28.04.2003, Heimkino

Die lange Reihe der Neuinterpretationen klassischer Universalfilme der britischen Hammer Studios versprühen, zumindest zu Beginn jener Adaptionsphase, einen ganz eigenen Charme. Nicht nur das in der Filmgeschichte erstmalige Verwenden buchstäblich blutroten Lebenssaftes, damit einhergehend die, für damalige Verhältnisse, recht graphische Gewaltdarstellung, die den sich bereits am Horizont abzeichnenden Splatterfilm erahnen ließ, gehört dazu, sondern auch, und vor allem, die stellenweise ziemlich pfiffigen Spielereiein mit dem Originalplot und -stoff sorgen für die eine oder andere angenehme Überraschung. "Horror Of Dracula", die zweite Universal-Adaption, ist das beste Beispiel dafür.

In wunderschönen Sets und Locations wird da die Geschichte um den blutsaugenden Aristokraten, komplett ins Deutschland des 19. Jahrhunderts verlegt, erzählt. Dramatisch, unglaublich dramatisch wird sie angelegt, das Orchester kommt kaum zur Ruhe, so häufig sind die bedeutungsschwangeren Fanfaren vonnöten. Wir werden Zeuge einer einzigen Passionsgeschichte von Verlusten und Niederlagen. Getragen wird diese, wie so oft bei den Hammerstudios, eigentlich recht traurige, am Ende nur wenig versöhnliche Geschichte vor allem durch die klassische Besetzung jener glückseligen Tage: Peter Cushing als Van Helsing, Chrisopher Lee als Dracula, beide gehen sie mit der höchsten Perfektion ihrer Kunst zu Werke. Wunderbar die Szene, als sie sich zum ersten Mal begegnen: Van Helsing entdeckt Draculas Ruhestätte, den Sarg, im Keller eines Anwesens, plötzlich stürzt der Graf zur Tür hinein, erblickt seinen Gegenspieler, verlässt den Ort umgehend wieder, schlägt die Tür hinter sich zu.

Früher, ganz früher, waren die Hammer-Filme - mehr Einträge werden in den nächsten Tagen folgen - wohl eher Kost für Jugendliche. Heutzutage wird man jene Klientel wohl kaum von den gotisch-romantischen Schauer-Moralgeschichtchen überzeugen können, dafür sind sie, jetzt nicht etwa kulturpessimistisch gemeint, einfach nicht mehr grell genug. Man muss schon in die Filme hineinreifen, sich von ihnen und ihren ganz eigenen Reizen verführen lassen können, um ihre überschaubar angelegten Erzählungen, ihre visuellen Reize und ihre Umdeutungen gängiger Topoi genießen zu können. Wenn dies aber gelingt, diese Voraussetzungen erfüllt sind, dann sind die Hammerfilme einfach Genrekost zum rundum Liebhaben.


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