Thema: Kinokultur
Ich finde sie putzig, die Filmindustrie. Aus welchen Gründen auch immer scheint man dort davon auszugehen, dass die Bedingungen der freien Marktwirtschaft für sie keine Gültigkeit besitzen, dass sie doch eigentlich sogar schon rechtliche Ansprüche hat auf a) unbegrenztes Wachstum und b) Sonderzonen der Wirtschaftskreisläufe. Was für alle gilt, hat für sie bitte keine Gültigkeit. Und weil dies doch bitte so sein möge, übt man sich von vorneherein in konsequenter Verachtung einer Kenntnis marktwirtschaftlicher Entwicklungen.
Grund für solch Häme: In der heutigen "Welt" findet sich ein Hinweis, dass die Filmindustrie sorgenvoll die aktuellen Wachstumszahlen beäugt. Das Umsatzplus vor allem im Bereich des Home Video sei dieses Jahr bislang nicht ganz so dynamisch ausgefallen wie noch im letzten. Apokalyptisch darf man da im Titel lesen, dass der DVD-Boom wieder abflacht. Studios fühlen sich belastet und mit dem Begiff des "drastisch verlangsamten Wachstums" ist wohl der Ausspruch des Tages getätigt worden.
Wohlgemerkt: Von einem Rückgang in diesem Segment kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Man ist gewachsen und hat mehr verkauft, mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Nur wies das Vorjahr im Vergleich mit dessen Vorjahr eben ein größeres Wachstum auf als dies im Jahr 1 nach dem Boomjahr zu verzeichnen ist. Dies allerdings ist nun auch keineswegs uneinleuchtend: Kein Markt wächst beständig jährlich um gut die Hälfte an, jeder Markt allerdings hat eine gewisse Sättigungsgrenze. Hinzu kommt, dass der Großteil des DVD-Angebots aus einer Neuauswertung alter Lizenzen besteht: Kassiert wird nochmals für Titel, die längst schon - über Kino und VHS - sich gerechnet haben und kaum mehr Produktionskosten reinspielen müssen (von der bloßen DVD-Auflage abgesehen). Und man muss wirklich kein Schlaule in Sachen Wirtschaft sein, um zu erahnen, dass jeder Boom fix an seine Grenzen stößt, dass nunmal die alten Lieblingsfilme, die noch auf VHS zuhause standen, bald ersetzt sind, dass sich ein Nachfolgemedium, hat es sich erstmal etabliert, schon alleine dadurch sättigt, weil man nun auch unter Freunden und bekannten DVDs tauschen und ausleihen kann und nicht mehr jeden Film kaufen muss, weil man der einzige Sonderling im Bekanntenkreis ist, der so'n Digitalding zuhause stehe hat. Dass erste Euphorien auch schnell in Ermüdung münden können, und dass eine rigorose Pauperisierung wie mit Hartz IV eben auch unter Sozialschwächeren neue Hierarchien der Anschaffungsdringlichkeit zeitigt. Und dennoch - goddammit - ist der Markt gewachsen, nur eben, und das eben auch lediglich im Verhältnis, nicht ganz so sexy wie im letzten Jahr, trotzdem ist aber mehr Asche im Pott.
Aber es gebt eben nicht so, wie die Filmindustrie es will. Diese will, scheint es, exponentielles Wachstum wider alle ökonomische Vernunft, und wenn möglich die Weltherrschaft obendrein. Wenn dies nicht in allen Punkten garantiert werden kann, wird auf die Tränendrüse gedrückt, als wäre man eben doch noch hinterrücks von der Sowjetunion enteignet worden. "Drastisch verlangsamtes Wachstum", welch ein Graus, welch schrecklich Schicksal.
Grund für solch Häme: In der heutigen "Welt" findet sich ein Hinweis, dass die Filmindustrie sorgenvoll die aktuellen Wachstumszahlen beäugt. Das Umsatzplus vor allem im Bereich des Home Video sei dieses Jahr bislang nicht ganz so dynamisch ausgefallen wie noch im letzten. Apokalyptisch darf man da im Titel lesen, dass der DVD-Boom wieder abflacht. Studios fühlen sich belastet und mit dem Begiff des "drastisch verlangsamten Wachstums" ist wohl der Ausspruch des Tages getätigt worden.
Wohlgemerkt: Von einem Rückgang in diesem Segment kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Man ist gewachsen und hat mehr verkauft, mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Nur wies das Vorjahr im Vergleich mit dessen Vorjahr eben ein größeres Wachstum auf als dies im Jahr 1 nach dem Boomjahr zu verzeichnen ist. Dies allerdings ist nun auch keineswegs uneinleuchtend: Kein Markt wächst beständig jährlich um gut die Hälfte an, jeder Markt allerdings hat eine gewisse Sättigungsgrenze. Hinzu kommt, dass der Großteil des DVD-Angebots aus einer Neuauswertung alter Lizenzen besteht: Kassiert wird nochmals für Titel, die längst schon - über Kino und VHS - sich gerechnet haben und kaum mehr Produktionskosten reinspielen müssen (von der bloßen DVD-Auflage abgesehen). Und man muss wirklich kein Schlaule in Sachen Wirtschaft sein, um zu erahnen, dass jeder Boom fix an seine Grenzen stößt, dass nunmal die alten Lieblingsfilme, die noch auf VHS zuhause standen, bald ersetzt sind, dass sich ein Nachfolgemedium, hat es sich erstmal etabliert, schon alleine dadurch sättigt, weil man nun auch unter Freunden und bekannten DVDs tauschen und ausleihen kann und nicht mehr jeden Film kaufen muss, weil man der einzige Sonderling im Bekanntenkreis ist, der so'n Digitalding zuhause stehe hat. Dass erste Euphorien auch schnell in Ermüdung münden können, und dass eine rigorose Pauperisierung wie mit Hartz IV eben auch unter Sozialschwächeren neue Hierarchien der Anschaffungsdringlichkeit zeitigt. Und dennoch - goddammit - ist der Markt gewachsen, nur eben, und das eben auch lediglich im Verhältnis, nicht ganz so sexy wie im letzten Jahr, trotzdem ist aber mehr Asche im Pott.
Aber es gebt eben nicht so, wie die Filmindustrie es will. Diese will, scheint es, exponentielles Wachstum wider alle ökonomische Vernunft, und wenn möglich die Weltherrschaft obendrein. Wenn dies nicht in allen Punkten garantiert werden kann, wird auf die Tränendrüse gedrückt, als wäre man eben doch noch hinterrücks von der Sowjetunion enteignet worden. "Drastisch verlangsamtes Wachstum", welch ein Graus, welch schrecklich Schicksal.
° ° °
kommentare dazu:
kaz,
Samstag, 13. August 2005, 03:54
es ist in der tat unglaublich, was alles so herbeigeredet & dann auch geglaubt wird. m.e. ist das vor allem deshalb möglich, weil absichtsvoll begriffe eingeführt sind, die kein mensch versteht & auch nicht verstehen soll. abgesehen von dieser sprachlichen verzerrung kann ich mich dem oben geäußerten spott nur anschließen. die wachtumstheorie basiert auf irrtümern & alles exponetielle läßt sich nur mathematisch-theoretisch bis ins unendliche fortsetzen. praktisch ist immer irgendwann schluß.
die (film)industrie steht eben auch auf dem fundament leistungsloser kapitalvermehrung, diese einseitige anhäufung von kapital könnte aber nur durch enteignung unterbrochen werden. die verschleiernden begriffssysteme sind vorboten einer plutokratie.
die (film)industrie steht eben auch auf dem fundament leistungsloser kapitalvermehrung, diese einseitige anhäufung von kapital könnte aber nur durch enteignung unterbrochen werden. die verschleiernden begriffssysteme sind vorboten einer plutokratie.
mama,
Samstag, 13. August 2005, 16:46
Generell ist ja der Wachstumsbegriff das liebste Vehikel um eine düstere Stimmung herbei zu beschwören. Hab ich mich auch schon x mal drüber aufgeregt, wenn wieder mal vom "Letzten Platz beim Wirtschaftswachstum in Europa" daher schwadroniert wird. Die Basis von der ausgegangen wird, wird dann ja gerne im dunkeln gelassen, die eigentliche ökonomische Überlegenheit ausgeblendet.
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