Thema: hofbauerkongress
07. Januar 14 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Ekkehard Knörer hat in der taz bereits vieles Richtige über diesen Film geschrieben: Tatsächlich ist es eine wahre Freude, wie dieses Film gewordene, nokturnale Cool-Jazz-Album durch seine Geschichte, sein Milieu mäandert, dabei vom melancholischen Stimmungsbild am Hafen zum Dokumentarismus wechselt, mal hochgradig künstlich wirkt, die Vorbilder des großen Kinos sucht und eben doch immer wieder den Blick auf diese Gegend hier, rund um die Reeperbahn, wirft. Dabei entsteht eine eigene Welt ganz für sich, eine Filmwelt neben der unseren, eine Dämmerwelt, die schon der eigentlich etwas merkwürdige Titel St. Pauli zwischen Nacht und Morgen ankündigt.
Es steckt viel Freiheit, viel Spielfreude in diesem Film - und der Zierrat wird zur eigentlichen Attraktion: Rolf Eden etwa - ein Spelunken-Schmierhahn, dessen Etablissement als Drogenumschlagplatz ins Visier der international ermittelnden Behörden gerät - wird bei seiner Einführung bemerkenswert lange nur von hinten gezeigt, als gelte es, den Preis für maximale filmische Coolness zu gewinnen. Oder die drei jungen Frauen zum Beispiel, die in dieser Bar immer wieder aufspringen und zu dritt einen eckig-gelenkigen Tanz hinlegen - beides zählt zum Schönsten, was sich hier finden lässt. Oder der vielgeliebte Moment am Rande des Hamburger Fischmarkts, als eine Omma zum Oppa im Vorbeigehen kurz vor Schnitt noch fragt, was sie ihm denn heute Abend kochen soll. Das Schmier-Sakrale und Trunst-Profane liegen in diesem Sittenreißer-Poem dicht beisammen.
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Eine DVD ist bei Pidax erschienen. Der Erwerb wird empfohlen.
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