Donnerstag, 23. September 2004


gefunden bei diepresse.com (durch das erinnert worden).


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Freitag, 17. September 2004
Heute vor 50 Jahren wurde die Amerika-Gedenkbibliothek zu Berlin eröffnet. Damit feiert heute die größte deutsche öffentliche Bibliothek - und in der Tat ein wahrer Tempel des Wissens und der Kultur - ihren Geburtstag. Nikolaus Bernau schreibt dazu heute in der Berliner Zeitung:

"Wie in den nordamerikanischen Public Libraries sollten die Bibliotheksangestellten eher Auskunftsstellen und Hilfereichende sein als Herrscher über das Wissen. Belletristik, Kunst, Spiele, aber auch die wissenschaftliche Literatur sollte im Freihandbereich jedem Leser direkt zugänglich sein. Für manchen war das zu viel Freiheit. Der Leser sollte doch vor schädlichen Einflüssen bewahrt und zum kulturell Guten gelenkt werden. Auch um das zu garantieren, waren die deutschen Bibliothekare daran gewöhnt, die Bücher herauszusuchen, so, wie es noch bis 1995 Usus war etwa in der Ost-Berliner Stadtbibliothek. In der AGB entfiel dieser Kontrolleur."

und fasst damit zusammen, was ich - Stammkunde der AGB wie des Berliner Bibliothekenverbundes überhaupt - an dieser Bibliothek so schätze: Die vollkommene Freiheit, mich jederzeit zwischen Godzilla und Godard, zwischen Gruselroman und wissenschaftlicher Literatur entscheiden zu können. Ein Gräuel wäre es, würde irgendein sauertöpfischer Bibliothekar vorentscheiden, was an Honorigem ins Regal zu stellen sei.

Gerade deshalb passt es auch, dass zeitgleich im Spiegel ein regelrechter Haufen Scheiße zu lesen ist: Ein Interview mit Antje Vollmer von den Grünen nämlich, zu dem in schöner Regelmäßigkeit fröhliche Urständ' feierndem Thema "Deutschquote im Radio". Kaum ein Satz, bei dem mir nicht der eine oder andere Kraftausdruck entwischt. Wenn ich das schon lese: Formatradio, Qualitätsschutz, kritische Auseinandersetzung, kulturelle Tradition, vor allem aber: hörenswert. Dieses Hülsengewäsch vom Hörenswerten, vom Hochkulturellen, vom Kritischen.

Was die Vollmer hier dem Spiegel ins Diktiergerät rülpst, ist nichts anderes als das pure Gegenteil der Amerika-Gedenkbibliothek. Vorhören, abwägen, protektieren, fördern statt anbieten, verfügbar machen, entdecken lassen. Die Forderung nach Reformhausradio, jetzt und hier für alle, zur Not "mit Entzug der Sendelizenz" durchgesetzt. Eine zusätzliche Ebene an Dämlichkeit erhält dieses provinzielle Profilierungsgehabe nur durch die zunehmende Relevanz von Online-Radio per Breitband-Internet. Mit einem Schlag stehen dem Einzelnen Tausende von Sender zur Verfügung, die ein Angebot abdecken, das sich die Vollmer mit ihrem Bioregionalismus für GEZ-Empfänger nicht zu erträumen wagt! Und was macht sie? Holt mal eben die Fliegenkatsche "Deutsch-Quote" aus der unteren Schublade des Schreibtisches. Borniert ist gar kein Ausdruck für solches Gehabe ...

"Ich scheiß' auf deutsche Texte" (Die Sterne)


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Mittwoch, 8. September 2004
für die Jungle World.

"Die Jungle World braucht 500 neue Abonnentinnen und Abonnenten bis zum Jahresende. Wenn das nicht gelingt, ist der Ofen aus, ist Ende im Gelände, Schicht im Schacht, Schluss im Bus, wird der Laden dicht gemacht. Dann war’s das mit der Jungle World. Die momentane finanzielle Situation lässt uns leider keine andere Wahl. Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten muss sich auf einem Niveau stabilisieren, das der Jungle World eine ökonomische Perspektive sichert. Diese Perspektive gibt es nur mit mindestens 500 neuen Abos.
Jetzt geht’s um Alles!"


Alles weitere hier. Das Online-Abo fällt im übrigen mit gerade mal mindestens 5 Euro pro Monat zu Buche ...


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Donnerstag, 26. August 2004
Er bekomme von sowas Bauchschmerzen, schreibt Georg Diez in der FAZ. Weil er Liberaler ist. Grund für die Beschwerden körperlicher Art: Dyk und Heppner im Duo vereint, allerlei National-ambivalentes singend. Zum einen ja nett, denke ich mir, dass auch die nun nicht unbedingt im Verdacht des Linksextremismus stehende FAZ Kritisches anzumerken weiß und dazu auch gewillt ist. Dann gleichzeitig aber wieder dieses Halbgare. Dieses den Unsinn, der da verzapft wird, ernster nehmen als man ihn müsste. Ihn mit Bedenkenträgermiene aufwerten. Sich letzten Endes doch nur der feuilletonistischen Schöngeisterei verpflichtet fühlen und doch nur Besinnliches, nein, entschuldigen Sie, Nachdenkliches anmerken. Mit Bauchschmerzen aber, immerhin.

Nun sind Bauchschmerzen nichts, was auf Distanz schließen ließe. Wenn man bei etwas Bauchschmerzen hat, dann fühlt man sich ja letzten Endes nur unbehaglich, ist unsicher. Und diejenigen, die heute über Bauchschmerzen klagen, werden in Zukunft wohl die ersten sein, die froh darüber sind, nun nicht mehr an diesen Verkrampfungen von früher zu leiden. Jetzt, so wird man dann sagen, gehe man das ja locker an. Zum Glück, das habe ich hinter mir.

Warum, so frage ich mich bei der Lektüre dieses Textes, der doch nur Gutes will, letzten Endes aber eben doch nur Aufwertung betreibt, zum zwar kritischen, aber eben doch auf Augenhöhe stattfindenden Dialog einlädt, warum nicht einfach mal die geistige Minderbemitteltheit solcher Nationalneurotiker beim Namen nennen, sie ausstellen. Ernsthaft: Wenn eine vor sich hinpubertierende Metalband "I am I and you are you" singt, rümpft man im Feuilleton die Nase. Banales, läppisch, dümmlich. Kaum meint aber einer, mit einem geradewegs wahnwitzig lächerlichem Slogan a la "Wir sind wir" eine national-romantische Saite zum Klingen bringen zu müssen, wird sich allerorten über Bauchschmerzen ausgelassen. Wird Exegese betrieben, schöne Worte gefunden, sich kritisch, aber bewusst auseinandergesetzt. Bedenkenträger beim Tragen von Bedenken. Wir sind wir. Mach Sachen, das wird ja nurmehr von des Müller's Kuh noch übertroffen.

Feridun Zaimoglu hat das letztes Jahr, bei dieser nicht unähnlichen MIA-Debatte, mal ganz gut im Intro auf den Punkt gebracht: "Schwarz ist der Kaffee, rot der Mund, gelb die Sonne - ja, und haarig ist mein Arsch, oder was?" Tacheles sprechen! Wirrköpfe beim Namen benennen! Und vor allem: den liberalen Bauch mal vergessen.


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Der "Caligarismus" war für ihn ästhetisch eine Sackgasse, soziologisch aber der Stoff für sein größtes Denk-Abenteuer zum Film: "Von Caligari zu Hitler" handelt von Filmen, die den Tyrannen schon träumen, bevor er in der Wirklichkeit seine Gestalt gefunden hat. Seitdem behandeln wir Filme nicht mehr nur als "Abbilder", sondern auch als "Symptome". Da hat er uns ein neues Spielfeld hinterlassen, der "Dr. Kracauer". Und eine neue Fehlerquelle.

Georg Seeßlen bereits am vergangenen Sonntag in der WamS mit Mit Kracauer ins Multiplex, anlässlich der Neuauflage des Werks des Filmsoziologen.

[via filmfilter]


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Mittwoch, 25. August 2004
Vor 50 Jahren feierte Satyajit Rays erster Film Pather Panchali Premiere. Dem indischen Magazin Outlook India ist das ein ausführliches Special wert. Zahlreiche Autoren befassen sich mit verschiedenen Aspekten von Leben und Werk des indischen Regiemeisters.



Eine komfortable Übersicht hier bei GreenCine Daily.


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Samstag, 14. August 2004
Ein Artikel im Guardian über die kürzliche Wiederentdeckung des Laurel & Hardy-Films Spuk um Mitternacht.



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Dienstag, 10. August 2004
Erstaunlich fast schon immerhin, wie die Kombination "Kerstin Grether in der Intro über und im Gespräch mit 2Raumwohnung" darum bemüht ist, schlimmste Befürchtungen darob pflichtbewusst zu erfüllen, wenn nicht gar zu übertreffen.


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Sonntag, 8. August 2004
Die Situation verschlimmere sich, es herrsche Konfusion, von Legasthenie ist die Rede, von der Abnahme von Schreib-, Lese- und somit Sprachfähigkeit. Und dann das große Wort: Verantwortung. Für die nachfolgenden Generationen möglich. So hier, neben Aust, Döpfner, Vorsitzender der Springer AG. Ob in Folge nun auch das bei Springer erscheinende Zentralorgan für Versaubeutelung der deutschen Schriftsprache eingestellt wird, wurde indes leider vergessen zu erwähnen. Wird aber wohl schon so sein. Weil Verantwortung und so.

Unterdessen erlitt Aust auf AOL einen herben Rückfall in die alte, also neue Rechtschreibung:

"Als jetzt die Kultusministerkonferenz entschieden hat, dass im nächsten Jahr diese merkwürdige Reform auch noch Pflicht werden soll, da haben wird gedacht, jetzt müssen wir etwas tun, um diesem staatlicherseits verordneten Schwachsinn Grenzen zu setzen", sagte Aust.

Welch Dolchstoß! Döpfner, lassen Sie sich solche Kapriolen nicht gefallen!


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Donnerstag, 5. August 2004
Erst heute entdeckt, bei der SZ aber glücklicherweise noch im Archiv zu finden: Dominik Graf über Polizeifilme im Allgemeinen und im Besonderen. Sehr schöner, wenn auch nicht immer abzunickender Essay vom 22.Juli. Erfrischend auch die mangelnde Tagesaktualität, der Raum, den man dieser Beobachtung dennoch zugestand - beinahe eine ganze Seite immerhin. Gerne öfter.


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lol