14.05.2003, Heimkino

Die Tickets sind gebucht: Am 10. Juni, abends um 17 Uhr, geht's gen Big Apple. Grund genug, für eine kleine, undurchdachte, herzlich unverkrampft verfolgte "New York im Film"-Reihe. Die Wahl auf FAST FOOD FAST WOMEN als ersten Teil dieser Reihe ist dann auch gleich nicht etwa Resultat einer großen Überlegung, eines konzeptuellen Vorgehens, sondern allein einem uninspirierten Gang durch die Gänge meiner Kiezvideothek geschuldet: "Was denn nur schauen... Ach ja, der da... Habe ich ja damals im Kino verpasst... Und SUE fand ich ja eigentlich ganz nett... Ist wieder vom gleichen Regisseur und mit der gleichen Schauspielerin... Und so langsam solltest Du die "New York"-Reihe eh mal in Angriff nehmen." Keine Minute später war der Film entliehen.

Knapp 3 Stunden später wurde er zurückgebracht, etwas widerwillig wurden die fälligen 1,60 Euro bezahlt. Was, bitte schön, soll das denn jetzt gewesen sein? Wer soll sich das denn, und zu welchem Zweck bitte, ansehen?

Nun gut, also von vorne. Die Wurzeln sind klar: Auf Teufel komm' raus wurde da versucht, das "Wang"-Gefühl entstehen zu lassen. Wildes Treiben geschlechtsreifer, im Leben gestrandeter, liberaler Mitt-30er bis Mitt-70er in New York City rund um ein kleines Bistro, im Zentrum Bella, dargestellt von jener immer etwas affektiert zeigefreudigen Anna Thomson. COFFEE IN THE FACE hätte man's nicht nennen können, ohne dümmlichen Slapstick einzubauen, wurde eben FAST FOOD FAST WOMEN draus. Und was geschieht? Wüsste ich auch gerne, aber ich versuch's mal: Da legt man sich auf die Straße vor ein Auto, um sich den Sonntagnachmittag etwas aufregender zu gestalten (es versteht sich von selbst, dass diese seltsame Sequenz keinerlei Zweck im Film erfüllt, zumindest keinen, der sich mir erschlossen hätte), da verkehrt die Affäre der einen mit der Affäre des anderen, ohne dass die beiden gehörnten davon was mitkriegen, grantelnde Männer mit zuviel Zeit seit ihrer Pensionierung trinken schlürfend ihre Kaffees, nur einer mag nicht so recht in den Kanon des Alterzynismus miteinstimmen und sucht die Freuden des Lebens - er bringt die alte, nervige Vettel sogar mal mit ins Bistro. Allesamt haben sie liberal eingerichtete Appartements, allesamt kommen sie eigentlich ja nun gar nicht so recht mit dem Leben zurecht, aber für etwas lebensweisen, liberalen Small-Talk im liberalen Cafébistro mit dem liberalen Chef reicht's allemal. Liberale Wünsche werden formuliert, liberale Lebensträume wahlweise verwirklicht oder verworfen, Allen meets Wang unter Berücksichtigung der femininen Perspektive also.

Klappt aber alles nicht, da kann Anna Thomson noch so oft beatnik-like (und natürlich: liberal) desnächtens das um den Körper geschlungene Badetuch frohlockend vom Balkon aus in die Finsternis schmeißen und dem Obdachlosen unten auf der Straße ihre prallen Titten präsentieren. Das mag den vielleicht ja sogar erfreuen, aber unsereins kriegt die nun wirklich in nahezu jedem ihrer Filme auf's Auge gedrückt und für etwas mehr als käsiges Angeödet-Sein ob der bemühten Etablierung New Yorker Schrulligkeit reichen solche und vergleichbare Szenen nun wirklich nicht aus. Ferner ist's einem auch einfach nur vollkommen scheißegal, was da vorne passiert. Ist eh meistens die andauernd aufs Neue reichlich lauwarm aufgewärmte Sauce von den New Yorker Stadtgeschichten, die in diesem Fall weder sonderlich charmant noch dramaturgisch sonderlich gewitzt in den Sand, pardon, in Szene gesetzt wurden, zumal sich der Film auch gar keine Mühe gibt, zu verstecken, dass dem traurigen Treiben ein äußerst lahmes, undurchdachtes Drehbuch zugrunde liegt. Angesichts der Lücken in selbigem, angesichts der seltsamen Sprünge in der Dramaturgie und angesichts der zahlreichen Weglassungen, die dringend nötig gewesen wären, um die einzelnen Episoden wenigenstens halbwegs in ein wie auch immer geartetes homogenes Ganzes zu verwandeln, beschleicht einen dann und wann gar der Gedanke, lediglich eine Aneinanderreihung all jener Szenen zu sehen, die in der Post-Production eines vollkommen anderen (vielleicht ja sogar recht gelungenen?) New-York-Films den Schneideraum nicht mehr verlassen hatten, zumindest nicht in den Filmrollen, die anschließend zum Kopierwerk gebracht wurden.

FAST FOOD FAST WOMEN ist durch und durch, ganz ohne Zweifel, ein abgeschmackter, fader B-Movie-Abklatsch eines Arthausfilms und das ist etwas, was die Welt nun wirklich überhaupt nicht braucht. Und das nächste Mal Frau Thomson bitte unbedingt etwas mehr Gage anbieten, um ihr diesen nicht nur ihre primären Geschlechtsmerkmale betreffenden, seltsam peinlichen Zeigegestus auszutreiben. Das kann sich ja kein Mensch ansehen, wie die sich vor der Kamera zum Horst macht


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