Thema: Berlinale 2006
... und dann, als ich gerade vor den Toren der Arkaden am Potsdamer Platz fast food verspeise, fragt mich diese junge Frau mit einem Fingerzeig in Richtung Arkaden, ob das denn der Berlinale-Palast sei. Ich bin so verdutzt, dass ich mich verschlucke und hustend nur noch "Nää!" rauskriege, ein bisschen muss ich dabei auch lachen.
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Surreales gab's vor der Vorführung am Nachmittag. Als ich mich setze, bemerke ich, dass mein Sitznachbar schon schläft. Schlafende im Kino sind ja nun keine Seltenheit auf einem Festival, aber schon bevor der Film überhaupt angefangen hat? Der andere Platz neben mir ist hingegen von einer Tasche samt Mantel besetzt; plötzlich stürzt deren Besitzer durch die Reihe, entschuldigend mit den Händen wedelnd, greift sein Zeug und murmelt irgendwas von "Ist mir ja noch nie passiert, falsches Kino, die haben mich einfach reingelassen, ich muss doch wo ganz woanders hin!", nicht wenige lachen über diesen Quatsch. Dann kommt die Ansage, dass der Film nun anfange, viel Spaß und so, was den Schlafenden neben mir jäh aus seinen Träumen reißt. Doch der Film beginnt nicht, der Vorhang bewegt sich nur gerade so weit auf, dass man lediglich ein bisschen Leinwand sieht, aber so grotesk gecacht kann der folgende Film nun wirklich nicht sein. So bleibt das eine Weile, bis irgendein Techniker hinter den Vorhängen an der Seite verschwindet; derweil fällt vorne links irgendein Schild um, dass da stand. Schließlich geht das Licht aus, und geht wieder an. Der Vorhang noch immer so wie zuvor. Dann geht hinter der Leinwand eine Neonröhre an, was ziemlich Scheiße aussieht; aber immerhin tut sich der Vorhang auf, während der Kinoangestellte sich offenbar im Nebenvorhang verfangen hat. Nun, einige Minuten nach der Ansage, kann de Film endlich beginnen.
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Es gilt eine Unsitte bei den Pressevorführungen zu schelten, die der unlauteren Platzreservierung nämlich. Für diese lässt man einfach seine Jacke auf einem günstigen Platz liegen, verlässt den Saal und wartet draußen, bis es wieder reingeht. Welches Anrecht über die einzelnen Vorführungen hinaus da gewähnt wird, ist mir schleierhaft. Anderen, beherzten Menschen offenbar auch, weshalb sich solche Reservisten nun anscheinend zu anderen Methoden gezwungen sehen: Eine Jacke lässt sich schließlich leichter Hand entfernen, um einen Platz nonchalant einzunehmen; weit mehr Skrupel bestehen allerdings, wurde vom Platzgeierer statt eines unproblematischen Kleidungsstücks seine offenkundig weidlich benutzte Rotzfahne auf dem Kinosessel hinterlassen. So vorgestern beobachtet, niedriger geht's nun wirklich nicht mehr.
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Ich gehe in den Raum, wo die Pressekonferenzen stattfinden, suche mir einen Platz mit guter Sicht und blicke nach vorne; just in diesem Moment greift Isabelle Huppert, während Chabrol Französisches, das ich nicht verstehe, von sich gibt und dabei ganz krötenhaft wirkt, zur Mineralwasserflasche und füllt deren Inhalt in ein Glas. Dies in wenigen Sekunden, mit einer Perfektion und Eleganz eines Bewegungsablaufs, der reine Magie darüber legt; dazu hat sie ihr Kinn leicht nach vorne geschoben, der Mund ist eine dünne Linie, die sich an den Enden zu einem geheimnisvollen Irgendwas zwischen Lächeln und kühler Abschätzung kräuselt, Augen halb geschlossen, der Blick ist ganz auf ihre Hände gerichtet. Ich bin glücklich, weil ich alles gesehen habe, was ich sehen wollte, und verlasse den Raum umgehend wieder, nicht ohne einen letzten Blick auf sie zu werfen, diese foxy lady.
(den dazu passenden Film habe ich leider nicht gesehen, sehr wohl aber Ekkehard und der zeigt sich nicht eben unangetan)
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Surreales gab's vor der Vorführung am Nachmittag. Als ich mich setze, bemerke ich, dass mein Sitznachbar schon schläft. Schlafende im Kino sind ja nun keine Seltenheit auf einem Festival, aber schon bevor der Film überhaupt angefangen hat? Der andere Platz neben mir ist hingegen von einer Tasche samt Mantel besetzt; plötzlich stürzt deren Besitzer durch die Reihe, entschuldigend mit den Händen wedelnd, greift sein Zeug und murmelt irgendwas von "Ist mir ja noch nie passiert, falsches Kino, die haben mich einfach reingelassen, ich muss doch wo ganz woanders hin!", nicht wenige lachen über diesen Quatsch. Dann kommt die Ansage, dass der Film nun anfange, viel Spaß und so, was den Schlafenden neben mir jäh aus seinen Träumen reißt. Doch der Film beginnt nicht, der Vorhang bewegt sich nur gerade so weit auf, dass man lediglich ein bisschen Leinwand sieht, aber so grotesk gecacht kann der folgende Film nun wirklich nicht sein. So bleibt das eine Weile, bis irgendein Techniker hinter den Vorhängen an der Seite verschwindet; derweil fällt vorne links irgendein Schild um, dass da stand. Schließlich geht das Licht aus, und geht wieder an. Der Vorhang noch immer so wie zuvor. Dann geht hinter der Leinwand eine Neonröhre an, was ziemlich Scheiße aussieht; aber immerhin tut sich der Vorhang auf, während der Kinoangestellte sich offenbar im Nebenvorhang verfangen hat. Nun, einige Minuten nach der Ansage, kann de Film endlich beginnen.
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Es gilt eine Unsitte bei den Pressevorführungen zu schelten, die der unlauteren Platzreservierung nämlich. Für diese lässt man einfach seine Jacke auf einem günstigen Platz liegen, verlässt den Saal und wartet draußen, bis es wieder reingeht. Welches Anrecht über die einzelnen Vorführungen hinaus da gewähnt wird, ist mir schleierhaft. Anderen, beherzten Menschen offenbar auch, weshalb sich solche Reservisten nun anscheinend zu anderen Methoden gezwungen sehen: Eine Jacke lässt sich schließlich leichter Hand entfernen, um einen Platz nonchalant einzunehmen; weit mehr Skrupel bestehen allerdings, wurde vom Platzgeierer statt eines unproblematischen Kleidungsstücks seine offenkundig weidlich benutzte Rotzfahne auf dem Kinosessel hinterlassen. So vorgestern beobachtet, niedriger geht's nun wirklich nicht mehr.
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Ich gehe in den Raum, wo die Pressekonferenzen stattfinden, suche mir einen Platz mit guter Sicht und blicke nach vorne; just in diesem Moment greift Isabelle Huppert, während Chabrol Französisches, das ich nicht verstehe, von sich gibt und dabei ganz krötenhaft wirkt, zur Mineralwasserflasche und füllt deren Inhalt in ein Glas. Dies in wenigen Sekunden, mit einer Perfektion und Eleganz eines Bewegungsablaufs, der reine Magie darüber legt; dazu hat sie ihr Kinn leicht nach vorne geschoben, der Mund ist eine dünne Linie, die sich an den Enden zu einem geheimnisvollen Irgendwas zwischen Lächeln und kühler Abschätzung kräuselt, Augen halb geschlossen, der Blick ist ganz auf ihre Hände gerichtet. Ich bin glücklich, weil ich alles gesehen habe, was ich sehen wollte, und verlasse den Raum umgehend wieder, nicht ohne einen letzten Blick auf sie zu werfen, diese foxy lady.
(den dazu passenden Film habe ich leider nicht gesehen, sehr wohl aber Ekkehard und der zeigt sich nicht eben unangetan)
° ° °
kommentare dazu:
lugosy,
Freitag, 17. Februar 2006, 15:14
Herrlich
Ich finde deine Anekdoten rund um die Berlinale immer sehr lässig und erheiternd. Das bringt einem das Festivalgeschehen schon ziemlich nahe.
Lob natürlich auch für deine lesenswerten Berlinale Besprechungen. ;-)
Gruß :lugo:
Lob natürlich auch für deine lesenswerten Berlinale Besprechungen. ;-)
Gruß :lugo:
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