Thema: Berlinale 2004
17. Januar 04 | Autor: thomas.reuthebuch | 0 Kommentare | Kommentieren


Weder Chloés schauspielerisches Können noch M.X.Obergs Inszenierung vermögen diesem Ansatz zu folgen - folgerichtig deshalb vielleicht nur, dass es auch dem Drehbuch an Mut mangelt. Anstatt die sexuell aufgeladene Atmosphäre zu nutzen und tiefer zu gehen, dem Tagtraum die dunkle Seite zu entlocken, verliert sich der Film in einem lächerlichen Thrillerplot, in einer idealisierten, naiven Teenagerphantasie (wer hat im übrigen behauptet, dass Teenagerphantasien idealisiert und naiv sein müssen?) - und selbst der traut man dann nicht über den Weg. Der Yakuza-Boss mit dem fehlenden kleinen Finger ist eine Karikatur, von Filip Peeters als Knallcharge dargestellt, die Suche nach der vermissten Larissa, die locker die zweite Hälfte des Films in Anspruch nimmt, verliert sich zunehmend in geschwätzigen dialoglastigen Szenen, mit anderen Worten: der Film läuft auf Grundeis.
Vielversprechend waren die sorgfältig austarierten Szenen im ersten Drittel, die uns im Schwebezustand hielten, unser Interesse am großen Abenteuer anfachten; bemerkenswert ist die Kameraarbeit von Michael Mieke, sind die wunderschön ausgeleuchteten, stilisierten Sets, wenn der Film zurückwill, auf die Ebene der assoziationsgesteuerten Imagination seiner Hauptfigur. Aber es fehlt an Entschiedenheit, das alles zusammenzuhalten; es fehlt auch, fürchte ich, an inszenatorischem Handwerk. Gerade gegen Ende misslingen kleine Momente, wenn ein vielsagender Blick ins Nichts läuft oder die Schauspieler "verkehrt" durchs Bild laufen. Immer sind das natürlich auch Fragen des Geschmacks und der Intention. Mir schien es jedoch als subsummierten sich diese "Kleinigkeiten" zur Ursache für das Umkippen des Films.
Die letzte Szene, in der Angela zeichnend in ihrem Reihenhaus gezeigt wird, in der Blickachse die Protagonisten der Geschichte, als Interieur einer Gartenlandschaft entlarvt, wirkt unter diesem Eindruck beinahe wie eine Entschuldigung.
Ab 02. Septemerb 2004 im Kino.
The Stratosphere Girl (Deutschland 2003)
Regie/Drehbuch: Matthias X. Oberg
Darsteller: Cloé Winkel, John Ng, Tara Elders, Mette Louise Holland, u.a.
Länge: 85 Minuten
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