Sonntag, 12. Dezember 2004
Thema: Hoerspiele
Erfreulich schnelles Update der "Voice of Vince"-Reihe mit alten Radiohörspielen von Vincent Price. Ergänzt wurden die vier Hörspiele Bloodbath, Speaking of Cinderella, Waxwork und Shock.


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Sonntag, 14. November 2004
Thema: Hoerspiele
Erst jetzt, im Radio, drauf aufmerksam geworden, leider einen Tag zu spät: Gestern tagte zum 5. Mal Plopp, das Forum für die unabhängige Hörspielszene Berlins, in der Akademie der Künste. Deutschlandradio stellte das Programm vor wenigen Tagen vor (hier im Audio-on-Demand von Deutschlandradio als mp3) und präsentiert hier, ebenfalls als mp3, ein Fazit danach. Das nächste Jahr: Bin ich dabei! (zumindest im Publikum)

(schöne Idee übrigens, dieses Audio-on-Demand)


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Freitag, 12. November 2004
Thema: Hoerspiele
Gleich, um halb neun, auf Bayern2radio: Keiner ist böse und keiner gut, Hörspiel aus dem Jahr 1972 von Rainer Werner Fassbinder.

Wie immer als Empfehlung: Das Streamingtool Phonostar mit Mitschneidefunktion (und der Bayern2Radio-Stream ist auch ab Werk dabei).


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Samstag, 16. Oktober 2004
Thema: Hoerspiele
utopia replay: Man schreibt das Jahr 2008. Als Folge eines dritten Weltkriegs haben sich Leben und politische Grenzen auf der Erde vollständig verändert. Individuelle Mobilität wird militärisch kontrolliert, Veröffentlichungen durch Zensur geregelt. Atomare Versuche und gentechnische Experimente sind an der Tagesordnung.

Unter solchen Bedingungen erhält der Journalist Charles Henry Winer unerwartet die Genehmigung, in die Gelehrtenrepublik zu reisen: eine steuerbare stählerne Plattform, die als Oase für Wissenschaft und Kunst im milden Klima der Roßbreiten auf den Ozeanen treibt. Während an Steuerbord, dem amerikanisch verwalteten Teil, die Künstler ihre Kreativitätskrisen pflegen, treten an Backbord ihre kommunistischen Kollegen im Gleichschritt zur kollektiven Produktion an. Aber sogar in der Gelehrtenrepublik experimentiert man mit Gehirn-Transplantation und Kälteschlaf, um das ewige Leben für die Genies dieser Welt zu sichern.


Morgen, 15.15 auf Bayern 2 in der Bearbeitung von Klaus Buhlert aus dem Jahr 2003. Ein Stream wird angeboten (als Radio/Mitschneidetool wird Phonostar wärmstens empfohlen).

Hier weitere Infos zum Hörspiel. Dort die digitale "Arno Schmidt Referenzbibliothek".


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Samstag, 28. August 2004
Thema: Hoerspiele
Heute abend um 21.05 Uhr wiederholt NDR Info das Hörspiel M - Eine Stadt sucht einen Mörder, das Originaltöne des Films, neuinszenierte Szenen und elektronische Soundscapes zu einem auditiven Diskursbeitrag zum Serienkillerkomplex verwebt. Meine Besprechung hier.

Als Tool zum Mithören eignet sich nach meiner Erfahrung das von Phonostar sehr gut. Das Programm bietet Hunderte von Radiostreams "ab Werk" und kann natürlich um eigene Lieblinge ergänzt werden. Des weiteren verfügt das Tool über eine komfortable MP3-Mitschneidefunktion, die es erlaubt, Radiosendungen privat zu archivieren. Allerdings sollte man mit dieser etwas experimentieren, "bevor es gilt", um qualitative Aufnahmen zu gewährleisten.


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Montag, 16. August 2004
Thema: Hoerspiele
Die Geschichte um Orson Welles' Hörspielbearbeitung von H.G. Wells' War of the Worlds kennt wohl jeder: Angeblich folgten der Ausstrahlung hysterische Panikattacken und Hamsterkäufe - einige hatten die Interpretation des Invasionsstoffs als Live-Berichterstattung wahrgenommen.

Das Hörspiel wurde im Rahmen des Mercury Theatre on the Air ausgestrahlt, das noch zahlreiche weitere Stücke produzierte und sendete, die allesamt, natürlich, nicht den Status von Welles' Werk erreichten. Hier findet sich nun eine ungeheure Auswahl jener Hörspiele, darunter auch Welles' War of the Worlds. Die Stücke sind stream- und downloadbar, letzteres aber wohl nur mit reduzierter Geschwindigkeit.


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Donnerstag, 24. Juni 2004
Thema: Hoerspiele
Am 30. Juni, um 20.05 Uhr, sendet Radio NDR Kultur das knapp dreiviertelstündige Hörspiel William S. Burroughs - The Retreat Diaries, nach einer Textvorlage des Autors (wikipedia). Für die Übersetzung, Bearbeitung und Regie zeichnet Kai Grehn (Website) verantwortlich, die Arbeit wurde vom SWR produziert. Hier Infos auf der Website von NDR Kultur.

Der Sender ist auch gut via Internet zu empfangen und kappt, im Gegensatz zu einigen anderen Radiosendern, sein Streamprogramm erfreulicherweise nicht zu Beginn eines Hörspiels. Als sehr guter Radioplayer hat sich für mich das Programm von http://www.phonostar.de erwiesen, das kostenlos downloadbar ist und zudem eine komfortable Mitschneidefunktion mitbringt.


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Thema: Hoerspiele
gehört am 24.06.2004 auf Bayern 2, per Stream

Michael Farin bearbeitet seit einiger Zeit Hörspielremakes deutscher Filmklassiker der Weimarer Republik, mit Hauptaugenmerk auf die Werke Fritz Langs. Neben Dr.Mabuse wurde so auch schon Metropolis für den Hörfunk aufbereitet. Seine jüngste Arbeit verdichtet erfolgreich historische Dokumente über Serienkiller und Triebtäter jener Zeit mit Samples aus dem Film und neuinszenierten Szenen mit namhaften Sprechern. Als musikalische Grundierung dienen wabernde Soundscapes aus der Welt der Clicks'n'Cuts und des Ambients.

Farin zeichnete auch als Drehbuchautor von Karmakars höchst intensivem Film Der Totmacher verantwortlich und gibt demnächst im eigenen Verlag Belleville den Band Die Haarmann-Protokolle heraus, der die Karmakars Film zugrunde liegenden Dokumente über den Serienmörder Fritz Haarmann versammelt. Farin weiß deshalb, dass ein Projekt wie dieses Hörspiel immer auch Kommentar zur Rezeptionsgeschichte des Serienmörder-Phänomens ist: Die ist schon seit langer Zeit durchdrängt von Pulp- und True-Crime-Kultur, archivierendem "Fan-Wissen", naiven Psychologisierungen, Alltagsmythen und soziopolitischen Anknüpfungspunkten, wie beispielsweise die Frage nach der Handhabe solcher Menschen. Fiktionalisierendes, fiktives, authentisches durchmischt sich bis zur Ununterscheidbarkeit, der Blick auf das authentische Phänomen erscheint selbst entsprechend verzerrt.

Farin skizziert nun mit seiner Arbeit einen Versuch, dieses Geflecht aufzudröseln, seine "Zutaten" voneinander zu separieren, ohne dabei aber das Geflecht an sich zu zerteilen: Samples aus Fritz Langs Film, der eindeutig schon zur Rezeption des Falls Haarmanns und vergleichbarer Fälle zu zählen ist, bilden das narrative Gerüst, das Skelett, auf dem Fleisch aus historischen Aktenbergen aufgetragen wird und das durch weitreichende Ergänzungen gestützt wird. Klangästhetisch ist das alles deutlich voneinander separiert: Der knarzige Ton der Filmszenen beißt sich beinahe schon auf klangfarblicher Ebene mit den fiktionalen Szenen, die neueingesprochen wurden. Doch beides vermischt sich, wenn Filmdialog mit Hörspieldialog zu interagieren beginnt: Die Filmsamples sind Klangillustration und Dokumentation der Rezeption gleichermaßen. Darüber ein nüchterner, beinahe schon schmerzlich unbeteiligter Erzähler, der mit sachlicher, emotionsloser Simme Details der Bewegungen erläutert und deren Raum erschließt: Hände, die sich auf Schultern bewegen. Beifall, der in den aufwallendsten Momenten gegeben wird (ohne dass wir den an sich hören würden, nur ihn, den Erzähler, monoton, beinahe schon im Reportagenstil). Kleinste Verschiebungen im Gesichtsausdruck. Oft sind es nur Details im Millimeterbereich, auf die der Zuhörer verwiesen wird, die zum einen Souveränität über die Situation vortäuschen, zum anderen aber, da sie ausschließlich Äußerlichkeiten wiedergeben, ohne diese durchdringen oder gar in eine sinnstiftende Ordnung einpflegen zu können, als Eingeständnis mangelnder Souveränität zu lesen sind. Schon fast nebendran: Das knarzige Hörspiel, das sich auf die Ermittler konzentriert und beinahe schon Hard boiled ist, und, natürlich, das monotone Vorlesen von grausigen Autopsieberichten.

Immer im Hintergrund, aber stets präsent: Das monotone Pulsen und Wabern des Sounds, hier und da unterbrochen von abgehakten Rhythmen. Eine schaurige Atmosphäre, die sich dadurch bildet, die im Kontrast zum allgemein sezierenden Charakter des Hörspiels eine dramatische Einheit vorzugeben scheint. Ein Grundgefühl hinter dem Begriff "Serienkiller", ein gruseliger Punkt in den Diskursen, wo das Authentische und das Fiktive mit erschauderndem Effekt aufeinandertreffen. Der Sound bildet zum einen die Kulisse, vor der der Serienkillerdiskurs aufgedröselt wird, zum anderen aber markiert sie auch, parallel zum Ineinanderübergehen der einzelnen Bausteine, das Scheitern einer solchen Vorgehensweise, das sich schon in der Betitelung selbst abzeichnet, wenn ein fiktiver Stoff als Bezugspunkt gewählt wird, um das Verhältnis von Authentischem und Fiktiven zu untersuchen. Dieses Eingeständnis, dieses Wissen, macht das Hörspiel, neben allem gelungenen Effekt, zu einem klugen noch dazu.

M - Eine Stadt sucht einen Mörder (BR/DLF 2003)
nach Fritz Lang/Thea von Harbou; Bearbeitung: Michael Farin;
Komposition: Laar/Zeitblom; Regie: Bernhard Jugel
Mit Burchard Dabinnus, Eva Gosciejewicz, Gert Heidenreich, Pamina Füting, Alexandra Maetz, Axel Milberg und den Hauptdarstellern aus dem gleichnamigen Spielfilm.
Spielzeit: 55’35


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