»Kein Volk kann vernarrter in die Bilder der Kinematographie sein, als das japanische. In den Städten Japans trifft man die Kinotheater nicht vereinzelt hier und da an, sondern sie stehen in Reihen beisammen und bilden ganze Straßen für sich. Oben an den Fassaden, an dem schreienden kitschigen Äußern der großen Jahrmarktsbuden sind Galerien der schlimmsten Malsudeleien in Öl oder Öldruck hingezogen, und was sie schildern, ist so ungefähr das Schaurigste, was was ein Gehirn ausdenken kann. Kein Volk scheint so auf Grausamkeiten in Bildern, auf Mord und Selbstmord, blutigen Zweikämpfen, und auf das lauernde Verbrechen in Situationen erpicht zu sein, wie das japanische. Und in den Kinostraßen schlendert das Volk, steht und geht in Betrachtung dieser Bilder, und ist so ruhig dabei, als sehe es die friedlichsten Idyllen.«

Heinrich Greter: Vom Kino in Japan. Österreichischer Komet, Nr. 203, 04.04.1914.
Zit. nach: KINtop - Jahrbuch zur Erforschung des frühen Films: Ausgabe 5. Aufführungsgeschichten. Stroemfeld/Roter Stern: Frankfurt am Main/Basel, 1996. (Website)

Beobachtung des Faktischen und Klischee gehen Hand in Hand. Bemerkenswert, wie die unreflektierten Standpunkte von damals den heutigen gleichen, wenn es um die Rolle der Grausamkeit in der populären Kultur Japans geht.


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