Thema: Hinweise
Merkwürdiges kündigt heute der britische "Guardian" an: Ein ins heutige Los Angeles versetzte Remake von Alfred Hitchcocks so frühem wie stummem Serienkillerfilm The Lodger sei in Planung. Wie man sich das konkret vorstellen darf, bleibt, nun, unvorstellbar; an ein Kunst zwar vielleicht nicht wollendes, aber doch suchendes, vor allem aber Fragen stellendes Projekt wie van Sants Psycho-Remake darf man wohl kaum glauben.

Allerdings bin ich gespannt, welche Spezifika des so in den Stand eines "Originals" gesetzten Films das Remake herausarbeiten wird, um sich selbst als eben solches schließlich zu verhalten, was umso schwieriger sein dürfte, da sich ja der Ripper- und Serienkiller-Thematik ein kaum mehr überschaubares Konvolut von Filmen und Genrebeiträgen anschließt.


° ° °




kommentare dazu:



psychopaul, Sonntag, 1. Juli 2007, 05:26
ich habe dieses vanSant Remake nie komplett gesehen, nehme aber an, dass die Informationen, es sei Bild für Bild nachgedreht, stimmen.

da versteh ich dann nicht, was dieses Projekt für Fragen stellen soll?
ob stumpfes Kopieren Geld in die Kasse bringt?
oder ob so etwas technisch möglich ist?
oder...??


thgroh, Sonntag, 1. Juli 2007, 17:16
Bild für Bild ist es nicht nachgedreht, es ist nur sehr dicht dran.

Und es stellt einige Fragen, die weit über bloß buchhalterische hinausgehen. Was zeichnet Autorenschaft aus? Was ist ein Remake? Was zeichnet Hitchcock aus (warum ist eben ein "Bild für Bild"-Remake dennoch deutlich nicht als Hitch-Film erkennbar?)? Was ist ein "Original"? Was ist ein "Original" im Zeitalter des Genrefilms? (der Psycho ja definitiv ist) usw. usf.

Van Sants Film mag als Spannungskrimi nicht funktionieren; aber er legt sich selbst als solcher auch nicht nahe. Betrachtet man ihn als Experiment eines Künstlers - und van Sant entspringt eindeutig künstlerischen Zusammenhängen - dann ist er sehr fruchtbar.


psychopaul, Sonntag, 1. Juli 2007, 19:08
hmm, die Frage, warum bzw. dass man erkennt dass es kein Hitch ist, finde ich spannend, da lohnt es sich ja vielleicht doch nochmal, genauer hinzusehen ;)

allerdings, und da bin ich möglicherweise auch eher pragmatisch veranlagt als an theoretischen Haarspaltereien interessiert, finde ich die Frage, was ein Original oder Remake sei gerade in diesem Zusammenhang schlicht banal.
Ich mag van Sant und halte ihn für einen faszinierenden Filmemacher und Künstler und nehme daher auch einfach an, dass er solche Antriebe gehabt haben mag, andererseits liegt eben für den Konsumenten der Verdacht eines bloßen Plagiats, einer "Neuauflage" mit kommerziellen Zwecken (fast jeder hat schonmal was von Hitchs Psycho gehört, aber vielleicht noch nie gesehen, "also gehen wir doch lieber gleich in die colorisierte, "moderne" Version") sehr nahe.

Und die Frage stellt sich, ob es für solch ein interessantes "Experiment" wirklich das Nachdrehen des kompletten Films bzw. eine damit einhergehende Mainstream-Kinoauswertung und Vermarktung braucht.

Die Fragen bezüglich Original und Remake (bei Genrefilmen) lassen sich in meinen Augen doch wesentlich schöner bearbeiten, wenn trotz gleicher Eckpfeiler gewisse "Veränderungen" und "eigene Motive" eingebracht werden und das scheint (schien? ;)) mir bei Psycho nicht der Fall.
Trotz deiner interessanten Anregungen tu ich mir verdammt schwer damit, da mehr zu sehen als eine künstlerisch wertlose Fingerübung. :-/

Interessant in diesem Zusammenhang wird sicher auch das Funny Games Remake von Haneke, den ich verehre und von dessen Arbeit ich mir auch noch etwas Interessantes erwarte auch wenn hier eine ähnliche, extrem vorlagennahe Umsetzung erfolgen soll wenn man den ersten Berichten glaubt.



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