Thema: Kinokultur
Auf die Pressevorführung von Brüno hatte ich schon deshalb keine Lust, weil dort nur die synchronisierte Fassung zu sehen gewesen wäre. Und gerade wegen des ungeheuren Improvisationstalents von Sascha Baron Cohen wäre es eine Sünde gewesen (und bleibt es auch fortan!), den Film in einer Version zu sehen, in der über eines der eigentlichen Spektakel ein großer zäher Kaugummi namens "Deutsche Synchronisation" geklebt ist.

Warum die Veranstaltung auch darüber hinaus eine obskure gewesen ist, lässt sich in einem (wichtigen!) Statement auf critic.de nachlesen. Dort schreibt Frédéric Jaeger nicht nur von der Unverfrorenheit, dass knapp vor dem anberaumten Vorführungstermin eigentlich eingeladene Onlinemedien wieder ausgeladen wurden und dass überdies neuerlich ein so leidiges Berichtembargo verhängt wurde. Frédéric kontextualisiert dies mit der sich wandelnden Online-Pressearbeit.

Seine Darlegungen kann ich nur bestätigen. Marketingabteilungen überhäufen einen mit Exklusivbildchen und Snippets aus Werbevideos, die man doch bitte im Vorfeld des Filmstarts ins Blog oder in sein Magazin einbinden solle. Weil dies die Leser doch sicherlich interessieren würde. Gern gesehen wird es auch, wenn man vor allem Trailer, Trailer und nochmals Trailer ins Netz pumpt (als gäbe es die nicht schon längst an allen Ecken und Enden im Netz). Hinweise auf Pressevorführungen, die es einem gestatten würden, sich ein wirkliches Bild von dem Film zu machen, erhält man in solchen Mails freilich keine (genauso wenig solche darauf, in welcher Höhe solche zur Verfügung gestellte Werbeplätze überhaupt vergütet würden). Für mich ist das ein Indiz in zweierlei Hinsicht: Erstens, die Presseleute vertrauen ihrem Film als eigentlichem Kernprodukt nicht im geringsten, und zweitens, die Presseleute halten "die Leser" offenbar für so herausragend stumpfsinnig, dass diese an von PR-Bombardements unbeeindruckten Eindrücken anhand des konkreten Gegenstands keinerlei Interesse aufzeigen.

Eifrig mit Speichelschleckerei befasste Helfershelfer solcher Spam-Maßnahmen unter dem viralen Deckmäntelchen sind die Mengen an "Blogs" und "Magazinen", die jedes noch so blödsinnige Snippet, Widget und Trailerfragment bereitwillig weiterleiten, in der Hoffnung, dadurch ein paar Clicks mehr einzuholen. Vollkommen arschlos, das.


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