Mittwoch, 22. Dezember 2004
... bleibt erhalten. Zumindest für die Studierenden der HU Berlin, die sich bei der Urabstimmung Anfang Dezember mehrheitlich für das im Preis gestiegene Angebot der BVG aussprachen (Ergebnis). So ging das aus dem Brief des ReferentInnenrats der HUB hervor, der heute bei mir mit der Rückmeldung im Briefkasten lag. Die Rückmeldung für die FU Berlin (wo ich meine Nebenfächer studiere) von vor knapp zwei Wochen hingegen musste den Studierenden dahingehend eine Absage machen.

Einerseits ist es natürlich schade, dass die BVG ihr verteuertes Angebot, ohne dass dieses transparent gemacht wurde, durchdrücken konnte. Auf der anderen Seite bin ich aber auch froh, nicht ein halbes Jahr monatlich ein Ticket lösen zu müssen, was mich insgesamt deutlich mehr gekostet hätte.

Dass nun ausgerechnet die Studierenden der HU hier einwilligen, hat mich offengestanden schon etwas verwundert: Buchstäblich in der Mitte der Stadt gelegen, somit in direkter Nähe zu den üblichen "Studentenkiezen" wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder Kreuzberg, erscheint die Humboldt Universität, im Gegensatz zur weitab vom Schuss gelegenen FU, nicht gerade als für die meisten Studierenden nur per BVG befriedigend erreichbar. Andererseits mag ich mich auch irren und ein Großteil der Studenten lebt gar nicht so dicht an der Universität.

Wie auch immer: Freue mich, wenn auch zähneknirschend. Verflixte Situation aber auch.


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Mit der Weltpremiere Man to Man des französischen Regisseurs Régis Wargnier werden am 10. Februar 2005 die 55. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet.

Das historische Abenteuerepos erzählt von einer Gruppe Anthropologen, die sich in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts auf eine Forschungsreise nach Afrika begeben. Als sie auf einen Pygmäenstamm stoßen, transportieren sie ein Paar zu Untersuchungszwecken nach Schottland. Man to Man schildert nicht nur die Anfänge moderner Evolutionswissenschaft, sondern auch deren hemmungslosen Missbrauch aus egoistischen Motiven. Die Hauptrollen spielen Joseph Fiennes (Luther, Shakespeare in Love) und Kristin Scott Thomas (Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Der englische Patient). In weiteren Rollen sind Iain Glen (Gorillas im Nebel), Hugh Bonneville (Notting Hill) sowie Flora Montgomery (Friday Night In) zu sehen. Der Film wird als Beitrag im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin laufen.

Régis Wargnier, dem 1992 mit Indochine der internationale Durchbruch gelang, verfasste das Drehbuch zu Man to Man gemeinsam mit dem renommierten, in Ghana geborenen Bestsellerautoren William Boyd (u.a. A Good Man in Africa).

imdb


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Thema: Hoerkino
Im Furl-Trubel die letzten Tage - ich habe mal das Onlinearchiv frühester Ausgaben der "Zeit" gescannt - mag das folgende vielleicht untergegangen sein, deshalb hier nun nochmal explizit der Hinweis auf einen besonders lesenswerten Text besagter Gymnasiallehrerwochenzeitung zu Hamburg über ein Konzert von Judas Priest. Heutzutage schocken solche Lack-und-Leder-Metaller mit Hang zum inszenierten Tabubruch natürlich allenfalls noch Praktikantinnen im mormonischen Seniorenstift, aufgeklärte Menschen indes haben für solche Anachronismen der Populärkultur allenfalls noch ein mildes, wenn nicht mitleidiges Lächeln übrig. 1984 aber konnte solcherlei Gitarrengewixe noch manchen Feuilletonisten den bevorstehenden Untergang des Abendlandes wähnen lassen. Gerade deshalb ist die genussvolle Lektüre von "Die Orgie des Judas Priest" (der Titel schon, was ein Kracher!) nicht nur für Freunde harter, ernster (oder eben: trashig-dämlicher) Musik ein Gewinn.

In diesem Sinne: Breaking the law!


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Thema: Kinokultur
Den existenzbedrohenden Kürzungsplänen des Berliner Senats (siehe hier) stemmt sich das sympathische Filmkunsthaus Babylon mit der gesammelten Kraft eines hochinteressanten Monatsprogramms für den Januar 2005 entgegen. Ein wenig scheint es, als wolle man damit die tragende Rolle für die Kinokultur Berlins nochmals dick unterstreichen. Uns kann das nur recht sein, auch wenn man im Januar in arge Bedrängnis kommen wird (weil nicht alleine das Babylon mit verlockenden Vorführungen von sich reden macht, sondern auch, weil es leider Gottes auch nicht gerade zu den erschwinglichsten Spielstätten der Stadt zählt...).

So widmet man sich im ersten Monat des Jahres gleich vier Regisseuren mit Retrospektiven und Auswahlreihen:

Dem Brandenburger Filmemacher Volker Koepps widmet sich eine komplette Werkschau: In mehreren Filmbeiträgen kann hier vornehmlich die ostdeutsche Sozialrealität erkundet werden. Koepps selbst ist am 23. und 25. zu Gast.

Etwas ausführlicher wird Werner Herzogs Arbeit behandelt, dessen Spielfilmwerk recht gut von den Anfängen an erschlossen wird. Sein letzter Film, Rad der Zeit, eine Dokumentation über den Dalai Lama und buddhistische Rituale, wird ebenfalls gezeigt.

Eine kleine Auswahl an exemplarischen Filmen Robert Aldrichs bietet einen kursorischen Überblick über dessen facettenreiches Schaffen.

Passend zum Kinostart von Wong Kar-Wais lang herbeigesehntem Meisterwerk 2046 (Kritik folgt in Bälde, bzw. ist bereits in der aktuellen Ausgabe der Splatting Image zu lesen) im Januar erweckt das Filmkunsthaus mit einer Auswahl das Werk des Hongkong-Chinesen erneut auf der Leinwand zum Leben. Dass man sich dabei auf die im Westen eigentlich hinreichend bekannten Filme konzentriert und sich von den weniger erschlossenen Filmen Wong Kar-Wais nur sein Debüt, As Tears Go By, findet, ist dabei zwar etwas schade - gerne hätte man auch mal Days of Being Wild oder Ashes of Time auf der Leinwand gesehen -, aber wir wollen auch nicht meckern und freuen uns auf Wiederbegegnungen mit Fallen Angels, In the Mood for Love, Chungking Express und Happy Together, während wir zudem händeringend damit zu tun haben, uns an 2046 satt zu sehen.


(click für groß, weitere schöne Bilder hier)

Weitere Filmreihen siehe im kommentierten Programm des Babylons, das hier als Word-Datei heruntergeladen werden kann:


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Thema: Kinokultur


Sehr schöne Bolly-Einführung mit Soundtrack-mp3s, Hintergrundinformationen und einigen Hindi-Übersetzungen.

[via crime in your coffee]

Der nächste Bollywoodfilm kommt im übrigen im Frühjahr 2005 in die hiesigen Kinos (Verleih: Rapid Eye Movies). Er nennt sich Swades - We, the People, wurde vom Lagaan-Regisseur inszeniert und hatte vor wenigen Tagen in London und Bombay parallel Weltpremiere. Tags darauf war er schon als Deutschlandpremiere in Berlin und Dortmund zu sehen. In den kommenden Tagen wird er u.a. in Köln aufgeführt (Termine auf der Rapid Eye Website).


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Nachts um halb vier unbedingt Soderberghs Solaris auf größtmöglicher Leinwand sehen wollen. Nicht mit der DVD vorlieb nehmen können, auch nicht nur den Soundtrack hören wollen. Die Leinwand muss es sein. Wie unbefriedigend.


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Thema: Kinokultur
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Ladies and gentlemen! This picture, truly one of the most unusual ever filmed, contains scenes which under no circumstances should be viewed by anone with a heart condition or anyone who is easily upset ...


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Thema: Hoerkino
Angeregt durch eine Diskussion in einem Forum gerade eben zum ersten Mal seit, ich schätze, 11 Jahren I'm in Love with my Car von Queen gehört, zu finden auf der A Night At The Opera. Gesungen hat das der Schlagzeuger, Roger Taylor. Und der röhrt sich durch dieses schwülstig-schwitzige Stück verdrogten Glamrocks wie ein finnischer Elch auf der Balz.

Nicht, dass ich das jetzt objektiv super fände. Punk killed Glam for good. Aaaber: Jetzt gerade, in dieser leicht absurd anmutenden nächtlichen Stunde, wenn der Mond reinscheint und die Lampe das orange gestrichene Zimmer nicht erhellt, sondern eher seine Schatten neu organisiert, in einem solchen Moment, kurz nach einem Film wie Oldboy, der einen mit Blick auf alpin anmutende Gebirge entlässt und dabei vollkommen unwirklich bleibt (überhaupt die, im besten Sinne, verstörende letzte halbe Stunde) , in einem solchen Moment also, da lasse ich mir das gerne als grundieren Akkustikteppich eingehen. Was für ein Lied.


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Wie ich solche Momente liebe. Ich komme aus dem Kino nach Hause (Oldboy, endlich im Kino gesehen, im Intimes war ich, quasi Nachbarschaft) und das Wohnzimmer ist warm. Durch die zugezogenen Nesselstoffvorhänge dringen Neonlichter von der Frankfurter Allee durch, besonders gefällt mir das rote "Hotel" (ohne weiteren Namen), das seit einigen Wochen rüberscheint (und auf dem Nesselstoff als permanent anwesender Schriftzug mich verfolgt). Und dann, als undeutlicher Fleck auf dem Vorhang, der halbe Mond, direkt über den alten Laternen noch aus DDR-Zeiten. Das ist so selten, dass der Mond direkt auf meinen Schreibplatz scheint. Das ist wunderschön.


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