain getappt, strahlender Sonnenschein, buntes Laub - das will genutzt sein! Ein Buch hatte ich mir mitgenommen, den Arnheim aus dem Suhrkamp, irgendwo wollte ich mich niederlassen.
Ob's nun an den wehmütigen Erinnerungen an die unglaubliche Sanft- und Schönheit des Central Parks im Juni lag oder an etwas völlig anderem, aufgefallen ist mir jedenfalls, wie sehr der Park doch ein "Durchgeh"-Park ist, wie wenig - ganz im Gegensatz zur New Yorker Grünanlage, die ich am liebsten am Boden sitzend durchquert hätte - Park der Muse und verträumten Zeit. Kaum eine Ecke jedenfalls, die mich zum Verbleib eingeladen hätte, keine Parkbank, die "wie für mich bestimmt" schien (ich bin bei sowas gern romantisch).
Gewiss, von den mir bekannten ist der Friedrichshainer sicher einer der schönsten Parks Berlins. Und ich will ihn auch gar nicht schlecht reden. Ich lief so vor mich hin, führte - wie ich bei Arnheim später noch lesen sollte - "zweckfreie Betrachtungen" durch, erklomm die verschiedenen Gipfel der Anlage, von denen ich nicht weiß, wieviele es gibt und ob ich bereits alle entdeckt habe. Nur eben hinsetzen wollte ich mich, zunächst, nirgends.
Später dann aber doch, unweit der schönsten Ecke des Parks, an einem kleinen, angelegten See, der, bezeichnend eigentlich, hässlich umzäunt war, ein Schild: "Vorsicht Baustelle", die freilich nirgends zu erblicken war. Einen Moment lang überlegte ich, ob die Umzäunung einfach umgehen und mich ganz patzig in diese sinnfrei weggesperrte Ecke setzen sollte - es wäre ein Leichtes gewesen, da die Umzäung bereits wenige Meter abseits des Weges endete, einfach so.
Ein so sanfter Tag ist indes keiner der jugendlichen Renitenz, deswegen ließ ich es auf sich beruhen, setzte mich ein paar Schritte weiter endlich auf eine Parkbank und begann zu schmökern, lediglich abgelenkt von einem eher weniger nett anzuschauenden, jungen Pärchen eine Bank weiter, das sich gegenseitig mit dem Handy knipste, welches, ungelogen, jeden Schuss mit dem gesampelten "Klick" eines Fotoapparates quittierte. Bald dann also weiter, durch's Laub, ein bis dahin noch unbekanntes ganz bezauberndes Fleckchen aufgetan, mit Bank sogar, das ich in Zukunft direkt als Örtchen für die ungestörte Lektüre ansteuern werde. Ein paar Sorgen vergessen, für kurze Zeit zumindest. Manchmal tut das allein schon gut. Gedanken gedacht, auf dem Heimweg dann Marzipankartoffeln.
Ob's nun an den wehmütigen Erinnerungen an die unglaubliche Sanft- und Schönheit des Central Parks im Juni lag oder an etwas völlig anderem, aufgefallen ist mir jedenfalls, wie sehr der Park doch ein "Durchgeh"-Park ist, wie wenig - ganz im Gegensatz zur New Yorker Grünanlage, die ich am liebsten am Boden sitzend durchquert hätte - Park der Muse und verträumten Zeit. Kaum eine Ecke jedenfalls, die mich zum Verbleib eingeladen hätte, keine Parkbank, die "wie für mich bestimmt" schien (ich bin bei sowas gern romantisch).
Gewiss, von den mir bekannten ist der Friedrichshainer sicher einer der schönsten Parks Berlins. Und ich will ihn auch gar nicht schlecht reden. Ich lief so vor mich hin, führte - wie ich bei Arnheim später noch lesen sollte - "zweckfreie Betrachtungen" durch, erklomm die verschiedenen Gipfel der Anlage, von denen ich nicht weiß, wieviele es gibt und ob ich bereits alle entdeckt habe. Nur eben hinsetzen wollte ich mich, zunächst, nirgends.
Später dann aber doch, unweit der schönsten Ecke des Parks, an einem kleinen, angelegten See, der, bezeichnend eigentlich, hässlich umzäunt war, ein Schild: "Vorsicht Baustelle", die freilich nirgends zu erblicken war. Einen Moment lang überlegte ich, ob die Umzäunung einfach umgehen und mich ganz patzig in diese sinnfrei weggesperrte Ecke setzen sollte - es wäre ein Leichtes gewesen, da die Umzäung bereits wenige Meter abseits des Weges endete, einfach so.
Ein so sanfter Tag ist indes keiner der jugendlichen Renitenz, deswegen ließ ich es auf sich beruhen, setzte mich ein paar Schritte weiter endlich auf eine Parkbank und begann zu schmökern, lediglich abgelenkt von einem eher weniger nett anzuschauenden, jungen Pärchen eine Bank weiter, das sich gegenseitig mit dem Handy knipste, welches, ungelogen, jeden Schuss mit dem gesampelten "Klick" eines Fotoapparates quittierte. Bald dann also weiter, durch's Laub, ein bis dahin noch unbekanntes ganz bezauberndes Fleckchen aufgetan, mit Bank sogar, das ich in Zukunft direkt als Örtchen für die ungestörte Lektüre ansteuern werde. Ein paar Sorgen vergessen, für kurze Zeit zumindest. Manchmal tut das allein schon gut. Gedanken gedacht, auf dem Heimweg dann Marzipankartoffeln.
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
Wenn man sich mal den dreisten Luxus der Perspektive eines äußeren Beobachters leisten mag, dann ist der Kapitalismus eigentlich wohl nicht mehr ernst zu nehmen. Trash-Entertainment, bestenfalls.
Ein Beispiel: Seit September gibt's im Edeka nebenan wieder allerlei Weihnachtsgebäck, natürlich auch Marzipankartoffeln. Den abgehangenen Spruch von wegen "wird auch jedes Jahr früher" spar' ich mir einfach, das ist was für Leute, die sich, meist ohne Erfolg, gerne als smart verkaufen (und vermutlich sind die eh mit denen identisch, die im Kino nach der Werbung, wenn nochmal das Licht vor dem Film angeht, lautstark feixen, dass das echt ein prima Film gewesen sei). Ich mag Marzipankartoffeln sehr gerne, die darf es ruhig das ganze Jahr geben.
Kommen wir zum Punkt: Die Marzipankartoffeln gibt's nämlich in verschiedenen Stückzahleinheiten, wie ja fast eigentlich alles. Die kleinstmögliche Einheit besteht aus 125 Gramm zu 49 Cent und diese soll im weiteren als Bezugsgröße dienen. Die nächstmögliche Einheit schlägt bereits mit 50 Cent mehr zu Buche, für - aufgemerkt! - 75 Gramm mehr Inhalt. Na hoppla, denkt man sich da vielleicht, dann käme ja zweimal die kleinste Einheit nicht nur einen Cent billiger, nein, man hätte auch noch 50 Gramm mehr Naturalien im Wanst! Linienbewusste Völlerer mögen für sich diesen Umstand vielleicht noch damit aus der Welt schaffen, dass 1 Cent nun wirklich keinen arm mache, und man vielleicht auch gar nicht gleich den Drang nach einem Viertel Kilo Marzipan verspüre, sondern auch gerne mal mit etwas weniger Vorlieb nähme. Grotesk aber wird's, wendet man sich, eh schon verwundert, dem dritten Konsummodell zu: 500 Gramm Marzipan in einer wabbeligen Plastikdose für 2,99 Euro! Man muss noch nicht einmal den Taschenrechner bemühen, um festzustellen, dass dem 4 mal die kleinste Einheit im Inhalt zwar gleichkommt, dem Geldbeutel aber mehr als 1 Euro Ersparnis einbringt.
Was will uns good ol' Märchenonkel Kapitalismus nun damit also erzählen? Dass Geld ausgegeben nicht nur geil ist, sondern auch irre sexy, das ist ja nun gewissermaßen eine der konstituierenden Grunderzählungen, das kann's also nun nicht sein. Was also dann? Dass das in Zeiten der Krise und der Rezession für arme Schweine ungemein beruhigende Gefühl, auch einmal der zu sein, der zur größten Packung gegriffen hat, bereits für schlanke 50 Prozent Aufpreis zu haben ist? Oder aber, dass sich Zielgruppe und Kapitalismus mittlerweile derart selbst gegenseitig degeneriert haben, dass einfach nur noch alles scheißegal, "Angebot und Nachfrage" eh nur noch ein Ammenmärchen und "Pisa" nicht nur Symptom, sondern eigentlich schon Zustand ist?
Ich sach ja: Trash eben! Und ich gebe gerne zu: Beim ersten Mal hatte ich auch beherzt zur großen Dose gegriffen (nur um mich nach dem nächsten Besuch einen Tag lang nicht mehr im Spiegel ansehen zu können): Die äußere Perspektive ist eben doch nur Illusion.
Ein Beispiel: Seit September gibt's im Edeka nebenan wieder allerlei Weihnachtsgebäck, natürlich auch Marzipankartoffeln. Den abgehangenen Spruch von wegen "wird auch jedes Jahr früher" spar' ich mir einfach, das ist was für Leute, die sich, meist ohne Erfolg, gerne als smart verkaufen (und vermutlich sind die eh mit denen identisch, die im Kino nach der Werbung, wenn nochmal das Licht vor dem Film angeht, lautstark feixen, dass das echt ein prima Film gewesen sei). Ich mag Marzipankartoffeln sehr gerne, die darf es ruhig das ganze Jahr geben.
Kommen wir zum Punkt: Die Marzipankartoffeln gibt's nämlich in verschiedenen Stückzahleinheiten, wie ja fast eigentlich alles. Die kleinstmögliche Einheit besteht aus 125 Gramm zu 49 Cent und diese soll im weiteren als Bezugsgröße dienen. Die nächstmögliche Einheit schlägt bereits mit 50 Cent mehr zu Buche, für - aufgemerkt! - 75 Gramm mehr Inhalt. Na hoppla, denkt man sich da vielleicht, dann käme ja zweimal die kleinste Einheit nicht nur einen Cent billiger, nein, man hätte auch noch 50 Gramm mehr Naturalien im Wanst! Linienbewusste Völlerer mögen für sich diesen Umstand vielleicht noch damit aus der Welt schaffen, dass 1 Cent nun wirklich keinen arm mache, und man vielleicht auch gar nicht gleich den Drang nach einem Viertel Kilo Marzipan verspüre, sondern auch gerne mal mit etwas weniger Vorlieb nähme. Grotesk aber wird's, wendet man sich, eh schon verwundert, dem dritten Konsummodell zu: 500 Gramm Marzipan in einer wabbeligen Plastikdose für 2,99 Euro! Man muss noch nicht einmal den Taschenrechner bemühen, um festzustellen, dass dem 4 mal die kleinste Einheit im Inhalt zwar gleichkommt, dem Geldbeutel aber mehr als 1 Euro Ersparnis einbringt.
Was will uns good ol' Märchenonkel Kapitalismus nun damit also erzählen? Dass Geld ausgegeben nicht nur geil ist, sondern auch irre sexy, das ist ja nun gewissermaßen eine der konstituierenden Grunderzählungen, das kann's also nun nicht sein. Was also dann? Dass das in Zeiten der Krise und der Rezession für arme Schweine ungemein beruhigende Gefühl, auch einmal der zu sein, der zur größten Packung gegriffen hat, bereits für schlanke 50 Prozent Aufpreis zu haben ist? Oder aber, dass sich Zielgruppe und Kapitalismus mittlerweile derart selbst gegenseitig degeneriert haben, dass einfach nur noch alles scheißegal, "Angebot und Nachfrage" eh nur noch ein Ammenmärchen und "Pisa" nicht nur Symptom, sondern eigentlich schon Zustand ist?
Ich sach ja: Trash eben! Und ich gebe gerne zu: Beim ersten Mal hatte ich auch beherzt zur großen Dose gegriffen (nur um mich nach dem nächsten Besuch einen Tag lang nicht mehr im Spiegel ansehen zu können): Die äußere Perspektive ist eben doch nur Illusion.
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Thema: Alltag, medial gedoppelt
23. Oktober 03 | Autor: immo | 0 Kommentare | Kommentieren
Woher kommt das eigentlich? Ich mein, ich müsste wirklich einfach nur dort hin, zum Amt, und einen Antrag abgeben. Ganz einfach eigentlich, und dann noch "Tschüss" oder "Schönen Tag noch" sagen. Trotzdem verschlepp' ich das von einem Tag zum nächsten, immer wieder neue Ausreden, warum das heute eigentlich noch nicht Not tut, ich habe ja noch Zeit. So geht das schon seit Wochen. Letzte Nacht habe ich mich, in diesem Dämmerzustand kurz vor dem Einschlafen, sogar im Geiste dort gesehen - Mensch, was bin ich da aufgeschreckt, an Schlaf war zunächst nicht mehr zu denken! Ist das schon eine ausgewachsene Paranoia oder lediglich begründete Abneigung?
Heute oder morgen ist Stichtag, mittlerweile gilt's! Ich plädiere für heute, das Leben ist schlecht.
Heute oder morgen ist Stichtag, mittlerweile gilt's! Ich plädiere für heute, das Leben ist schlecht.
° ° °
lol