Montag, 14. April 2008


Dann und wann präsentiert Telepolis einen echten Leckerbissen, angenehm fernab von Tagesaktualität oder ähnlich akuter Aspekte. Diesmal: Eine angenehm weitgreifende Hommage an eine der Initialzündungen des QualityTV, die britische TV-Serie The Prisoner aus den 60er Jahren. [via]

Zwar habe ich diese bislang noch nicht zuende schauen können, doch waren die ersten Episoden sehr reizvoll; ein guter Reminder, sich der Serie endlich mal eingehender zu widmen.

Einen Vorgeschmack auf die obskure Welt dieser Serie bietet der folgende Teaser-Trailer auf YouTube:



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Sonntag, 6. April 2008


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Donnerstag, 21. Juni 2007
Wollte nur kurz durchgeben, bzw. darauf hinweisen, dass heute abend um 22.15 auf RTL die Serie Prison Break startet. Wer noch nicht das Vergnügen hatte, diese Serie via Import-DVD zu sehen, darf sich meiner dringenden Empfehlung sicher sein! Prison Break erfindet das Rad zwar kaum neu, hebt aber Erzähl- und Spannungsökonomie auf ein ordentlich hohes Niveau. Nicht zuletzt ist Scofield, die Hauptfigur, schlicht und ergreifend the new cool (ein Aspekt, der allerdings in synchronisierter Form vermutlich beschädigt wird).

Auf SpOn gibt's ein paar Beobachtungen (siehe aber auch FAZ), die a bissl zu sehr auf mangelnde Logik versteift sind (meine Güte, na sicher ist da viel heiße Nadel drin, aber bei Hitchcock weist ja auch kein Mensch dauernd drauf hin, dass da ganz schön viel ganz schön unlogisch ist!), wo das Spannende an der Serie doch gerade die Aufbereitung des Verhältnisses zwischen allmächtig nur erscheinendem Überwachungsapparat und intellektuell-sportiv informierten Umgehungsstrategien ist, die im Zeitalter von Innenministeriums-Deppen, Videotechnik-Lobbyisten und Kontroll-Freaks fast schon subversiven Charakter erreicht.

Aber egal. 22.15, RTL: anschauen, Chips & Bier nicht vergessen.


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Mittwoch, 6. Juni 2007


Der Fall Jericho bleibt weiterhin heiß: Gestartet als last season's Flaggschiff des Networks CBS erwies sich die Serie, in der sich nach einem nuklearen Schlag gegen die USA Überlebende in einer Hinterland-Siedlung namens Jericho sammeln, trotz eines guten Einstiegs nach einer dreimonatigen Pause zunehmend als Quotenenttäuschung (was im Falle des völlig ins bizarre geglittenen US-Serienmarkts soviel bedeutet wie: nur knapp über 7 Millionen Zuschauer...).

Das Urteil wurde bereits vor Seasonende erahnt und folgte schließlich wenig später im Mai: CBS wird keine weitere Season von Jericho in Auftrag geben. Das ist nicht nur für die dennoch zahlreichen Fans der Serie bitter, da die erste Season offen endet, sondern auch für den hiesigen Lizenznehmer Pro7, der die Rechte an der Serie noch vor der Absetzung erwarb und nun ein gewisses Überzeugungsproblem hat.

Die mittlerweile buchstäblich hochvernetzte "Serienszene" ließ indes auf Protestaktionen nicht lange warten: In einer wahrscheinlich wirklich beispiellos über das Internet organisierten Kampagne wurden Tonnen von Peanuts bestellt - und an die Lieferadresse von CBS geschickt. Die Aktion ist doppeldeutig: Auch Peanuts, also Nippes-Beträge im Finanzjargon, bringen hinreichend Gewicht auf die Waage, vor allem, wenn sie massenhaft angeliefert werden; und völlig "nuts" müssen die Verantwortlichen bei CBS zu sein, wenn sie nicht den Mut aufbringen, einer vielversprechenden Qualitätsserie den Raum zur Entwicklung und Reifung zu bieten.

Weiterhin ist diese Aktion auch dafür Indiz, dass sich der Serienmarkt unter den neu-medialen Paradigmen des Internets und der digitalen Distribution im dramatischen Maße neu strukturiert und deshalb auch nach neuen Geschäftsmodellen und -praktiken verlangt. Bloße Ausstrahlungsquote alleine ist kaum mehr in der Lage, den Erfolg einer Serie zu messen, da die ausstrahlungssynchrone Sichtung zusehends an Attraktivität verliert: DVD-Auswertung, Online-Streamings, zeitversetztes Sehen via TiVo und legaler oder illegaler Download gewinnen zusehends an beachtlicher Relevanz für die Streuweite zumal nicht auf episodic closure setzender Serien jüngeren Formats.

Ob nun die Nüsse ausschlaggebend waren, sei dahingestellt. Jedenfalls rumort die US-Branche derzeit, dass Jericho doch noch nicht zu den Akten gelegt sein könnte. Mit der LA Times, Variety und dem Hollywood Reporter streuen keineswegs nur Gerüchteküchen Meldungen über eine mögliche Wiederaufnahme der Serie. Konkreten Charakter weist zwar noch keine Meldung auf. Doch stehen die Zeichen nicht zum Schlechtesten, dass Jericho, wenngleich in einem wahrscheinlich abgeänderten Format, zurückkehren könnte. Eine acht Episoden umspannende Mini-Serie scheint die attraktivste Lösung zu sein.

Ich halte das für eine spannende Entwicklung. Seh- und Rezeptionsgewohnheiten strukturieren sich zur Zeit dramatisch neu; sollte Jericho doch noch mit Erfolg in die Verlängerung gehen, könnte sich dies als erstes Indiz für eine darauf reagierende Umstrukturierung von Produktion und Vermarktung neuer Serienformate betrachten lassen. Und vielleicht würde es in Zukunft weit weniger tragische Fehlentscheidungen wie die damalige Absetzung von Firefly geben.

Bleibt schlussendlich abzuwarten, was von Jericho selbst zu halten ist. Was ich bis jetzt schon spannend finde, ist das Detail, dass auch hier ein Weltverlust im Mittelpunkt steht. Ich will daraus keineswegs schon voreilige Schlüsse ziehen, doch scheint sich dieses Motiv gerade wie ein roter Faden durch die Landschaft zumindest ambitionierter US-Serien der letzten Jahre zu zeichnen: Ob nun Lost oder Battlestar Galactica, ob Deadwood oder Jericho und bis zu einem gewissen Grad auch Prison Break: Allesamt handeln sie von einer Gruppe, die, mehr oder weniger schlagartig mit einer neuen Lebensrealität abseits vertrauer Welt-Koordinaten konfrontiert, neue Verhaltenspraxen und Ethiken entwickeln muss. Mit etwas Mut zur steilen These will ich dann doch etwas behaupten: Wer in Zukunft die USA der 00er Jahre verstehen will, wird um einen aufmerksamen Blick in diese Serien nicht herumkommen.


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Donnerstag, 1. März 2007
Die Shadoks sind so ziemlich unglaublich. Wegen allem! Mehr Info hier.

Ein paar Eindrücke hier auf YouTube. Eine DVD mit der ersten Staffel ist vor wenigen Tagen erschienen.



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Sonntag, 25. Februar 2007


Durchaus hübsche Cop-Serie, die man sich natürlich nicht in der (allerdings wohl von BBC für den internationalen Markt selbst) verhunzten Fassung im deutschen Fernsehen anschauen sollte. Vorzuziehen wäre die britische DVD-Box, die die erste Staffel ungeschnitten bringt und natürlich mit dem wunderbaren Originalton - feinstes British English - kommt.

Die narrative Prämisse ist fast schon unverschämt naiv - aber eben auch auf effektive Weise simpel: Ein Cop in der Jetzt-Zeit jagt einen Serienkiller. Dabei kommt es zu einem fiesen Autounfall. Der Cop wacht im Jahr 1973 auf - und darf nun rätseln, ob er tatsächlich einen Zeitsprung gemacht hat oder im Koma liegt. (letzteres wird durch regelmäßige, innerdiegetisch durch mediale Übermittlung motivierte Einschübe auf der Tonspur zumindest sehr deutlich nahegelegt)

Selbstverständlich bringt dies, zumal in der ersten Folge, muntere Turbulenzen mit sich ("Where's my mobile...?" - "Mobile what?" - "... Phone!" - "What??"), auf die die Serie regelmäßig zu sprechen kommt; allerdings beschränkt sich Life on Mars - im übrigen wirklich nach David Bowies wundervollem Song benannt - dankenswerterweise nicht darauf. Im Gegenteil rückt der Zeitsprung-Komplex auffallend deutlich an den Rand des Geschehens und ist eher als Mystery-Kolorit zu verstehen.

Vielleicht lässt sich dieser Aspekt aber auch einfach als (dann aber schon fast erfrischend unverschämtes) Zugeständnis auffassen: Eine Copserie, die im Jahr 1973 spielt, dürfte - trotz allem Reiz, den das mit sich bringt - wohl nicht ohne weiteres Selbstverständlichkeit für sich beanspruchen; dennoch ist Life on Mars vor allem eben dieses: Eine Copserie, die im Jahr 1973 spielt. Das Hauptaugenmerk liegt deutlich auf den (in sich abgeschlossenen) kriminalistisch motivierten Plots um Geiselnehmer, Totschlag und Serienkiller. Denn auch im Jahr 1973 ist unsere Hauptfigur ein Cop - der sich allerdings erst in die ihm völlig fremde "Ermittlungskultur" der frühen 70er einfühlen muss. Sein 'Gegenspieler' in der Polizeieinheit ist "Guv", ein widerwärtiger - aber eben sympathisch widerwärtiger - versoffener Cop, der am Tatort eher draufhaut als nach der Forensik zu rufen. Aus dem Widerstreit der Methoden, Ansichten und Ehtiken bezieht Life on Mars ein Gutteil seines narrativen Reizes; zumal, da sich mit Fortschreiten der Serie nicht nur Annäherungen der beiden untereinander ergeben, sondern auch Marotten liebgeworden werden: Wenn "Guv" einen Verdächtigen festnehmen lassen will, delegiert er das barsch an einen Beamten weiter unten in der Rangliste. Als der fragt, für was, antwortet "Guv" einfach nur: "Make something up on your way!"

Daneben gibt es für den Retro- und Vintagefreund ordentlich was zu schauen: Kleidung, Frisuren, Einrichtungsgegenstände und Autos ergeben ein ungemein stylishes Bild, dem aber ein interessanter Spagat gelingt: Freilich ist da bildoptische Faszination für den Stil vergangener Dekaden zu spüren, ein bloßes Nostalgie-Pastiche im Sinne eines Film gewordenen coffee table books für Geschmacksmenschen oder gar eines 70er Katalogs ist Life on Mars indes nicht geworden: Häufig spielt die Serie in den Hintergassen und Nebenstraßen Manchesters, nahe der Fabriken, und unter sozial eher schlecht gestellten Bevölkerungsschichten. Im Bonusmaterial der DVD erläutert der Regisseur der ersten Folgen denn auch, dass es ihm nicht darum gegangen sei, die 70er gewissermaßen als Boutique zu etablieren; dass die 70er vor allem auch eine sozial sehr problematische Zeit gewesen sind, in denen eben nicht jeder mit schicken Retro-Lederjacken durch's Leben stolzierte, sei eine seiner Vorgaben für's Drehen gewesen. Im Verbund mit der höchst aktuellen Inszenierungsweise ergibt sich ein stark vitaler Eindruck, der postmodernen style zwar nicht explizit verneint, sich aber auch nicht blindlings in dessen Fallen verirrt.

Von höchst ambitionierten Entwürfen wie Lost oder Battlestar Galactica ist Life on Mars sicher ein gutes Stück entfernt; eher ist die Serie als gute Unterhaltung auf recht ordentlichem Niveau einzuschätzen. Man muss sich erst ein wenig mit ihr anfreunden, ihre Figuren kennenlernen und sich in dieser Welt orientieren, bevor sich wirklicher Reiz ergibt (bei mir ergab sich das etwa in der dritten oder vierten Folge); dann aber ist es eine große Freude, den sorgfältig gezeichneten Figuren, den liebevoll in Szene gesetzten Sets und den gut konstruierten Einzelplots beim Sich-Entfalten zuzuschauen.

Achtmal rund eine Stunde Fernsehspaß mit Gimmick - geht okay! Eine zweite, die Serie dann wohl auch abschließende Staffel ist in Großbritannien soeben gestartet.

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lol