Thema: Berlinale 2004
05. Februar 04 | Autor: thomas.reuthebuch | 0 Kommentare | Kommentieren
Cold Mountain ist ein ausgesprochen cleveres Stück Mainstream Kino, und das ist mindestens zur Hälfte als Kompliment gemeint. Dabei geht der Film, inszeniert und gescriptet von Anthony Minghella, in der ersten halben Stunde ein beträchtliches Risiko ein. In der Exposition der Geschichte, die zwei Liebende inmitten der Wirren des amerikanischen Sezessionskrieges zeigt, gibt Minghella zunächst scheinbar alle Trümpfe aus der Hand, läßt die Erzählung zwischen den Zeitebenen hin und herschweben. Während wir bereits in der eindrucksvoll inszenierten und vor allem photografierten Eingangssequenz mit den blutigen Realitäten des Bürgerkriegs vertraut gemacht werden, führt uns Minghella immer wieder an die zaghafte Annäherung zwischen Ada (Nicole Kidman) und Inman (Jude Law) zurück. Schnell macht sich Langeweile breit. Zu klischeebeladen sind die Bilder, zu vorhersehbar die Dialoge, zu überdeutlich die ungelenken Drehbucheinfälle, die die beiden Zeitebenen miteinander verbinden. Das verleiht dem Film eine eigentümliche Leblosigkeit, gegen die Nicole Kidman mit aller Macht anspielt. In dieser ersten halben Stunde entwickelt der Film jedoch eine surreale Qualität, die ihn, möchte man eine solche Unterteilung vornehmen, durch den gesamten zweiten Akt tragen wird. Mitunter wirkt es, als bewege sich Ada in einem Stilleben.
Das Spannendste an Cold Mountain ist dann auch die Konsequenz, mit der Minghella diesen Inszenierungsstil gute zwei Stunden lang durchhält. Die Personen, auf die die beiden Protagonisten im Lauf der Geschichte treffen, sind als mythologische Figuren angelegt, entwickeln kaum ein Eigenleben, dienen lediglich als Reflexionsfläche. Wenn die Handlung ins Stocken zu geraten droht, kann man ganz beruhigt sein. Immer taucht im nächsten, im richtigen Moment die Lösung, der Ausweg auf. Irgendwann spielen die Dialoge keine Rolle mehr, werden sie Geräuschkulisse und findet der Film eine Einheit, die einen Moment lang auf Großes hoffen läßt. Am Ende wird dann leider doch ?nur? exekutiert (dramaturgisch betrachtet), wird der Wiedervereinigung ein finaler Showdown verpaßt, mit allem Drum und Dran.
Cold Mountain ist sicherlich kein schlechter Film, vielleicht sogar Minghellas bester bislang. Für den großen Wurf jedoch hat es nicht gereicht.
Thomas Reuthebuch
Cold Mountain, USA 2003
155 Minuten
Regie/Buch: Anthony Minghella
Darsteller: Nicole Kidman, Jude Law, Renée Zellweger, Donald Sutherland, Philip Seymour Hoffman, Natalie Portman
Das Spannendste an Cold Mountain ist dann auch die Konsequenz, mit der Minghella diesen Inszenierungsstil gute zwei Stunden lang durchhält. Die Personen, auf die die beiden Protagonisten im Lauf der Geschichte treffen, sind als mythologische Figuren angelegt, entwickeln kaum ein Eigenleben, dienen lediglich als Reflexionsfläche. Wenn die Handlung ins Stocken zu geraten droht, kann man ganz beruhigt sein. Immer taucht im nächsten, im richtigen Moment die Lösung, der Ausweg auf. Irgendwann spielen die Dialoge keine Rolle mehr, werden sie Geräuschkulisse und findet der Film eine Einheit, die einen Moment lang auf Großes hoffen läßt. Am Ende wird dann leider doch ?nur? exekutiert (dramaturgisch betrachtet), wird der Wiedervereinigung ein finaler Showdown verpaßt, mit allem Drum und Dran.
Cold Mountain ist sicherlich kein schlechter Film, vielleicht sogar Minghellas bester bislang. Für den großen Wurf jedoch hat es nicht gereicht.
Thomas Reuthebuch
Cold Mountain, USA 2003
155 Minuten
Regie/Buch: Anthony Minghella
Darsteller: Nicole Kidman, Jude Law, Renée Zellweger, Donald Sutherland, Philip Seymour Hoffman, Natalie Portman
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