Im Vorfeld hatte mich der famose Trailer, fast noch mehr aber der Name J.J. Abrams - immerhin der Mastermind hinter Lost und Cloverfield - soweit gelockt, dass ich trotz bisheriger weiträumiger Umschiffungen des Star-Trek-Universums hinreichend Interesse und Erwartungen mitbrachte, nur um aber über weite Strecken enttäuscht zu werden. Ein eingefleischter ST-Fan mag deshalb ganz andere Qualitäten dieses Resets wahrnehmen, die sich mir allerdings nicht erschließen.

Schon der Plot ist so uninteressant wie eine zurecht vergessene fünfseitige Zeitreisegeschichte in schlechtem Englisch aus Zeiten von Amazing Stories. Doch für den Plot interessiert sich Abrams, glaube ich, ohnehin nicht recht. Wichtiger sind die Details, das unentwegte nudge nudge. So erfährt man so triftige wie erhellende Biografica, dass Kirk in einer Bar mal die junge Uhura angemacht hat. Und der junge Spock darf seine Finger in Großaufnahme in altbekannter Manier spreizen, aufdass sich Rührung einstellen möge. Das Wirrwarr um einen Pulp-Abziehbild-Romulaner aus der Zukunft wird unter solcher Anhäufung von Nostalgica unter den Teppich zu kehren versucht.

Überhaupt das Verhältnis vom Detail zum großen Ganzen. Dass der Film unentwegt Großaufnahmen von Gesichtern zeigt, mag seine Begründung zwar in der Referenzierung seliger TV-Zeiten der Serie finden, in der ein solcher Inszenierungsmodus unbedingt angeraten war, im Kino vermag sowas aber schnell zu nerven, zumal unter den Bedingungen des sensationsaffinen Blockbusters. So wird man in Star Trek ein ums andere Mal damit abgespeist, dass Attraktionen und Spektakel an den Bildrändern zwar hereindräuen, aber nie ganz zur Geltung kommen dürfen, weil es den Machern wichtiger erscheint, die physiognomische Ähnlichkeiten ihrer jungen Schauspieler mit den alten Vorbildern zu unterstreichen. Ganz bezeichnend ist dafür nicht nur eine irrwitzige Verfolgungsjagd gleich zu Beginn, deren sheer amount of awesomeness im folgenden Film an so gut wie keiner Stelle mehr erreicht wird, und passend dazu eine in jener Szene im Dunst am Horizont auszumachende Giganto-Metropolis, deren Pracht man im Detail gerne gesehen hätte, allein, sie bleibt vor allem: diesig. Oder diese wunderbaren Monster auf dem Eisplaneten gegen Ende, die so sehr damit beschäftigt sind, wild herumzutollen, dass man sich über ihr eigentliches Aussehen nicht abschließend sicher sein kann. (Noch viel trauriger stimmen einige Sekunden, in denen fast schon der Geist des Experimentalfilms in den Blockbuster hineinweht. Diese Momente stehen dann wie abgebrochener Zuckerguss im Film herum - oder vielmehr wie ein Versprechen, zu was die Leute hier eigentlich befähigt gewesen wären, hätten sie einfach nur gewollt.)

Eine der schrecklichsten ästhetischen Entscheidungen aber muss mit einem eigenen Absatz gewürdigt werden: Die kiloweise über den Film geschmierten Lens Flares. Abrams lässt in die Kameralinse strahlen, dass es nur so eine Art hat, kaum ein Filmdezimeter, auf dem's nicht mindestens einmal aus dem Bildzentrum oder keck von der Seite herein blitzt und funkelt. Im Presseheft ist man auf dieses Design sehr stolz - man selbst bleibt gerade wegen solcher Eigenbegeisterung schulterzuckend und völlig ratlos zurück: Die Lens Flares sehen, mit Verlaub, Scheiße aus, steuern zur visuellen Haptik und Attraktivität des Films zumindest auf der Habenseite eher gering bei und stehen eigentlich auch nur weitgehend sinnbefreit in der Gegend rum (zugestanden, gelegentlich hat man den Eindruck, dass durch solches lichtgleißende Aufblitzen allenthalben Insuffizienzen übertüncht werden sollen, was allerdings ein reichlich billiger Griff in die Trickkiste wäre).

Ums mal auf Web 2.0 zu sagen: Die Star Trek-Neupolitur ist ein eigentümlicher Blockbuster Fail. Wäre da nicht der charmante Auftritt eines gewissen Altdarstellers, der wenigstens für ein paar Minuten Herzigkeit in den Film trägt, das Ding wäre komplett an die Wand gefahren.


° ° °




kommentare dazu:



bekay, Donnerstag, 14. Mai 2009, 13:14
Das mit Großaufnahmen und Lens Flares hat mich nicht so gestört - will der Abrams ja scheinbar zu seiner stilistischen Signatur ausarbeiten, weil das gab es doch schon in M:I3 ... Ich habe ja Probleme, nicht wie ein beleidigter Fan zu klingen. Aber die Behauptung, dieser Film würde frischen Wind in die Franchise bringen, ist grundfalsch. Der Film ist ein Erdbeben, der Star Trek bis zum Fundament zerstört und irgendwelche rumliegenden Teile aus den Obergeschossen beliebig zusammenkittet. Und die Monsterszene ist das perfekte Symbol für das neue Fundament: Star Wars. Eigentlich ist es George Lucas, der meist ein Monster auftreten lässt, was dann auch gerne von einem größeren Monster abgefangen wird. Some like it hoth...



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