Donnerstag, 11. Mai 2006
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Der ältere Herr gestern, der, gesenkten Hauptes und dabei ein seltsames, rotes Kofferwägelchen hinter sich herziehend, durch die drückende Hitze an einem späten Nachmittag in Berlin-Mitte stapfte und dabei geradewegs an mir vorbei, dieser ältere Herr, der es dabei ziemlich eilig hatte und schließlich - kaum hatte ich mich nach ihm umgesehen, um mich zu vergewissern, dass er es auch wirklich ist- in den Hof des Goethe-Institus einbog und aus meinem Blickfeld verschwand, dieser ältere Herr also, der war Wim Wenders.

(es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn nicht)


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Dienstag, 25. April 2006
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Gestern in der ersten Sitzung der Vorlesung über das Mediensystem fragte der Lehrende, ein Medienökonom, wer der Anwesenden im Saale denn Weblogs lese, woraufhin sich drei, vielleicht vier von etwa 100 Leuten meldeten, was ich vor dem Hintergrund, dass die Leute da allesamt Medien und so studieren, schon recht enorm, also: wenig, finde. Daraufhin der Lehrende, wir, also die Webloglesenden, sollen das vergessen, weil in einem Jahr seien die, also die Weblogs, ohnehin wieder verschwunden, weil sich ja doch kein Mensch für sie interessiere. Meint er einfach so, und ich glaube, er meinte doch vielmehr die allgemeine Medienblase, die sich um das Ganze jüngst gebildet hat und die, in der Tat, gerne in einem Jahr verschwunden sein darf.

Geschrieben am Tag 919 des laufenden Betriebs, volle Fahrt voraus.


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Montag, 10. April 2006
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Frankreich, Du hast es besser.


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Freitag, 7. April 2006
Gestern im Kino erstaunte mich sehr das Aushangbild in der Lobby. Es handelt sich um ein Bild aus dem Buckfilm Erst die Arbeit und dann...?, gedreht Mitte der 80er Jahre. Zu sehen im Anschnitt ist ein Punk von hinten, im Bildhintergrund eine Frau mit Sonnenbrille. Das Punktum des Bildes aber ist eine kleine Ratte, die keck auf der Schulter des Punks sitzt und neugierig in die Welt, die ihr die Kamera scheint, schaut. Das nun absolut Umwerfende an diesem Bild ist, dass diese Ratte aus dem Jahre 1985 der Ratte meiner Freundin, dem "Radieschen", das hier ab und an Erwähnung fand, zum Verwechseln ähnlich sieht. Körperhaltung, Farbe, Gesichtsform, der aufmerksame Blick, wirklich schlechtweg alles sieht dem Radieschen zum Verwechseln ähnlich. Was umso mehr erstaunt, da Ratten nicht nur Charaktertiere sind, sondern auch sehr zur individuellen Note in ihrem Äußeren neigen (so zumindest meine bisherigen Erfahrungen mit diesen tollen Tieren).

Ich stand sehr lange vor diesem Bild, so verzückt wie verwundert. Dann bin ich nach draußen, es war noch Zeit bis zum Film, und dann kamen Nikolaus und Lukas, mit denen ich nicht verabredet war. Heute erzählte ich dem Radieschen davon, dass seine Uroma wohl beim Film war.



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Sonntag, 26. März 2006
Relaxende Katzen unter Tischen sind an sich ja schon super. Noch besser wird das, wenn dabei Ambientmusik läuft und sie deutlich, man sieht es an den Ohren, wie sie sich bewegen, darum bemüht sind, die einzelnen Klangflächen einzufangen ohne dabei die Augen zu öffnen. So habe ich das gerade jedenfalls an einer beobachten können.

(der eine Ton gerade regte dann doch zum Öffnen der Augen, Bewegen des Kopfes und forschenden Erhebungen visuell-ortenden Charakters an)


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Mittwoch, 22. März 2006
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wir hamm ge.won.


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Donnerstag, 9. März 2006
Gestern, nach Lektüre von Knörers neuer Perlentaucher-Krimikolumne , zog es mich in die Amerika Gedenkbibliothek, das vom Rezensenten empfohlene Buch zu entleihen, das dort, wie ich vorab sehr zu meiner Freude online feststellen konnte, im Regal sogar bereitstand. Auf dem Nachhauseweg in den Berliner Verkehrsbetrieben las ich es bereits etwas an und war da schon recht angetan, für die letzten Meter zu Fuß packte ich es locker in die Hosentasche, so dass gut ein Drittel davon noch herausstand, es beim Gehen aber nicht störte. Da kam mir ebenfalls behenden Schritts ein junger Mann entgegen, der, was mich doch stark verwirrte, dasselbe Buch in sehr ähnlicher Manier, wenn auch in der Jackentasche stecken hatte. Kurz der Gedanke, dass es nett wäre, wenn der das Buch sich ebenfalls gleich nach Perlentaucher-Lektüre besorgt hätte.

(kleiner Nachtrag, falls knoerer mitliest (kann ja sein) und im Text ja, zurecht, ein wenig bedauert wird, dass die Ausabe eines einzelnen Bandes einer Werksausgabe im Weg steht: Ganz hinten in dem Buch steht was von wegen "Weitere Titel von Ross Thomas in Vorbereitung", das lässt doch zumindest aufhorchen, finde ich, auch wenn damit noch keine Werkausgabe angekündigt ist. Danke für den Tipp jedenfalls - tolles Buch!)


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Donnerstag, 9. Februar 2006
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Es wurde schon wieder, wie eins weiter unten gehofft und gewünscht.


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Mittwoch, 8. Februar 2006
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Dieser Nachmittag hat viel Seltsames mit sich gebracht, höchst vermeidbare Dummheiten und merkwürdige Begegnungen allenthalben. Auf eine Weise, dass man fast meinen könnte, dass da mehr dahinter steckt; nennen wir es Schwarzer Mittwoch und ich will jetzt eigentlich nur noch ins Bett.

Nachtrag

So, reicht jetz. Auch noch beim Rasieren geschnitten. Mir ist jetzt alles wurscht, ich rauch jetz Kippen und höre Negative Approach. Fuck you, Welt.


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Dienstag, 31. Januar 2006
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Als meine Schwester so ungefähr drei war, und ich also so ungefähr neun, da hatte sie eine Puppe eines kleinen, so zwischen traurig und vergnügt dreinschauenden Clowns. Man konnte sie aufziehen und dann spielte sie eine kleine, sehr glückliche Melodie und sie bewegte dazu Arme und Beine. Doch bald ließ die mechanische Energie offenbar nach, die Melodie wurde langsamer, kläglicher und die Gliedmaßen taten es dem nach; bis zum bitteren Stillstand. Es war ein seltsames Sterben, das ich damals voller Faszination betrachtete. Ich hatte, schon damals, das Gefühl, einem Wesen zuzusehen, dass sich selbst beim Lebendig-Werden ertappt und gleich darauf voller Trauer bemerken muss, dass es schon im Sterben liegt. Ich erinnere mich, oft Dutzende Male die Puppe aufs Neue aufgezogen zu haben, weil mich dieses Zeremoniell so anrührte. Vielleicht auch, weil ich mich vergewissern wollte, dass das nur eine Puppe, nichts weiter, war (was selten, ja nie gelang). Seither habe ich ein Faible für kleine, ja primitive, traurige Melodien; und für Geschichten von Robotern, die lebendig werden.

Jedenfalls, was in dem Lied Requiem for Dying Mothers, Part 2 von Stars of the Lid, das ich gerade gehört habe (und dass ich eigentlich fast immer nur um Mitternacht höre, weil ich ein Mensch bin, der die Einsamkeit von Mitternacht zu schätzen weiß) etwa ab 1:30 einsetzt, das ist von einer ganz gleichen Qualität. Über einen Teppich von ätherischen Klängen legt sich eine höhere Melodie, ungemein primitiv, aus gerademal vier Tönen zusammengesetzt, die fortan minutenlang um sich selbst kreisen. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, stellen sich mir dabei alle Härchen am Körper auf, und manchmal kommt es vor, dass mir die Tränen in die Augen schießen; ich denke an den kleinen Clown, wo er heute sein mag. Am Ende des Liedes hört man einen Hund schluchzen, so unendlich traurig wie das zuvor gehörte.

Der Tod, diese Schweinerei, muss aufhören.


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lol