13.04.2005, Heimkino; Inhalt.

Den ersten Teil kenne ich nicht, doch habe ich sachkundige Begleitung bei der Sichtung, die mich in Fällen, wo es dem Verständnis dienlich ist, aufklärt. Natürlich ist das ein Film, bei dem man sich an manchen Stellen amüsieren kann. Die Figur selbst lädt dazu geradewegs überoffensichtlich ein, zumal wenn man von der Absurdität des Daseins und einer allzu sehr bürgerlichen Vorgaben gehorchenden Vorstellung von Lebensführung überzeugt ist. Bridget Jones, und ein bisschen vielleicht auch Renee Zellweger selbst, ist jemand, bzw. die Figur eines Typs, über die man in diesem Falle gut lachen kann und der Film ist dabei Komplize, eigentlich.

Dabei ist jedoch bisweilen erschreckend, mit welchem Zynismus er, der Film, dann doch zu Werke geht und den Archetypus der modernen, auf ganz eigene Art und Weise benachteiligten Frau exponiert. Der Loop im Fernsehstudio von Bridget Jones' Hintern, der gerade mächtig aus der Luft auf eine Kamera hinunterkommt (sie ist, nicht an sich, aber in diesem Falle, Fallschirmspringerin) und damit die ganze Plumpheit der Person in die Endloswiederholung am Schneidetisch packt, ist dabei zwar bezeichnend genug, aber eigentlich noch das Mindeste. Das Potential dieser Szene wird willig erfüllt in anderen Szenen, dass man sich an den Kopf fasst, warum nun gerade Frauen in einer ähnlichen Position wie Bridget Jones selbst hier einen Film für sich gefunden haben. Es mag vielleicht auch etwas mit dem Märchen vom hässlichen Entlein zu tun haben oder von Aschenputtel meinethalben, das am Ende dann doch, wie, natürlich, Bridget Jones, einen Märchenprinzen kriegt (der allerdings so märchig gar nicht ist, eher schon ist er eigentlich nur ein fades Rindvieh mit zugegeben etwas Besitz; wieviel interessanter ist da doch eigentlich die von Hugh Grant personifizierte Figur, zugegeben ein liderliches Wesen mit Macken von Funkturmgröße - aber immerhin kein verbohrt-verspießter wandelnder Hirnriss).

Der Gipfel des ausgestellten Zynismus (der, meiner Meinung nach, schwerer wiegt als das versammelte Arsenal an Zynismen der Pulpkultur) ist schließlich eine Episode in einem thailändischen Frauengefängnis, wo Bridget Jones - unschuldig zwar, doch die Indizien wiegen schwer - wegen Drogenschmuggels festgehalten wird. Hier wird dann alles zum Tand, zum billigen narrative device, das sich für keine Dreistigkeit zu schade ist. Die Episode dient, im wesentlichen, dazu, Bridget Jones zu verdeutlichen, dass der arrogante Snob, dem sie hinterher rennt, eigentlich doch ein dufter Typ ist, im direkten Vergleich mit den Schrecknissen jedenfalls, die die inhaftierten Thailänderinnen - Zwangsprostitution, Schläge, Drogenabhängigkeiten - von ihren Kerlen erfahren müssen. Natürlich ist Bridget aber bald der Star in dieser Umgebung, verleiht BHs und bringt den Mädchen das Singen bei. Am Ende der Episode gibt's zum Abschied etwas Pralinen und all die kleinen Thai-Mädels hinter Gittern sind außer sich vor Freude. Eine Flockigkeit, die hier vor sehr real anmutenden Kulissen abgespielt wird, die einen nur noch grausen lässt.

Da sich zudem ansonsten nichts in dem Film findet, was eines weiteren Blickes bedürfte - man gibt sich in jeder Hinsicht als brav, altbacken, klassisch-egalem verpflichtet zu erkennen -, bleibt auch eigentlich nur recht diese politisch-soziale Dimension übrig, über die sich bezüglich dieses Films zu reden lohnt. Normalerweise bin ich ein großer Freund davon, der für gewöhnlich im allgemeinen Diskurs etwas überrepräsentierten Ideologiekritik weitere Themen zur Seite zu stellen, die andere Ebenen eines Filmes verhandeln lassen. Dem steht dieser Film jedoch selbst - gekonnt, möchte man fast sagen - im Wege. Gelacht zuweilen, ja, mit Grausen.

imdb ~ filmz.de ~ angelaufen.de


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