Thema: Kinokultur
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Was macht man als Filmjournalist aus deutschen Landen mit Bezahlposten, wenn man auf einem internationalen Festival hockt und nicht so recht weiß, was man eigentlich schreiben soll? Richtig. Lamentieren, dass "der deutsche Film" mal wieder nicht mit rotem Teppich, Kusshand, priviliegierten Programmschienen, Vorab-Laudationes und Hernach-Honorationes begrüsst und allgemein verbindlich abgefeiert wurde. Geht immer, zieht immer, und die Kulturbeflissenen können dann mal wieder alle artig nicken und jammern. Es sind halt immer alle gegen Deutschland.
Weiß der Henker, warum es interessieren sollte, wie es "dem deutschen Film" geht. Das ist ein Filmfestival und kein Wettbewerb der Kulturförderanstalten. Ich will solche Blockwarterei im Dienste Neumann'scher Kulturverwaltung nicht lesen müssen, schon gar nicht als Filmjournalismus getarnt. Ich will wissen, welche Güte Filme - und dann gerne auch welche aus Deutschland - haben. Möglichst viele deutsche Filme auf einem Festival machen noch lange keine Freude, nur weil es sich dabei um deutsche Filme handelt. Was für eine, mit Verlaub, debile Anspruchsdenke steckt hinter solchem Quatsch? Wie wird man mit solchem Denken Filmjournalist und nicht vielmehr Botenjunge bei Bernd Neumann?
Der größte Hohn dann freilich der letzte Satz. In Locarno waren 17 deutsche Filme zu sehen, in Venedig ist's indes nur einer. Ein "gewisses Missverhältnis" sei darin zu erkennen, und weil es ein "gewisses" ist, handelt es sich dabei freilich auch nicht um die ja schon durch bloßen Augenschein erkennbare Asymmetrie der Zahlenverteilung, die man nun Missverhältnis nennen mag oder halt auch nicht. Nein, das "gewisse" Missverhältnis, so darf die Raunerei durchaus zu verstehen sein, ist implizit auch Vorwurf. Darüber darf man sich freilich auch nur wundern; so lange schon ist man doch nun Filmjournalist - und noch immer nichts begriffen? Dass die deutsche Filmproduktion beispielsweise stark limitiert ist, was den zahlenmäßigen Output per anno betrifft, dass die großen Festivals zueinander in Konkurrenz stehen, dass sie deshalb selten und ungerne auf jene Titel zurückgreifen, die von anderen Festivals bereits genutzt wurden, dass zahlreiche Gesellschaften gezielt für Festivaltermine produzieren? Davon indes kein Wort. Denn es sei "gewiss", dieses Missverhältnis, so raunt sich's jedenfalls in den deutschen Hain, und wie so oft, wenn daselbst mancherlei Gewissheiten geraunt werden, ist man von Vernunft und eben Gewissheiten mit am weitesten entfernt.
Weiß der Henker, warum es interessieren sollte, wie es "dem deutschen Film" geht. Das ist ein Filmfestival und kein Wettbewerb der Kulturförderanstalten. Ich will solche Blockwarterei im Dienste Neumann'scher Kulturverwaltung nicht lesen müssen, schon gar nicht als Filmjournalismus getarnt. Ich will wissen, welche Güte Filme - und dann gerne auch welche aus Deutschland - haben. Möglichst viele deutsche Filme auf einem Festival machen noch lange keine Freude, nur weil es sich dabei um deutsche Filme handelt. Was für eine, mit Verlaub, debile Anspruchsdenke steckt hinter solchem Quatsch? Wie wird man mit solchem Denken Filmjournalist und nicht vielmehr Botenjunge bei Bernd Neumann?
Der größte Hohn dann freilich der letzte Satz. In Locarno waren 17 deutsche Filme zu sehen, in Venedig ist's indes nur einer. Ein "gewisses Missverhältnis" sei darin zu erkennen, und weil es ein "gewisses" ist, handelt es sich dabei freilich auch nicht um die ja schon durch bloßen Augenschein erkennbare Asymmetrie der Zahlenverteilung, die man nun Missverhältnis nennen mag oder halt auch nicht. Nein, das "gewisse" Missverhältnis, so darf die Raunerei durchaus zu verstehen sein, ist implizit auch Vorwurf. Darüber darf man sich freilich auch nur wundern; so lange schon ist man doch nun Filmjournalist - und noch immer nichts begriffen? Dass die deutsche Filmproduktion beispielsweise stark limitiert ist, was den zahlenmäßigen Output per anno betrifft, dass die großen Festivals zueinander in Konkurrenz stehen, dass sie deshalb selten und ungerne auf jene Titel zurückgreifen, die von anderen Festivals bereits genutzt wurden, dass zahlreiche Gesellschaften gezielt für Festivaltermine produzieren? Davon indes kein Wort. Denn es sei "gewiss", dieses Missverhältnis, so raunt sich's jedenfalls in den deutschen Hain, und wie so oft, wenn daselbst mancherlei Gewissheiten geraunt werden, ist man von Vernunft und eben Gewissheiten mit am weitesten entfernt.
° ° °
kommentare dazu:
soralis,
Montag, 4. September 2006, 16:55
Haben Dich eigentlich meine Mails erreicht, oder sind sie im Datenorkus versandet?
soralis,
Montag, 4. September 2006, 17:06
Zugegeben eine ungewöhnliche Sprachschöpfung. Ich hätte auch schreiben können:
Haben sie sich in den Weiten des Netzes in ihre digitalen Bestandteile zerlegt.
Haben sie sich in den Weiten des Netzes in ihre digitalen Bestandteile zerlegt.
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