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Vielleicht bin ich, was die Geschichte der Psychoanalyse samt ihrer teils schon gefährlich ins Esoterische spielenden Subformen betrifft, einfach zu uninformiert oder schlicht zu uninteressiert. Kann gut sein, sorry, meine Schuld. Vielleicht wären entsprechende Kenntnisse nötig gewesen, um W.R. - Misterije organizma, den das Forum in einem Special Screening zeigte, zu verstehen. Aber so, mit diesem Wissensstand, wirkte der Film wie ein wirres Konvolut aus Interviews, dokumentarischem Material, zahlreichen Spielszenen, seltsamen Musiksequenzen und Attraktionsmontagen von deliranter Semantik. Kann auch sein, dass dies die Absicht war: Wirres, spastisch anmutendes zur Befreiung von Lebenssäften und -kräften, was dann ja, wenn man dem Film glaubt, in etwa die Essenz von Wilhelm Reich gewesen wäre.

Verstanden habe ich, wie gesagt, das wenigste. Irgendwie gut war der Film aber schon. Nur: Wieso? Keine Ahnung. Vielleicht weil ich ein Herz für klassenkämpferische Wirr-Filme mit Happening-Charakter habe, in denen erstmal Konzepte wurscht sind, solange das ganze irgendwie knallig rüberkommt. Stalin wird hier in einer Montage beispielsweise zum herumstolzierenden Phallus Pimmel, rein assoziativ versteht sich (hübscher festivalinterner Dialog: In Wakamatsus Secrets Behind Walls wird vor Stalinbildern Liebe gemacht). Macht also manchmal Spaß. Manchmal ist das aber auch einfach nur wirr und noch nicht mal wirr wie etwa Godard im Zuge immer wirrer wurde (nicht dass dies erfreulicher gewesen wäre). Und einmal mehr reift die Erkenntnis: Wer allzu viel in Psychoanalyse macht, dem ist mit der Zeit nicht mehr zu traun. Was sind das für beknackte "Akumulatoren", in die die sich zum Wixen/Masturbieren reinsetzen? Stahl-Beichtstühle mit eingebautem Auditor zur Sammlung kosmisch geiler Energie?

Schön gewesen aber ist, mal wieder, die Materialästhetik alter Filme. Vermutlich war das günstiges 16mm-Farbfilmmaterial. Fleckig, tupfig, körnig, wunderschöne Farbverfremdungen, wie ein Foto-Familienalbum aus den 70er Jahren. Allein dafür lohnen sich solche Screenings.

Und natürlich: Toll der Moment, in dem plötzlich das Cover der Originalausgabe von Film as subversive Art vor einem auf der Leinwand steht. Schöne Feedback-Schleife.


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