Nachgeholte Sichtung eines bereits auf einem früheren Hofbauerkongress gezeigten Films für alle, die ihn damals verpasst haben. Und einmal mehr zeigt sich: Die Titel der Filme, für die man sich im Zusammenhang mit dem Kongress interessiert, korrespondieren selten mit dem, was sie bezeichnen, von wenigen nüchternen Zustandsbeschreibungen - Der Perser und die Schwedin, Anatomie des Liebesakts (dazu später mehr) - abgesehen. Vulkanös, höllisch und triebhaft ist an diesem Film jedenfalls nichts, aber er ist schnuffig verpennt, als Hobbygangster-Film vor Kulisse eines bayerischen Kuhkaffs sympathisch behäbig.

Man fragt sich natürlich, wer so einen Film warum dreht. Ein bisschen fühlt sich der Film so an, als seien die Bengel, die erst eine leichte Dame arrangieren, um einen Unternehmer mit Fotos in Bedrängnis zu bringen, um ihn dann auch noch auszurauben, im Grunde vier bayerische Kumpel, die mal zusammen einen Film nach Art des amerikanischen Gangsterfilms drehen wollten - nur eben im bayerischen Hinterland, wo es keine zwielichtigen Kneipen, sondern nur Hobbykeller für die jungen Leute gibt. Wo keine Straßenschluchten mit Sünde locken, sondern die Alpen Ruhe und stoische Gelassenheit ausstrahlen. Wo man einander nicht am Hafenpier ums Leben bringt, sondern am Dorfbach.

Immerhin: Einen Jaguar haben sie und damit den Ausweis weltmännischen Savoir-Vivres. Damit fahren sie dann über Trampelpfade, einer springt immer lässig auf den Kofferraum. Als sie einmal mit dem Wagen losfahren, tuckert im Hintergrund der Traktor eines Bauern durchs Bild und macht jeden Traum vom Film Noir rasant zunichte.

Geboten werden Standardsituationen des Gangsterfilms, auf hübsch naive Weise ausbuchstabiert und durcherklärt, dann aber doch immer wieder sonderbar schief ins Bild gesetzt. Natürlich entsteht Streit um die fette Beute, einer der Jungs fühlt sich übergangen und nimmt den ganzen Batzen an sich. Man verfolgt, beschießt und prügelt einander. Als der Abtrünnige überwältigt ist, ruft er nur aus, er wolle nur seinen Anteil. Lapidare Antwort über einen Schnitt gelegt: "Ja, ist in Ordnung." Gut, dass wir darüber gesprochen haben, Vertrauen wieder hergestellt.

In einer anderen Szene muss ein Auto entsorgt werden. Das geht natürlich am besten im Dorfsee. Wie die Kerle den Wagen aus dem LKW manövrieren, ist äußerst waghalsig anzuschauen. Dann kippen sie die Karre ins Wasser, worauf es ihnen schlagartig dämmert, dass sich das Geld ja noch in dem Wagen befindet. Glücklicherweise haben sie - wie offenbar jeder vernünftige Mensch auf dieser Welt - in ihrem Jaguar eine volle Tauchermontur, sodass der eine ins (nun weißgott nicht tiefe) Wasser steigen und das Geld retten kann. Gegen Ende landet das Geld schließlich zur Zwischenlagerung in einem Jauchetank. Dieser allerdings wird schon wenig später das Feld besprenkeln - und mit einem Mal, wenn die vier Jungs wie angegossene Pudel auf dem Acker stehen, weil sich ihre Kohle nun in Kuhpisse aufgelöst hat, macht auch das Cinemascope des Film unbedingt Sinn.

Von Ferne mag man da an das Ende von Kubricks Die Rechnung ging nicht auf denken. Endet dieser noch auf einem Flughafen, an der Pforte zur großen Welt also, landet man beim Vulkan der höllischen Triebe in Schlamm und Piss des bayerischen Ackerbaus. Immerhin etwas Gnade: So niederschmetternd das Ende für die Gangsterbuben auch ist, so konsequenzlos ist es, zumindest für sie, dann schließlich auch.


Mehr bei: Oliver - Udo


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