Thema: Berlinale 2004
16. Februar 04 | Autor: thomas.reuthebuch | 1 Kommentar | Kommentieren
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Als Statistikfreak hab ich ein Faible für das gänzlich Nutzlose, als Lohnschreiber für das geschriebene Wort ohne literarischen Wert. Die Berlinale war also, zumindest für mich:
42 Filme in 10 Tagen, mit eingerechnet sind allerdings 9 Filme im entspannten Vorfeld der Pressevorführungen, die alljährlich ab Mitte Januar stattfinden.
7 Schachteln Zigaretten (erschreckend, und ein neuer persönlicher Rekord)
ca. 15 Portionen Bier, meist Hefeweizen, manchmal aber auch Pils
8 mal Chinapfanne beim Asiaten für 2,50 Euro (ja, ich habs gezählt)
1 mal Currywurst am Imbißstand gegenüber dem Cinemaxx (der kulinarische Tiefpunkt)
5 Stunden Schlaf, im Schnitt
1 Alkoholexzess
und daran anschließend:
1 mal Auto vergessen und am nächsten Morgen vermisst (dazu muss man wissen: aus Zeitgründen reise ich zum Potsdamer Platz mit Auto und S-Bahn an – fragwürdig, vor allem wenn man weiß, dass die Zeitersparnis etwa 5 Minuten ausmacht, handgestoppt, im Vergleich zur direkten Verbindung mit der U2)
2 mal im Kino eingeschlafen:
- bei „Demain, on déménage“ (vielleicht war ja ich der Schnarcher, den Kollege Knoerer in seiner Rezension zum Film beneidet – eine der vielen Rätsel, die ein Filmfestival in der Rückbesinnung bereit hält)
- und bei „Quattro Noza“, aber nur ganz kurz.
1 Filmparty (hab vergessen zu welchem Film)
Und abschließend noch ein nachgeschobenes Best-/Worst of:
Best: Running on Karma (Johnny To)
Worst: Quattro Noza und Country of my Skull
Schönstes Filmerlebnis: Days of Heaven (Terrence Mallick)
Furchtbarstes Filmerlebnis: Eine mit heftigen Blähungen halb durchgestandene Vorführung von The Candidate.
Surrealstes Filmerlebnis: One missed Call (Takeshi Miike) – Geruchskino in bester 50ies Manier. Als die verrottete Leiche der Mutter entdeckt wird, steigt beißender Pissegeruch auf. Grund: ein Penner, der sich verlaufen hat und schließlich freundlich, aber bestimmt des Saales verwiesen wird.
Das war´s von mir, es bleibt: vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.
Thomas Reuthebuch
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Thema: Berlinale 2004
16. Februar 04 | Autor: thomas.reuthebuch | 0 Kommentare | Kommentieren
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Ein Film mit einer spannenden Prämisse und einer enttäuschenden Umsetzung. Robin Williams spielt den introvertierten Cutter mit bemerkenswerter Eindimensionalität, Mira Sorvino wird im dramaturgisch günstigen Moment wie ein hübsch anzusehendes Artefakt aus dem Hut gezaubert. Der Score verkleistert in beispiellos unerträglicher Weise die wenigen gedanklichen Freiräume, die der Plot dem Zuschauer läßt und auch filmhandwerklich ist speziell das Finale überraschend ungelenk inszeniert. Zwei Stunden vertane Lebenszeit.
Retrospektive: Sisters (USA 1972/73, Brian de Palma)
De Palmas verstörendster Film, vielleicht. Fühlt sich spätestens in der Hypnosesequenz wie ein früher Cronenberg an. Die erste Hälfte des Films ist jedoch de Palma pur, steckt voller Querverweise auf diverse Hitchcock Klassiker und greift exzessiv auf drastische filmische Mittel wie etwa die Split-Screen Technik zurück. Mit offensichtlicher Freude spielt de Palma mit gängigen Thrillerkonventionen, werden zusehends allgemeingültige Genreregeln unterlaufen und der Blick des Zuschauers in beispielhafter Weise zersetzt. Am Ende steht die völlige Orientierungslosigkeit des Betrachters und eine geniale letzte Einstellung, die mit diebischer Freude die ins leere gelaufenen Erwartungshaltungen des Zuschauers kommentiert.
Retrospektive: The Parallax View (USA 1973/74, Alan J. Pakula)
Ein Film, nicht ohne dramaturgische Schwächen, zwischendurch, der jedoch durch sein konsequent umgesetztes visuelles Konzept als Meisterwerk zu bezeichnen ist. Die finale Plansequenz ist in ihrem Erfindungsreichtum atemberaubend. Gordon Willis reizt das verwendete Filmmaterial in faszinierender Low-Key Ästhetik aus, die Bilder legen sich wie Tableaus über ihre Figuren. Interessant auch Pakulas Inszenierungsstil in den dialoglastigen Szenen, speziell in den Zweier-Konstellationen. Es gibt kaum Coverage, die Kamera folgt selten dem Schuß-Gegenschuß-Prinzip. Dahinter steckt ein ungeheures Zutrauen in die Schaupieler und es wird einem schmerzhaft bewußt, wie berechenbar das gegenwärtige Hollywoodkino in seinem fehlenden Selbstvertrauen ist.
Retrospektive: The Deer Hunter (USA ?, Michael Cimino)
Bemerkenswert: der Grad an veränderter Wahrnehmung auf der großen Leinwand. Bereits in den ersten Totalen des kleinen Industriestädtchens in der Nähe von Pittsburgh werden mögliche Zweifel an dem Sinn einer erneuten Sichtung des Films im Rahmen der Retro gründlich zerstreut. Es folgen drei unvergessliche Stunden. Michael Ciminos von mir im Fernsehen immer als zu lang empfundener Film, entwickelt eine erstaunliche Sogkraft. Die latent homosexuelle Beziehung zwischen Michael und Nick bildet das dramaturgische Fundament, ihre Dreiecksbeziehung mit Meryl Streep hält den Film zusammen. Die Vietman Sequenzen sind kürzer als erinnert und die letzte Szene, wenn die alten Freunde gemeinsam „God bless America“ intonieren, sagt mehr über die amerikanische Seele aus als viele kluge Abhandlungen.
Thomas Reuthebuch
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Thema: Berlinale 2004
15. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Im Wettbewerb bekam man Eric Rohmers Triple Agent (Frankreich 2003) zu sehen. Auch ich halte den Film im Sinne der Kritik von jump-cut.de (Link folgt) für intelligent, das ändert aber nichts daran, dass ich mich bisweilen ganz fürchterlich gelangweilt habe. Vielleicht weil ich doch zu sehr Genre-Buff bin. Vielleicht weil mich das Thema über weite Strecken auch nicht sonderlich interessierte, bzw. mir, bei aller Intelligenz des Drehbuchs und der Regie, nicht so recht einleuchten wollte, warum dieser Film nun unbedingt noch gedreht werden musste. Vielleicht auch, weil ich mich mit Rohmer schlicht zu wenig auskenne. Wie auch immer: Froh war ich schon, als es vorbei war, will das aber eben nicht unbedingt dem Film anhängen. imdb
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Thema: Berlinale 2004
15. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Der Film läuft auf den 54. Internationalen Filmfestspielen Berlin im Internationalen Forum des jungen Films.
>> One Missed Call (Chakushin ari; Japan 2003)
>> Regie: Takashi Miike
>> Darsteller: Kazue Fukiishi, Kou Shibasaki, Shinichi Tsutsumi
imdb | katalog (pdf)
alle Berlinale-Kritiken
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Thema: Berlinale 2004
14. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Weitere Auszeichnungen, auch anderer Juries, sind hier auf der Website der Berlinale einzusehen.
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Der etwas mau, bzw. allzu bemüht ernsthaft geratene Wettbewerb drückte einen schon bald in die Nebensektionen. Wie zu erwarten, entpuppte sich unter diesen vor allem die mit viel Sorgfalt und Liebe durchgeführte Retrospektive zu einem wahren Schmankerl für den Filmenthusiasten. 60 Filme des New Hollywood waren dort zu sehen, 15 davon sogar mit teils extra für die Berlinale neugezogenen Kopien. Der stiefmütterlich im Dachstuhl angesiedelte Saal 8 des Cinemaxx gerierte sich dergestalt für ein paar Tage zu einer aufregenden Zeitmaschine, in der nicht nur liebgewonnene Klassiker einmal auf der (dennoch noch immer recht) großen Leinwand gesichtet werden konnten, sondern die auch einige empfindliche Lücken zu schließen wusste. Für ein paar Momente lang wurde hier Filmgeschichte plötzlich wieder vollkommen gegenwärtig und das nicht nur, weil zahlreiche Filmvorführungen noch zusätzlich mit der Anwesenheit der Filmemacher geziert wurde. Sogar Terrence Malick huschte für zwei Vorführungen verschüchtert vor das Publikum, Monte Hellman stellte sich bereitwillig den Fragen des Publikums, Peter Fonda entpuppte sich, wie nicht anders zu erwarten, als Entertainer, der sich und seinen Film The Hired Hand auch 30 Jahre später noch gut verkaufen kann. Kein Zweifel: Die aufregendsten Momente konnte man in diesem Jahr in dem versteckten Kino oberhalb der ganz großen Säle erleben und so nimmt es nicht viel Wunder, dass die obligatorisch zwischen zwei Filmterminen oder aber bei einem zufälligen Meet-In vor dem Pommes-Stand gestellte und meist mit einem "Weiß noch nicht so recht" beantwortete Frage nach dem persönlichen Highlight in der Regel nur von eifrigen Retro-Besuchern eindeutig beantwortet werden konnte.
Doch noch ist die Berlinale nicht zu Ende. Neben der Preisverleihung heute Abend, finden noch bis in die Nacht Vorführungen am Potsdamer Platz und in den über die Stadt verstreuten "Satellitenkinos" statt. Morgen gibt es dann wieder den Publikumstag, der im letzten Jahr erstmal eingeführt wurde: Alle Reihen präsentieren hier nochmals zu verbilligten Preisen ihre Highlights. Auch im Filmtagebuch wird es noch einige nachgereichte Short Cuts und Kritiken geben. Und dann beginnt ab Montag auch schon im Kino Arsenal die Wiederholung von ausgesuchten Titeln aus dem Internationalen Forum, während der Filmkunsthaus Babylon im März unter anderem auch einige Hongkong-Titel der Berlinale im Rahmen des zweiwöchigen Hongkong Film Panoramas wiederholen wird (genauere Infos bald hier oder unter cineasia.de).
Auf Wiedersehen dann im nächsten Jahr im Februar. Am gleichen Ort, aber wohl nicht zur gleichen Zeit: Unter Umständen wird die Berlinale eine Woche später stattfinden, um sich im Vorfeld der vorgezogenen Oscarverleihungen etwas vorteilhafter zu positionieren. Mit angenehmeren Wetterbedingungen ist aber auch dann wohl nicht zu rechnen, was für eine verpasste Gelegenheit!
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Thema: Berlinale 2004
14. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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The Machinist will viel, vor allem auf ästhetischer Ebene. Der ganze Film ist mit einem grün-modrigem Filter bearbeitet worden, natürliche Farben wurden fast zur Gänze ausgebleicht. Auch die Kameraarbeit verfremdet und subjektiviert das Geschehen adäquat mit Sprüngen ins Detail, wo es nötig wird, und ungewöhnlichen Perspektiven. Sieht zwar alles nach B-Video-Ästhetik aus, aber auch das hat ohne Zweifel seinen Reiz. Ein zweiter Donnie Darko aber, der man wohl irgendwie, unter Beimengung von Elementen jüngster Paranoia-Schlüsselfilme wie Pi oder Fight Club, sein möchte, ist man hingegen nicht geworden. Dafür gibt man sich, ist des Rätsels Lösung erstmal auf dem Tisch, iim Kern, jenseits des äußerlichen Budenzaubers, dann doch als zu hausbacken und zu gewöhnlich zu erkennen. Eigentlich ist das alles Literatur des 19. Jahrhunderts, Stichwort Edgar Allan Poe, nur mit anderen Mitteln umgesetzt. Den Dostojewski lässt man dann ja auch mal überdeutlich ins Bild ragen, Trevor liest Der Idiot. Eine reichlich idiotische Anspielung, denkt man sich im übrigen nach dem Film, eine ganz bezeichnende für sein Vorgehen sowieso.
Der Film läuft auf den 54. Internationalen Filmfestspielen Berlin im Panorama.
>> The Machinist (Spanien 2004)
>> Regie: Brad Anderson
>> Drehbuch: Scott Kassar
>> Darsteller: Christian Bale, Jennifer Jason Leigh, Aitana Sánchez-Gijón, u.a.
imdb
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Thema: Berlinale 2004
14. Februar 04 | Autor: thomas.reuthebuch | 0 Kommentare | Kommentieren
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Zum ersten Mal als Teenager auf Video oder im Fernsehen gesehen und geliebt. Grund genug für eine erneute Sichtung, diesmal im Kino, zumal sonst parallel nichts lief, das mich weiter interessiert hätte. Manchmal ist es jedoch besser die schönen Erinnerungen auf sich beruhen zu lassen. Von allen Filmen der Retrospektive die ich bislang sah, ist American Graffitti der konvensionellste und, um ehrlich zu sein, der langweiligste. Am interessantesten vielleicht noch die Geschichte um den Radio-DJ Wolfman Jack, dessen Stimme als verbindendes Element des ständig präsenten Soundtracks fungiert. Überhaupt trägt die Musik den Film und dessen Figuren wie Halluzinationen durch einen Traum, einen Zuckersüßen im übrigen, der für keinen seiner Protagonisten ein böses Erwachen bereithält.
Retrospektive: The King of Marvin Gardens (USA 1972, Bob Rafelson)
Bob Rafelson autobiographisch gefärbter Film über zwei ungleiche Brüder und den großem Traum von Reichtum und einem Leben außerhalb der öden Alltagsrealitäten. Der Film ist ungeheuer dicht inszeniert, nimmt sich aber zusehends die Luft zum Atmen. Am Ende will man schnell raus, um kurze Zeit später dann doch feststellen zu müssen, dass die Gedanken noch immer den Figuren nachhängen. Grund dafür sind die durchweg tollen schauspielerischen Leistungen, allen voran Bruce Dern als Energiebündel und der gegen den Strich besetzte Jack Nicholson als sein introvertierter Bruder. Wirklich Spaß, wie im Beiblatt behauptet, macht „Marvin Gardens“ jedoch nicht.
Panorama: Quattro Noza (USA 2003, Joey Curtis)
Ein Film über Minorities in L.A., die sich mit aufgemotzten Kleinwägen Rennen liefern. Natürlich eingebettet eine Dreiecksgeschichte: der harte Chato, Sohn von Immigranten aus Guatemala, seine Sandkastenliebe Noza und der weiße Quattro, aus der Wüste, versteht sich. Nicht, das die Geschichte nicht dämlich wäre, die Dialoge grauenhaft gestelzt geschrieben und entsprechend unbedarft nachgeplappert würden, das größte Verbrechen des Films ist sein nicht vorhandenes ästhetisches Konzept. Die fraglos preiswerte Produktion hat es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, die DV-Bilder zu verfremden um die Production Value nach oben zu treiben. Nur so ist der ständige Einsatz von Shutter-Effekten, das permanent in die Breite verzerrte Bild, die hohe Schnittfolge und die entfesselte Handkamera zu erklären. Ein unerträglicher Film.
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Thema: Berlinale 2004
12. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Gerade mal 10 Minuten ausgehalten habe ich The Adventures Of Iron Pussy (Forum; Apichatpong Weerasethakul/Michael Shaowanasai, Thailand 2003). Mit knalligen Farben zitiert man gleich zu Beginn sattsam bekannten 70er Action-Trash, würzt das ganze etwas mit Crossgender-Travestie und Bollywood scheint man auch zu kennen (in besagter Zeit zwei Musiksequenzen). Wirkte auf mich, ehrlich gesagt, wie fußlahmer queerer Akademiker-Trash, dem ich eigentlich noch nie wirklich viel abgewinnen konnte. Ob der Film wirklich schlecht oder sehr egal ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber die Frage, ob ich mir dieses lustvolle Treiben volle 90 Minuten lang ansehe oder nicht doch meine Sinne etwas für mir wichtigere Filme schone, konnte ich sehr schnell sehr eindeutig beantworten. Und viel verpasst habe ich wohl, laut Ekkehard Knörer offensichtlich auch nicht. imdb
Zwar komplett gesehen, aber mir auch eher egal war Baytong (Forum; Nonzee Nimibutr, Thailand 2003). Ein in irdischen Belangen gänzlicher unbeleckter, buddhistischer Mönch kehrt nach einem muslimischen Terroranschlag, in dem Verwandte ums Leben kamen, zu den Überlebenden seiner Familie in die Stadt zurück und lernt viel über das moderne Leben und die (unschuldige, kindliche) Liebe zu einem anderen Menschen, wie auch umgekehrt die modernen Menschen von ihm lernen können. Das schlägt in Thailand, das wohl scharf in buddhistisch und islamische Regionen unterteilt ist, natürlich besondere Saiten im nationalen Konzert an, rief bei mir aber nicht viel mehr als ein wohlwollendes "nett" hervor. Der Mönch war immerhin sehr gut gespielt.
Zwei Filme von Monte Hellman sind in der Retrospektive zu sehen gewesen: Two-Lane Blacktop (USA 1971) ist ein lakonisches Roadmovie, in dem Bewegung zum Selbstzweck gerät, der Ausgang eines eigentlich die Narration im späteren Verlauf bestimmenden Wettrennens durch die USA schließlich so egal wird, dass man den Film einfach, wortwörtlich, noch vor einem ordentlichen Beschluß sich auflösen lässt. Mit Rock'n'Roll und ähnlichen Popmythen hat das alles nur noch sehr wenig zu tun, bestenfalls ein leises Echo klingt da noch nach. Interessant dann auch die Figur des trampenden Mädchens, denn das Mädchen bekommt ja immer der Gute in alten Filmen. Dass sich das in diesem Film schließlich, nachdem sie mehrmals den Beifahrersitz gewechselt hat, mit irgendwem durchbrennt, der von der Erzählung weder etabliert wurde, noch sonst irgendwie von Interesse ist, ist schon sehr genial. Alles in allem: Groß! imdb
Der zweite Film dann war The Shooting (USA 1967), ein seltsamer Anti-Western, dessen Dialog ich leider über weite Strecken nicht so recht folgen konnte, was den Film im Gesamten nur noch befremdlicher machte als er ohnehin schon ist. Bisweilen schlägt er - etwa wenn in der weiten Wüste einem auf den Boden liegenden Mann begegnet wird - ins Mythologische um, dann wieder ist er knallhart realistisch. Kurz bevor der Film langweilig wird, schließt er schließlich dermaßen atemberaubend und verstörend, dass man ihn eigentlich gleich nochmal sehen möchte (dann aber nur mit Untertitel). imdb
The Hired Hand (Retrospektive; USA 1971) von Peter Fonda ist ein sich zum Genre ebenfalls sehr renitent verhaltender Western, den man wohl unter Drogeneinfluss sichten sollte. Interessant ist seine Struktur: Die an sich eh schon sehr minimalistische Erzählung wird in Etappen zergliedert, in denen es immer ein kleines Stückchen vorwärts geht, die Übergänge schließlich sind psychedelisch flirrende Montage- und Überblendungscollagen mit melancholischer Gitarrenmusik - deswegen auch Drogeneinfluss. Das ist so kitschig wie effizient und macht erst den eigentlichen Reiz aus: Die Handlungsetappen selbst fallen dann bisweilen etwas trocken und auch schlicht reizarm aus, erst die schummrig entrückten Kapitelüberschriften lassen eine entspannte Atmosphäre entstehen, die auch der Narration so etwas wie mythischen Charakter verleiht. Alles in allem: Irgendwie schon recht interessant. imdb
Zwar komplett gesehen, aber mir auch eher egal war Baytong (Forum; Nonzee Nimibutr, Thailand 2003). Ein in irdischen Belangen gänzlicher unbeleckter, buddhistischer Mönch kehrt nach einem muslimischen Terroranschlag, in dem Verwandte ums Leben kamen, zu den Überlebenden seiner Familie in die Stadt zurück und lernt viel über das moderne Leben und die (unschuldige, kindliche) Liebe zu einem anderen Menschen, wie auch umgekehrt die modernen Menschen von ihm lernen können. Das schlägt in Thailand, das wohl scharf in buddhistisch und islamische Regionen unterteilt ist, natürlich besondere Saiten im nationalen Konzert an, rief bei mir aber nicht viel mehr als ein wohlwollendes "nett" hervor. Der Mönch war immerhin sehr gut gespielt.
Zwei Filme von Monte Hellman sind in der Retrospektive zu sehen gewesen: Two-Lane Blacktop (USA 1971) ist ein lakonisches Roadmovie, in dem Bewegung zum Selbstzweck gerät, der Ausgang eines eigentlich die Narration im späteren Verlauf bestimmenden Wettrennens durch die USA schließlich so egal wird, dass man den Film einfach, wortwörtlich, noch vor einem ordentlichen Beschluß sich auflösen lässt. Mit Rock'n'Roll und ähnlichen Popmythen hat das alles nur noch sehr wenig zu tun, bestenfalls ein leises Echo klingt da noch nach. Interessant dann auch die Figur des trampenden Mädchens, denn das Mädchen bekommt ja immer der Gute in alten Filmen. Dass sich das in diesem Film schließlich, nachdem sie mehrmals den Beifahrersitz gewechselt hat, mit irgendwem durchbrennt, der von der Erzählung weder etabliert wurde, noch sonst irgendwie von Interesse ist, ist schon sehr genial. Alles in allem: Groß! imdb
Der zweite Film dann war The Shooting (USA 1967), ein seltsamer Anti-Western, dessen Dialog ich leider über weite Strecken nicht so recht folgen konnte, was den Film im Gesamten nur noch befremdlicher machte als er ohnehin schon ist. Bisweilen schlägt er - etwa wenn in der weiten Wüste einem auf den Boden liegenden Mann begegnet wird - ins Mythologische um, dann wieder ist er knallhart realistisch. Kurz bevor der Film langweilig wird, schließt er schließlich dermaßen atemberaubend und verstörend, dass man ihn eigentlich gleich nochmal sehen möchte (dann aber nur mit Untertitel). imdb
The Hired Hand (Retrospektive; USA 1971) von Peter Fonda ist ein sich zum Genre ebenfalls sehr renitent verhaltender Western, den man wohl unter Drogeneinfluss sichten sollte. Interessant ist seine Struktur: Die an sich eh schon sehr minimalistische Erzählung wird in Etappen zergliedert, in denen es immer ein kleines Stückchen vorwärts geht, die Übergänge schließlich sind psychedelisch flirrende Montage- und Überblendungscollagen mit melancholischer Gitarrenmusik - deswegen auch Drogeneinfluss. Das ist so kitschig wie effizient und macht erst den eigentlichen Reiz aus: Die Handlungsetappen selbst fallen dann bisweilen etwas trocken und auch schlicht reizarm aus, erst die schummrig entrückten Kapitelüberschriften lassen eine entspannte Atmosphäre entstehen, die auch der Narration so etwas wie mythischen Charakter verleiht. Alles in allem: Irgendwie schon recht interessant. imdb
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Thema: Berlinale 2004
Zu beachten gilt bei der heutigen Lektüre der Berichterstattung von der gestrigen Pressekonferenz zu Karmakars Wettbewerbsbeitrag Die Nacht singt ihre Lieder, dass Karmakar sehr viel Wahres von sich gegeben hat, gerade und besonders auch über den beklagenswerten Umgang einiger Journalisten im Filmbereich mit ihrem Sujet. Dies ist wichtig, weil kaum einer von denen, die heute in der Presse besonders blaffen, wohl ein Interesse daran hat, Karmakars Argumentationen und, ja, auch Auslassungen (aber eben: berechtigte welche) entsprechend nachvollziehbar wiederzugeben. Wie da heute dekontextualisiert wurde, das ist schon eine wahre Pracht.
Gesteigerte Relevanz kommt deshalb dem Originalfootage zu, das, gottlob, seit diesem Jahr auch übers Internet streambar ist.
Pressekonferenzen 11.02.
Gesteigerte Relevanz kommt deshalb dem Originalfootage zu, das, gottlob, seit diesem Jahr auch übers Internet streambar ist.
Pressekonferenzen 11.02.
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Thema: Berlinale 2004
12. Februar 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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De Palmas Filme enden selten mit Happy End. Meist finden seine Filme einen Beschluß, in dem der Regisseur seine Technik nochmals ausformuliert. Und hier findet sich dann doch schon ein optisches Gimmick und ein entsprechender Gag: Eine Couch, in der sich eine Leiche befindet (Rope? The Trouble with Harry?), mitten in der Wüste an einem gottverlassenen Bahnsteig, daneben eine Kuh, beides gefilmt aus der Gottesperspektive. Die Kamera geht zurück, gibt einen Telegrafiemast zu erkennen, an dem ein reichlich tumber Privatdetektiv incognito hängt, in der Hand ein Fernglas: Er observiert die Couch, den MacGuffin des Films. Eine groteske Situation und man meint De Palma sich köstlich über jenen Typ Menschen amüsieren zu hören, der sich, selbst noch in der bemühten Kompensation seiner Wahrnehmungsinsuffizienzien, nur in die Groteske manövrieren kann. Wir lachen mit, über diese Pointe, befreit auch nach diesem psychedelischen Horror-Thriller-irgendwas. Etwas Unsicherheit bleibt dennoch. Haben wir über uns gelacht?
Der Film läuft auf den 54. Internationalen Filmfestspielen Berlin in der Retrospektive.
>> Die Schwestern des Bösen (Sisters, USA 1973)
>> Regie: Brian de Palma
>> Drehbuch: Brian de Palma, Louisa Rose
>> Darsteller: Margot Kidder, Jennifer Salt, Charles Durning, u.a.
imdb | mrqe | De Palma on Sisters
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lol