Thema: Berlinale 2004
22. Januar 04 | Autor: thomas.reuthebuch | 0 Kommentare | Kommentieren

Von einem Freund - oder ist es ein Arbeitskollege? - der ihn aufgespürt hat um ihn zurückzuholen, in die Mitte, von ihm erfahren wir, daß Ikushima ein ambitionierter Schriftsteller war. Was passiert ist, was sein Leben verändert hat, bleibt wie vieles in diesem Film im Verborgenen, wird, wenn überhaupt, allenfalls vorsichtig angedeutet. Akame 48 Waterfalls funktioniert auf der assoziativen Ebene, hat seine stärksten Momente, wenn er seine Bilder mit viel Gespür für Stimmungen und Zwischentöne für sich sprechen läßt. Nur selten, im letzten Drittel des Films, wenn die unmögliche Liebesgeschichte zwischen Aya und Ikushima längst übernommen hat, verläßt der Film diese Ebene, in den Szenen selbst, wenn er unnötig viel über den Dialog auf den Punkt bringen will. Dabei hat Genjirou Arato bis dahin sorgfältig gearbeitet. Man hat immer den Eindruck, dass jeder Akzent bewußt und ganz kontrolliert gesetzt wird, dass nichts der Intuition überlassen bleibt. Manchmal läuft der Film dabei Gefahr sich die Lebendigkeit zu nehmen, bei der Inszenierung der Schauspieler etwa, die im übrigen durch die Bank ganz wunderbar auf ihre zu spielenden Rollen hin besetzt wurden (ein Paradebeispiel für gelungenes Typecasting). Der drohenden "Künstlichkeit" im Spiel, die wie ich glaube den Film gesprengt hätte, kommt Takijirou Onishi (Ikushima) am nächsten. Vielleicht ist das sogar das spannendste an Akame, diesem ganz speziellen Inszenierungsstil bei der Arbeit zuzusehen. Oder ist es doch die weibliche Hauptdarstellerin, Shinobe Terajima, in der Rolle der Aya. Ihre Präsenz versetzt den Film erst wirklich ins Schwingen, wird auch Motor der Geschichte, die mit der passiven Figur Ikushimas zwangsläufig irgendwann gegen die Wand gefahren wäre.
An ihr kann sich Ikushima noch ein letztes Mal aufrichten, neuen Mut finden, die Ausweglosigkeit seiner Selbstaufgabe verleugnen. Nach der seiner eigenen Logik folgenden, unvermeidbaren Dynamik des Films, führt es die beiden schließlich zu den titelgebenden Wasserfällen, einer Touristenattraktion unweit von Osaka, wo sich das Paar dem gemeinsam Freitod hingeben will. Aya und Ikushima kommen der Unendlichkeit so nahe wie irgend möglich, kulminierend in einem romantisch/kitschigen Bild einer funkensprühenden, explodierenden Feuerwerksrakete, das den orgiastischen Höhepunkt unterstreicht. Von da an kann es nur noch Berg-ab gehen. Was für Ikushima im Rücksturz endet, transzendiert Aya. Sie opfert ihr Herz für das Leben ihres Bruders und verschwindet, nicht ohne uns ein Gefühl zu vermitteln, was Glück bedeutet.
Thomas Reuthebuch
Der Film läuft auf den 54. Internationalen Filmfestspielen Berlin in der Sektion Panorama.
Akame 48 Waterfalls
OT: Akame Shijyuyataki Shinjyumisui
Regie: Genjirou Arato
Darsteller: Takijirou Onishi (Ikushima), Shinobu Terajima (Aya), Michiyo Okusu (Seiko), Yuya Uchida (Mayu)
zu den restlichen berlinale-kritiken
° ° °
kommentare dazu:
...bereits 3756 x gelesen