Thema: Kinokultur


Kurios und zumindest als Geste doch überfällig: Ab Anfang Juni zeigt die Cinémathèque Francaise eine erstaunlich umfangreiche Retrospektive zu einem der sonderbarsten (und berühmt-berüchtigsten) Regisseure des europäischen Nachkriegskinos: Jess Franco. [via]

So umfangreich sein Werk - irgendwas um 300 Filme -, so obskur die einzelnen Beiträge: Schon exploitation, aber doch nicht ganz; irgendwie schon Kunstfilme, aber eben doch nicht ganz. Merkwürdige, undefinierbare Zwitterwesen: Kolportagen ja, aber eben doch nicht so brachial reißerisch, wie man es sich eigentlich vorstellen müsste. Oft genug schnell und schlampig runtergedreht, und doch immer wieder mit dem Gran Gestaltungswillen, dass man darin nicht nur bloße Geldmaschinen sehen kann. Insofern sind sie - was immer man im einzelnen von ihnen halten mag (ja, einige, viele sind sturzlangweilig, aber eben auf sehr spezielle Art) - doch auch Autorenfilme klassischen Zuschnitts: Man erkennt eine (seltsame) Handschrift, eine Signatur der Obessionen, wiederkehrende Stilmittel und Motive (alleine schon, wie sich in fast jedem mir bekannten Franco-Film mindestens eine Bühnenszene befindet, in der es oft genug um das Spiel zwischen Kunst und Realität geht). Wobei dies, zugegeben, eher für seine 'klassische' Periode gilt: Ab den späten 70ern versackte Franco zusehends im Pornosumpf, wo er sich, nach meinem Kenntnisstand, eher mäßig profilierte, sondern wirklich nur noch öde vor sich hin ferkelte.

Als maitre würde ich Jess Franco zwar nicht bezeichnen wollen; wohl aber als eines der faszinierendsten Phänomene der hiesigen Filmgeschichte. Viele Trailer finden sich hier.


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