Thema: Berlinale 2005
16. Februar 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Der Film läuft im Internationalen Forum des jungen Films.
Es ist eine der berühmten letzten großen Nächte im (Film-)Hongkonger Triadenmilieu. Der Boss (Andy Lau) feiert die Geburt seines Sohnes, er will sich aus dem Geschäft etwas zurückziehen. Seine rechte Hand (Jackie Cheung), ihm seit Jahren treuer Freund, will ihn davon überzeugen, dass er drei küngelnde ältere Gangster in der internen Hierarchie ausschalten solle und hat selbst entsprechendes schon in die Wege geleitet. Doch der Boss will nicht so recht, er ist eher Typ Schachspieler als Bluthund. Beim Diner entfaltet sich das Gespräch über die Maßnahmen, während durch die Nacht von Hongkong die Gangster ziehen, und Leute, die es auf sie abgesehen haben. Gleichzeitig macht das Wort die Runde, dass der Boss noch in dieser Nacht Opfer eines Attentats werden solle ...
Parallel dazu entfaltet sich die Geschichte zweier gut befreundeter Jungspunde, die bei den Triaden Fuß fassen wollen. Der Auftrag, heute Nacht einen noch namenlos Bleibenden, umzubringen, böte sich dafür an. Auf der Suche nach der adäquaten Waffe, wirft man sich ins Hongkonger Nachtleben ...
Jiang Hu ist gut gemeintes Hongkongkino mit vielen üblichen Zutaten, die eigentlich ohne weiteres munden könnten, und mit inszenatorisch einigen lichten Momenten, die allerdings den meist nur behaupteten Pathos der Gefühle - Freundschaft, Brüderlichkeit - stets dem portfoliogerechten Bild unterordnen. Gut polierte Oberfläche also, die aber entsprechend wenig packt. Dabei wird sich auch deutlich an die leicht vertrackte Erzählung des internationalen Megahits Infernal Affairs angelehnt, der vor zwei Jahren im Forum zu sehen war und bald darauf weltweit Verzückung unter Genrefreunden enstehen ließ. Personelle Übernahmen bei der Besetzung unterstreichen dies. Und das Duett Andy Lau-Jackie Cheung - erstmals seit 16 Jahren wieder vor der Kamera - war für das traditionell sehr starorientierte Hongkongkino natürlich auch ein kleines Fest.
Problematisch ist dabei jedoch zunächst, dass der Einstieg in den Film und dessen figurellen Konstellation aufgrund seiner Unübersichtlichkeit zunächst schwer fällt. Infernal Affairs, der sich geradewegs mustergültig auffaltet, machte es einem da wesentlich leichter. Ein schwerwiegenderes Problem ist aber ein anderes: Die vom Film als vorrangiges dramaturgisches Element vorgeschlagene Frage ist, ob die beiden Jungs wirklich auf den Boss angesetzt sind und wie sich beider Nachtverläufe am Ende wohl kreuzen werden. Da aber sowohl das Casting - wer die Gesichter noch aus Infernal Affairs kennt, hat den Film eigentlich schon durchschaut ... - als auch die direkte Umsetzung des Stoffes sich keinerlei Mühe macht, zu verbergen, dass alles nur auf ein simples Drehbuchgimmick in den letzten Filmminuten hinauslaufen wird und dieser Twist also auch von langer Hand in Gänze schon erahnbar ist, verflacht diese eigentlich als filmtragend installierte Chance zum Suspense schon, bevor sie richtig zünden konnte. Zugegeben: Weniger Hongkong-affine Zuschauer mögen hier im Vorteil sein.
Es bleibt eine in Ansätzen ambitionierte, aber an keiner Stelle richtig gelungene Realisation aus Hongkong, mit vielen berühmten Gesichtern der Metropole, die diesmal allesamt groteske Frisuren spazieren tragen. Der diesjährige Genre-Forumsbeitrag aus Hongkong fällt recht mäßig aus. Das ist, aus Gründen der Tradition, sehr schade.
imdb | infos vom forum
PS: Wegen der Namensähnlichkeit wird auf den kleinen, aber sehr feinen Hongkongfilm Jiang Hu - The Triad Zone von Dante Lam aus dem Jahre 2000 hingewiesen (imdb). Eine ungemein charmante Gangster-Action-Komöde mit inszenatorisch viel Pfiff und erfrischendem Hang zum Chaos. Eine kleine Perle, die gemeinhin leider etwas untergegangen ist. Die DVD des Films ist als RC3 sehr günstig bei http://www.dddhouse.com erhältlich. Mitlesende aus Berlin werden im Videodrom fündig.
Es ist eine der berühmten letzten großen Nächte im (Film-)Hongkonger Triadenmilieu. Der Boss (Andy Lau) feiert die Geburt seines Sohnes, er will sich aus dem Geschäft etwas zurückziehen. Seine rechte Hand (Jackie Cheung), ihm seit Jahren treuer Freund, will ihn davon überzeugen, dass er drei küngelnde ältere Gangster in der internen Hierarchie ausschalten solle und hat selbst entsprechendes schon in die Wege geleitet. Doch der Boss will nicht so recht, er ist eher Typ Schachspieler als Bluthund. Beim Diner entfaltet sich das Gespräch über die Maßnahmen, während durch die Nacht von Hongkong die Gangster ziehen, und Leute, die es auf sie abgesehen haben. Gleichzeitig macht das Wort die Runde, dass der Boss noch in dieser Nacht Opfer eines Attentats werden solle ...
Parallel dazu entfaltet sich die Geschichte zweier gut befreundeter Jungspunde, die bei den Triaden Fuß fassen wollen. Der Auftrag, heute Nacht einen noch namenlos Bleibenden, umzubringen, böte sich dafür an. Auf der Suche nach der adäquaten Waffe, wirft man sich ins Hongkonger Nachtleben ...
Jiang Hu ist gut gemeintes Hongkongkino mit vielen üblichen Zutaten, die eigentlich ohne weiteres munden könnten, und mit inszenatorisch einigen lichten Momenten, die allerdings den meist nur behaupteten Pathos der Gefühle - Freundschaft, Brüderlichkeit - stets dem portfoliogerechten Bild unterordnen. Gut polierte Oberfläche also, die aber entsprechend wenig packt. Dabei wird sich auch deutlich an die leicht vertrackte Erzählung des internationalen Megahits Infernal Affairs angelehnt, der vor zwei Jahren im Forum zu sehen war und bald darauf weltweit Verzückung unter Genrefreunden enstehen ließ. Personelle Übernahmen bei der Besetzung unterstreichen dies. Und das Duett Andy Lau-Jackie Cheung - erstmals seit 16 Jahren wieder vor der Kamera - war für das traditionell sehr starorientierte Hongkongkino natürlich auch ein kleines Fest.
Problematisch ist dabei jedoch zunächst, dass der Einstieg in den Film und dessen figurellen Konstellation aufgrund seiner Unübersichtlichkeit zunächst schwer fällt. Infernal Affairs, der sich geradewegs mustergültig auffaltet, machte es einem da wesentlich leichter. Ein schwerwiegenderes Problem ist aber ein anderes: Die vom Film als vorrangiges dramaturgisches Element vorgeschlagene Frage ist, ob die beiden Jungs wirklich auf den Boss angesetzt sind und wie sich beider Nachtverläufe am Ende wohl kreuzen werden. Da aber sowohl das Casting - wer die Gesichter noch aus Infernal Affairs kennt, hat den Film eigentlich schon durchschaut ... - als auch die direkte Umsetzung des Stoffes sich keinerlei Mühe macht, zu verbergen, dass alles nur auf ein simples Drehbuchgimmick in den letzten Filmminuten hinauslaufen wird und dieser Twist also auch von langer Hand in Gänze schon erahnbar ist, verflacht diese eigentlich als filmtragend installierte Chance zum Suspense schon, bevor sie richtig zünden konnte. Zugegeben: Weniger Hongkong-affine Zuschauer mögen hier im Vorteil sein.
Es bleibt eine in Ansätzen ambitionierte, aber an keiner Stelle richtig gelungene Realisation aus Hongkong, mit vielen berühmten Gesichtern der Metropole, die diesmal allesamt groteske Frisuren spazieren tragen. Der diesjährige Genre-Forumsbeitrag aus Hongkong fällt recht mäßig aus. Das ist, aus Gründen der Tradition, sehr schade.
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PS: Wegen der Namensähnlichkeit wird auf den kleinen, aber sehr feinen Hongkongfilm Jiang Hu - The Triad Zone von Dante Lam aus dem Jahre 2000 hingewiesen (imdb). Eine ungemein charmante Gangster-Action-Komöde mit inszenatorisch viel Pfiff und erfrischendem Hang zum Chaos. Eine kleine Perle, die gemeinhin leider etwas untergegangen ist. Die DVD des Films ist als RC3 sehr günstig bei http://www.dddhouse.com erhältlich. Mitlesende aus Berlin werden im Videodrom fündig.
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