Kim Jee-woons Drehbuch verbindet geschickt und durchaus kunstvoll die tragische Geschichte einer koreanischen Familie mit allerlei Genreversatzstücken und verstörenden Beschreibungen einer dysfunktionalen Psyche. Die schattenhafte Gestalt der toten Mutter, die zunächst grotesk verwachsen der jungen Su-mi erscheint (wie vieles wird auch diese Irritation später erklärt werden), der schleimig-durchnässte Körper, der sich aus Su-yeons Kleiderschrank erbricht oder etwa der expressive Gebrauch der Tonspur, der das subtile Grauen durch seine verstörenden, schrecklich verzerrten Kratz- und Kreischlaute zum Terror geraten läßt.

Der alles kennende und zitierende Filmbuff mag das vor allem aus dem japanischen Kino der letzten Jahre bereits kennen. Manches erinnert an The Shining, eine lange Steadicam-Fahrt durch das Haus, die in ihrer Nüchternheit auf den heraufdräuenden Schrecken verweisenden ruhigen Totalen. Was solls. Die beschriebenen Mittel sind hier kein Selbstzweck sondern entwickeln sich aus der Geschichte heraus, aus diesem für Su-mi unglückseligsten Moment, der im Film ganz am Ende steht, der augenscheinlich für ihren Rückzug, für ihre zunehmenden Autoaggressionen verantwortlich zeichnet, wenn die Mutter bereits tot ist, die verhaßte Stiefmutter an ihre Stelle getreten ist und die kleine Schwester Su-yeon sich selbst überlassen bleibt. Kim Jee-woon weiß ganz genau was den Psychothriller zum Erfolg führt, wohin sich all der Aufwand an Verschleierungsstrategien und scheinbaren perspektivischen Wechseln richten muss. Manchmal hätte man sich vielleicht ein wenig mehr Ökonomie gewünscht - eine Szene mit dem Bruder der Stiefmutter und dessen Frau etwa wirkt überflüssig ? ein andermal scheint Jee-woon nicht den Ausgang aus einer Sequenz zu finden (wenn Su-mi die Stiefmutter konfrontiert).

A tale of Two Sisters ist vor allen Dingen handwerklich gut gemachtes Genrekino und dazu cleverer als das meiste was Hollywood auf vergleichbarem Terrain zu bieten hat. Kein Wunder dass sich laut Variety Dreamworks die Remake Rechte gesichert hat.

Der Film läuft auf den 54. Internationalen Filmfestspielen Berlin im Rahmen des Internationalen Forums des jungen Films.

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