Thema: Kinokultur
Die chinesische Kinematographie mag viele Preziosen bergen; immer aber auch ist sie, dem dort herrschenden Regime ist's gedankt, zensiert, genehmigt, abgesegnet. Die Machtinhaber lassen sich eben von kleinen Filmemachern - und wenn sie auch nur für Festivals drehen - nicht ins Gehege kommen.
Erneut hat es nun den Regisseur Lou Ye getroffen. Bereits sein schöner Suzhou River brachte ihm eine Sperre ein, da er es wagte, den Film noch vor der Genehmigung durch die Staatsbehörden auf dem Rotterdamer Filmfestival zu zeigen. Ähnliche Streitigkeiten hatte es vor dem Festival in Cannes gegeben, wo Lou Ye erneut einen Film präsentieren wollte, ohne noch das leidge "Ok" der Bürokraten einzuholen.
Nun liegt die Quittung auf dem Tisch: Wenn es nach den Zensoren in China geht, darf der Regisseur fünf Jahre lang keinen Film mehr drehen. Die Sperre wurde auch auf den Produzenten des Films, Nai An, ausgeweitet. Kaiju Shakedown hat weitere Informationen zu dem Vorfall.
Lou Yes Verhalten war richtig und notwendig; eine solche Gängelung der Kunst durch den bürokratischen Apparat eines diktatorischen Regimes ist in keiner Weise hinzunehmen. Ich fordere alle sich der Film- und Kinokultur verpflichteten Institutionen dazu auf, gegen dieses faktische Berufsverbot zu protestieren und Lou Ye und Nai An gegebenenfalls soweit zu unterstützen, dass es ihnen möglich ist, weiter Filme zu drehen. Und wenn ich schon mal dabei bin, darf sich auch China aufgefordert sehen, seine Zensurbehörden ersatzlos abzuschaffen und seinen Filmemachern die Möglichkeit einzuräumen, frei Filme drehen und präsentieren zu können. Und die Internetzensur soll auch weg.
Nachtrag: Lou Ye äußert sich in diesem Interview.
Erneut hat es nun den Regisseur Lou Ye getroffen. Bereits sein schöner Suzhou River brachte ihm eine Sperre ein, da er es wagte, den Film noch vor der Genehmigung durch die Staatsbehörden auf dem Rotterdamer Filmfestival zu zeigen. Ähnliche Streitigkeiten hatte es vor dem Festival in Cannes gegeben, wo Lou Ye erneut einen Film präsentieren wollte, ohne noch das leidge "Ok" der Bürokraten einzuholen.
Nun liegt die Quittung auf dem Tisch: Wenn es nach den Zensoren in China geht, darf der Regisseur fünf Jahre lang keinen Film mehr drehen. Die Sperre wurde auch auf den Produzenten des Films, Nai An, ausgeweitet. Kaiju Shakedown hat weitere Informationen zu dem Vorfall.
Lou Yes Verhalten war richtig und notwendig; eine solche Gängelung der Kunst durch den bürokratischen Apparat eines diktatorischen Regimes ist in keiner Weise hinzunehmen. Ich fordere alle sich der Film- und Kinokultur verpflichteten Institutionen dazu auf, gegen dieses faktische Berufsverbot zu protestieren und Lou Ye und Nai An gegebenenfalls soweit zu unterstützen, dass es ihnen möglich ist, weiter Filme zu drehen. Und wenn ich schon mal dabei bin, darf sich auch China aufgefordert sehen, seine Zensurbehörden ersatzlos abzuschaffen und seinen Filmemachern die Möglichkeit einzuräumen, frei Filme drehen und präsentieren zu können. Und die Internetzensur soll auch weg.
Nachtrag: Lou Ye äußert sich in diesem Interview.
° ° °
kommentare dazu:
lukasf,
Donnerstag, 7. September 2006, 15:47
Klar, Zensur ist mieß und die chinesische ist wahrscheinlich eine der schlimmsten, gerade was das Internet angeht.
Im speziellen Fall solcher chinesischen Underground-Filme sind die Fronten zwischen bösem Staat und kreativem unabhängigen Künstler aber nicht immer ganz so klar verteilt. Oft scheint das Prädikat "Undergroundfilm" in recht opportunistischer Weise dazu verwendet zu werden, auf westlichen Festivals orientalistischen Klischees entgegenzukommen, hier ein Artikel zu diesem Thema in Senses of cinema:
http://www.sensesofcinema.com/contents/04/32/chinese_underground_film.html
Trotzdem hat Lou Ye natürlich jegliche Unterstützung verdient und wahrscheinlich auch bitter nötig...
Im speziellen Fall solcher chinesischen Underground-Filme sind die Fronten zwischen bösem Staat und kreativem unabhängigen Künstler aber nicht immer ganz so klar verteilt. Oft scheint das Prädikat "Undergroundfilm" in recht opportunistischer Weise dazu verwendet zu werden, auf westlichen Festivals orientalistischen Klischees entgegenzukommen, hier ein Artikel zu diesem Thema in Senses of cinema:
http://www.sensesofcinema.com/contents/04/32/chinese_underground_film.html
Trotzdem hat Lou Ye natürlich jegliche Unterstützung verdient und wahrscheinlich auch bitter nötig...
thgroh,
Donnerstag, 7. September 2006, 16:33
Verstehe ich jetzt nicht ganz, ich hatte ja nun nicht geschrieben, dass in China Undergroundfilme sich wider das Regime stellen, sondern eben genau, dass das dortige Kino zwar immer wieder sehr toll sein mag, aber eben auch durchreguliert ist. Oder verstehe ich jetzt Deinen Einwurf falsch?
lukasf,
Donnerstag, 7. September 2006, 16:59
Nein, mein Kommentar war nicht dazu gedacht, Deinen Aufruf abzuschwächen oder ähnliches. Ich wollte nur ergänzend darauf hinweisen, dass das durchregulierte System der chinesischen Filmproduktion dem sog. Undergroundfilm nicht nur Probleme bereitet, sondern ihm auch - manchmal etwas fragwürdige - Aufmerksamkeit auf westlichen Festivals beschert, die darauf beruht, dass der Film "in China verboten" ist und deshalb automatisch auf der richtigen Seite zu stehen hat. Manchem vermeintlichen oder tatsächlichen Filmrebellen dienen gezielt lancierte Provokationen (zumindest legt das der Artikel in Soc nahe) als Sprungbrett für größere und dann durchaus mit der Staatsraison kompatible Projekte.
Aber dieses Phänomen ist natürlich ebenfalls eine Folge der staatlichen Zensur in China und infolge dessen nur ein Grund mehr, gegen eine solche Praxis Stellung zu beziehen.
Aber dieses Phänomen ist natürlich ebenfalls eine Folge der staatlichen Zensur in China und infolge dessen nur ein Grund mehr, gegen eine solche Praxis Stellung zu beziehen.
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