Dienstag, 31. August 2004
Thema: Kinokultur
Pressemitteilung der Neuen Kant Kinos (Berlin):

"Parallel zu dem im Russischen Haus stattfindenden Kongress „HIV im Dialog“, zeigen die Neuen Kant Kinos vom 2.09. bis 8.09.04 den Film „So wollen wir nicht sterben – Aids in Odessa“.

Die Ukraine steht vor einer AIDS-Epidemie, Odessa ist einer ihrer Schwerpunkte. Die Kranken werden „Abfälle der Gesellschaft“ genannt, nur ein Bruchteil von ihnen wird behandelt. Der marode ukrainische Staat hat sich von vielen seiner Aufgaben zurückgezogen. Im Gesundheitswesen fehlt es am Nötigsten, umso mehr für Menschen, die nutzlos sind. Dies ist der erste Film, der sich mit der Aids-Epidemie in der Ukraine beschäftigt und aufwühlende Bilder eingefangen hat, die lange nicht loslassen.

Am 2.09.04 wird der Regisseur des Films, Karsten Hein, nach dem Film, der um 17.30 Uhr gezeigt wird, mit den Zuschauern über seine Arbeit sprechen."


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Thema: Kinokultur
Auch weiterhin Gallo-Mania hier und in anderen Blogs. Via Filmfilter gibt es diesmal ein angenehm langes Interview mit Gallo, geführt vom berüchtigten Mann mit der Doppeldaumenstarre, Mr Ebert himself.



We had not yet actually discussed the Worst Film in the History of the Cannes Film Festival, so I broke the ice: "I've got to tell you, it's a different film now. I have to start over in the process of reviewing it, because it's not the film I saw at Cannes. I think it's a better film."

Ich bin gespannt, ob es auf DVD die Möglichkeit geben wird - per seamless branching kein Probelm - beide Versionen des Films zu sichten.


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Dienstag, 31. August 2004
Thema: Kinokultur
Ganz und gar unbehaglich wurde mir heute am Abend beim Trailer von Der Untergang. Die Debatten der letzten Wochen gingen an mir eher unbeachtet vorüber - von allen Seiten ohnehin wohl nur Übliches. Jetzt aber eben dieser Trailer, der es in seiner Penetranz drauf anlegt, wahrgenommen zu werden. Granz, von mir sonst hochgeschätzt, als Hitlerkarikatur, tappeliger Opa, versehentlich Völkermörder geworden, wie's scheint. Draußen die Bomben gegen Deutsche. Zusammenrücken, der Untergang naht. Die totale Einreihung in das Opferdasein. Ein Junge in Soldatenuniform - schaut nur, vor was die Nazis nicht halt gemacht haben, Kinder in den Krieg haben sie geschickt! - rennt durch die Trümmer, um ihn herum das Kugelgewitter. Zwischendrin immer Ansagen vom Führer, der als tragische Figur schon fast erscheinen soll. Alles bedeutungsschwanger, kosmisch, apokalyptisch. Im Magen zog sich mir alles zusammen; this year's Wunder von Bern, flankiert von sich des Wirs bewusstem Dyk/Heppner-Gerülpse?

Dann ein Ärgernis gänzlich anderer Art: Der Trailer zu Woody Allens neuem Anything Else, der im übrigen nicht ganz so gut ist wie seine Spät-70er Klassiker, aber sich eben doch souverän in dieser Tradition bewegt. Nun ist es ganz bemerkenswert, wie konsequent Allen - er spielt im Film mit, wenn auch nur am Rande, doch für's Ganze ist er entscheidend - aus dem Trailer gedrückt wurde. Screentime: 0 seconds. Stattdessen hat man den Trailer mit Musiken unterlegt, die meines Wissens im Film nicht vorkommen. Obligatorische Liebesfilm-Oldies, die Riccis und Biggs' Beziehungsprobleme mittels eines noch zusätzlich falsche Assoziationen weckenden Montagekonzepts gefährlich in die Nähe zu your average RomCom drängen. Fluffig, heiter, weniger heiter, alles mit drin. Albernheiten, im Film zwar vorhanden, hier indes voll ausgespielt, als genössen sie im fertigen Werk oberste Priorität. Kein Jazz natürlich zu hören, der im Film, natürlich, stark präsent ist. Danny DeVito: Ebenfalls outgesourct. Man erschrickt schon fast als dann doch, fast verschämt und enstprechend kurz, "ein Film von Woody Allen" über die Leinwand huscht: Das ist nicht in Einklang zu bringen mit dem, was gerade über einen hinweggerollt ist und mit Allen, mit dem Film Anything Else letzten Endes wenig, ja eigentlich schon nichts mehr gemein hat. Ärgerlich vor allem auch, weil nun gerade Biggs hier mit Bravour sich wegspielt vom American Pie-Image, was der Trailer indes nach Strich und Faden sabotiert.

Und ganz am Rande: Da lief noch der Trailer irgendeines eher mal langweilig wirkenden Liebes- und Beziehungsfilms, der wohl das Attribut "mit Pfiff" für sich gewinnen will. Name des Films zwar vergessen, doch erinnere ich mich mit Grausen jenes Wortspiels im Untertitel, welches immer dann eingesetzt wird, wenn kreative Agenturenkreativlinge ihren Beruf zwar augenscheinlich falsch gewählt haben, sich aber dennoch für besonders gewitzt halten. Lange Rede, kurzer Sinn: Totalboykott von jetzt an und für alle Zeiten eines jeden Liebesfilms, der die öde Doppeldeutigkeit des Wortes "sich trauen" gewinnheischend einzusetzen gedenkt.

Der eigentliche Film, Coffee and Cigarettes, war indes wundervoll, danke der Nachfrage.


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Montag, 30. August 2004
Thema: Kinokultur
Das Filmhaus Nürnberg präsentiert im September eine Werkschau des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, in deren Rahmen auch erstmals (in Nürnberg) Mika Kaurismäkis Der Lügner (1981) zu sehen ist, für den Aki das Drehbuch schrieb.

Am wenigsten erfreut über das transportierte Finnland-Bild ist das finnische Tourismusbüro, das behauptet, Kaurismäki habe ihre Bemühungen um zehn Jahre zurückgeworfen.

Aus der Programmankündigung, hier der Spielplan.


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Donnerstag, 26. August 2004
Thema: Kinokultur
Generically, The Brown Bunny is a low-budget road movie in which, after losing a meet in New Hampshire, itinerant motorcycle racer Bud Clay (Gallo) drives back to Los Angeles, plaintive folk-rock on the soundtrack and his windshield increasingly bug-spattered. As Gallo's superbly eccentric first feature, Buffalo '66, rewrote and deflated Taxi Driver's portrait of loner alienation, so his second punctures the self-aggrandizing narcissism and self-conscious social psychodrama of Easy Rider right down to the lyrical light-struck footage and perverse literalization of the Peter Fonda character's petulant punchline: "We blew it!"

Jonathan Haberman in der Village Voice über Vincent Gallos Brown Bunny.


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Mittwoch, 25. August 2004
Thema: Kinokultur
Der Filmclub Berlin-Baghdad hat sich die irakische Filmkultur zur Aufgabe gemacht. Ziel ist zum einen eine Kontaktknüpfung "zur durchaus lebhaften Filmszene" des Landes, zum anderen die Einrichtung eines Filmarchivs, das empfindliche, durch die Ära Hussein geschlagene filmhistorische Lücken schließen kann. Hierzu sollen DVDs gespendet werden. Genauere Infos dazu auf der Website.


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Thema: Kinokultur
badmovieplanet.com übt sich in einem Genre, das ich selbst schon immer mal gerne näher verfolgt hätte: Dem der Filmkritik zu einem fiktiven Film.

"Besprochen" wird Luigi Cozzis Ilsa meets Bruce Lee in the Devil's Triangle, der "verschollene", über dunkle Kanäle bezogene 5. Teil der Ilsa-Reihe, in der Dyanne Thorne als großzügig ausgestattete SS-Aufseherin in der Titelrolle auftritt (bzw. als Harems- oder Gulagwächterin in den folgenden Filmen). Offenbar ist das franchise mit Bruce Lee aus gutem Grund aus der Wahrnehmung verschwunden:

Alternately mind-blowing and tedious, this is a misguided mess of epic proportions.

[via crime in your coffee]


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Mittwoch, 25. August 2004
Thema: Kinokultur
Via Bitter Cinema eine ganz großartige Sache: Radio France sendet derzeit in einer Reihe die Interviews, die die Grundlage des berühmten Hitchcock -Buchs von Truffaut bildeten. Online können die Interviews als Real-Files gestreamt werden, hier die entsprechende Übersicht.


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Thema: Kinokultur
Whether or not Gallo's portrait of male isolation and passivity is hopeful in the end is not what is important; what remains is aesthetically potent, thematically simple, and emotionally charged use of cinema to envision an attractive man's crushing inability to share intimacy with women.

Besprechung im Milk Plus Weblog zu Vincent Gallos Brown Bunny



The entire look (and sound design) of the film is astounding. Gallo has truly captured a 70's feel -- think Monte Hellman or John Cassavetes -- that will appeal to fans of that era. The camerawork during the opening scene (a motorcycle race, filmed from high up in the stands) along with the continual cutting in and out of the sound of the race -- is magnificent. (Gallo utilized a new Super 16 to 35-millimeter transfer process that is gorgeous.) He uses interesting framing throughout -- either having characters off to one side of the frame, or cutting off half their faces, and it's very effective.

Filmbrain



Langsam wird's wirklich Zeit... Seit dem Trailer, über den ich vergangenen November gestolpert bin, hat sich die Situation ja nicht wirklich signifikant gebessert. Immerhin hat der Film mittlerweile eine Kinoauswertung in den USA erfahren. Dass der Film seinen Weg auch in die hiesigen Kinos findet, steht zu hoffen.

Hier noch ein Interview im New York Times Magazine. Geben Sie bei der Registrierung einfach irgendwelches Kauderwelsch @sofort-mail.de ein. [via Jump Cut Filmfilter]


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Thema: Kinokultur
Im Rahmen des "Internationalen Forums des jungen Films" zeigte die Berlinale in diesem Jahr mit der Reihe "Project 10 - Real Stories from a free South-Africa" einige Dokumentarfilme südafrikanischer Filmemacher. In Zusammenarbeit mit den Freunden der deutschen Kinemathek ermöglicht die Bundeszentrale für politische Bildung nun eine bundesweite Auseinandersetzung mit den Filmen. Schulen und andere Bildungseinrichtungen können sich die Filme kostenlos auf englisch untertitelten DVDs entleihen. Man möchte, so die Bundeszentrale in ihrer Pressemitteilung, "alle Interessierten, speziell junge Menschen, dazu ein[laden], Afrika als einen Kontinent voller Vielfalt und Herausforderungen kennen zu lernen".


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lol