Unsere Mütter, unsere Väter - eine Zumutung zum Preis von 10 Millionen Euro Gebührengeldern. In Prunk und Glorie des Eventfilms wird hier etwas zelebriert, was hinter vieles fällt, was die deutsche Nachkriegsgeschichte sich in Film und Fernsehen an Zugängen zur Geschichte erarbeitet hat. Und die Feuilletons stehen dazu stramm bei Fuß, rufen das nationale Hochamt aus. In der Welt - dafür nun wahrlich kein Link - rät man noch glatt, das Bier kalt zu stellen, so mache Geschichtsaufarbeitung schließlich Spaß. Mutti, bring' doch noch Schnittchen aus der Küche mit, heut' gibt's wieder irgendwas mit Nazis im Fernsehen!


Ein Gruselfilm zwischen Historienbombast, der sich Deutungshoheit und Repräsentationsanspruch erbombt, und Bläterrauschen, ein transmedialer Gruselfilm, der nochmal eindrücklich unterstreicht, dass hierzulande noch immer viel im Argen liegt.

Und nachdem im Großereignis viele brave Deutsche überhaupt erst unter den Strapazen des Russlandfeldzugs zu bösen Deutschen wurden, was ihnen - wie der Film mit allen Mitteln stets zu unterstreichen sich beeilt - deutlich mehr Leid zufügt, als den Menschen, die unter ihnen zu leiden haben, dürfen dann auch im anberaumten Diskussionsevent Schulkinder dem Drehbuchautor brav Bericht erstatten, was ihnen nun klar geworden ist: Nämlich wie sehr die Menschen seinerzeit zu leiden hatten. Wohlgemerkt: Menschen übersetzt sich hier sehr widerstandsfrei in: die braven Wehrmachtssoldaten-Deutschen. Echte Nazis, nun gut, die gibt es hier auch: Sie tanzen gelegentlich geckenhaft durchs Bild, geben Schmiere aus dem Groschenheft, aber "unsere Mütter, unsere Väter" sind sie jedenfalls nicht. Selbst noch die prolligen Wehrmachtssoldaten, die sich nicht direkt wie die Vorhut der ehrbaren Bundesrepublik benehmen, sind im Grunde fast schon bloß kernige Jungs im maskulinistischen Überschwang. Der jüdische Freund aus der Clique, um die es hier geht, hat's zumindest im ersten Teil der Schmonzette ja noch einigermaßen kommod im Vergleich zu den entbehrungsreichen Abenteuern, auf die sich die anderen vier einlassen. Dazu bitte etwas American Beauty-Emo-Musik - ach, schön habt ihr das gemacht.

Sehr gerne hätte ich mit viel Ärger noch einiges mehr dazu geschrieben, gottlob hat aber Ekkehard Knörer diesen Job bereits übernommen. Seinen Darlegungen kann ich mich vollkommen anschließen.


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