... sagt mir der eine noch hinterher, nachdem ich nach langem Hin und Her und vielem Aus-dem-Regal-ziehen-und-Cover-Beäugen mich endlich für eine VCD entschieden habe. Ich befand mich in einem Afrika-Shop, sogar hier auf dem Kiez, der tatsächlich draußen auf der Straße "Video's" im Sortiment ankündigt. Afrikanische, nigerianische Videofilme. Dort, in Nigeria, dreht man im Jahr zwischen 1000 und 1200 Filmen, grob, schlicht, reißerisch - auf ganz eigene Art und Weise. Ich entscheide mich für einen Film namens Holy Violence - zwecklos, irgendwo im Web danach nach Infos zu suchen. Man könnte mir jetzt sonstwas unterstellen, wegen des Titels, meine ich, die Wahrheit aber ist, dass ich sicher gehen will, auch wirklich einen Horror- oder entfernt verwandten Pulp-Film zu ergattern. Die Cover sind dahingehend nämlich allesamt nichtssagend: Paar Leute drauf, Bilder, die Illustration sein könnten, aus dem Film entnommen oder auch nicht. God knows. Titel wie Wrong Decision können nun wirklich alles heißen und ich will ganz sicher keine nigerianische Version einer telenovela abkriegen. Inhaltsangaben wie "This movie has alot of action and tragedy in it." - öhm, naja. Also Holy Violence - das klingt nach Nummer Sicher. 8 Euro zahle ich für das abgegriffene Ding, vermutlich viel zu viel, vermutlich haut er mich gnadenlos über's Ohr, vermutlich ohnehin eine Raubkopie, mir egal. Draußen begegne ich noch dem Typen, der sich zuvor lautstark mit dem Kassierer unterhalten hat. "Man, you like those movies?", fragt er mich lachend, freundlich oder abschätzig vermag ich nicht zu beurteilen. "Don't know, just read some articles about African movies recently and wanna give it a try", antworte ich und hoffe, nicht wie der letzte Volldepp dazustehen. Wie ich wohl reagieren würde, wenn ein, sagen wir mal, Japaner Filme mit Thomas Gottschalk kaufen würde? "Hey, but you know, it's a movie, it's not real, just wanna say that, because all that voodoo nonsense, you know, it's not real", meint er. "That's why I love movies - they're not real, never" - "... and I would not like to have that movie in my house", er dann plötzlich recht ernst. "Why?" ich darauf, verstaue den erstandenen Film in meiner Tasche. "You know, my kids, my wife, they watch the movie, they think it's real, but it's just not real, it's a movie!" - "Yeah, it's not real, of course", sage ich noch, lache kurz, er wieder ab in den Laden. "Bye!"

Bin gespannt.


° ° °




kommentare dazu:



sven.son, Samstag, 11. September 2004, 05:44
Holy Violence
Ich warte schon so lange. Was verbarg sich denn hinter "Holy Violence"? Habe ich den erklärenden Text mittlerweile verpasst? Wenn ja, wann? Wenn nein, warte ich noch auf den Text über einen Film, in dem kritisch - allerdings bei penibler Vermeidung aller, Ölgesellschaften möglicherweise nachteilig erwähnenden Stereotypen - über die positive Resonanz bei einem fiktiven Pubkikum berichtet wird. Oder handelt es sich um ein Schlachtfest sondergleichen. "Holy Violence": Klingt ja auch zu toll. Bitte schnellstens antworten.


thgroh, Samstag, 11. September 2004, 15:10
Nein, verpasst wurde da noch nichts. Ich habe mir den Film gut zur Hälfte angesehen, empfand ihn aber leider Gottes als unheimlich ermüdend. Der Rest lief dann nebenher durch und von einigen bizarr gestalteten Szenen (Marke: Heim-Videomischpult) schien er sich im Ton auch nicht sonderlich zu ändern. Schade, eigentlich.



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