Weit weg von den Lichtern der Großstadt macht man so allerhand, um den Tag rumzukriegen. Sich beispielsweise im Bahnhofsbuchhandel (was hier in der Provinz soviel heißt wie: Ein bißchen Grisham, ein bißchen King, viele Illustrierte und der Spiegel) die neue Ausgabe des X-Rated Magazins zu kaufen (okay, das gibt's auch dort, aber ich musste - aufgrund der Größe des Ladens eigentlich unbegreiflich - lange suchen). Das ist jetzt nun kein Tittenheft (zumindest: nicht nur), sondern in erster Linie ein "Special Interest Horrormagazin", herausgegeben im X-Rated-Verlag des X-Rated-DVD-Label-Beitreibers und X-Rated-Videothekengeschäftsführers Andreas Bethmann.

Nein, ich will nicht jammern. Ich kenne die Publikation schon eine ganze Weile und weiß also schon im Vorfeld, was ich zu erwarten habe. Also nicht lamentieren, sondern amüsieren! Denn dem Heft könnte man ohne weiteres auch den "Special Interest"-Titel aberkennen und "Zentralorgan der schriftsprachlichen Avantgarde-Bewegung" zur Seite stellen. Wobei man fair bleiben muss: Interessanterweise hat sich die Schreibe zum letzterstandenem Heft - gekauft in der gleichen Lokalität unter gleichen Bedingungen, vor also folgerichtig etwa einem Jahr - doch entschieden verbessert. Nahezu vollends undechiffrierbare Surrealismen finden sich diesmal kaum mehr, dafür darf sich Freddy Krüger in einer Art "Trading card" (so wie früher halt das Autoquartett, Hubraum sticht Gewicht und so, Sie wissen schon) eines dritten Ds im Namen erfreuen. Wie überhaupt dieser merkwürdige Artikel über Freddy vs. Jason. Ein willkürliches Zitat: "Dabei wird der Zuschauer an seine Kindertage erinnert und von nostalgischen Kulissen verwöhnt: die nebelverhangenen Wälder am Crystal Lake, die verträumt täuschende Elmstreet und das von uns so geliebte Kinderlied aus den ersten Freddy-Alpträumen, welches wir zu VHS-Zeiten schon so geliebt haben. Wer allerdings anfängt, hier mit irgendwelchen Logigfehlern zu kommen, sollte sich mal die Gesamtthematik des Films anschauen: alles erfundener Schwachsinn zur Unterhaltung." Dem folgt schließlich eine etwas verschwörungstheoretische Abhandlung über das Verhältnis zwischen dem Filmverleih Warner Bros. mit den "oberen Drahtzieher[n] unserer Zensurorgane" und deren Bedarf eines "neuen Expressoautomaten" (sic!) im Prüfungsraum. Dann das Fazit: "Lang erwartet und besser als gehofft ist er nun endlich da!" Auf den kleinen "Logigfehler" der Einleitung - "Was könnte erfolgreicher sein, als ein Film mit Teenagern in Angst? Das fragten sich schon lange die Produzenten eines mittlerweile abgelutschten Genres." - möchte man da schon gar nicht mehr hinweisen.

Auch eine Schote natürlich ein Schnittbericht, der zwei Editionen von Liebesgrüße aus der Lederhose miteinander vergleicht. Wunderbarste Stelle: "Nachdem Peter Steiner die Hose runtergezogen hat, legt er sich noch auf die Französin und rödelt ein bisschen auf ihr." Da diese knapp halbminütige Szene an Stelle 08:12 auf der jüngst von Marketing herausgegebenen DVD entfernt wurde, ist von dieser Veröffentlichung abzuraten.

Schnell ist es ausgelesen, das dünne Heftchen. Der Schenkelklopfer gäbe es noch einige mehr vorzuführen, allein, ich will es dann doch auf sich beruhen lassen. Allerdings nicht ohne noch die Überschrift zu erklären: Dabei handelt es sich um den Untertitel für ein Bild im Heft, darauf zu sehen: Die sieben jugendlichen Opfer des Slasherfilms Bloody Beach. Ein koreanischer Film, versteht sich.


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