Thema: TV-Tipps
Am 05.09. (in der Nacht zum 06.) auf arte. Das Konzept der Reihe - zwei Künstler treffen sich in einer Metropole, deren Nachtleben sie gemeinsam durchstreifen, dabei ergeben sich, zumeist, sehr angenehme, zuweilen intime Gespräche - finde ich ohnehin schon sehr toll, meistens sind die Sendungen auch sehr ansprechend. Diese Konfiguration nun aber verspricht doch eine Glanzstunde öffentlich-rechtlichen Fernsehens: Der mit ordentlich Skandal-Kolorit beschlagene Autoren-Horrorfilmer, Hörspielregisseur und Filmkritiker Buttgereit trifft auf Bruce La Bruce, die Ikone des schwul-transgressiven Pornos. Gemeinsam werden Pornokinos und Dominas besucht und, offenbar, über Underground-Filme und die Kunst filmischer Transgression geschnackt.
Hier der ausführliche Programmtext.
Hier der ausführliche Programmtext.
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Thema: TV-Tipps
17. Juli 06 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Morgen, also am 17., seinem 19. Todestag, läuft um 23.15 auf 3sat eine Dokumentation über den Schriftsteller Jörg Fauser (mehr hier), dessen Werk gerade von dem tollen Alexander Verlag in einer sehr schönen Gesamtedition aufgelegt wird. Taz und Junge Welt berichten von der Doku.
Da ich, DVB-T sei Dank, keinen TV-Empfang mehr habe, ist jetzt nur die Frage, ob ich wohl noch einen netten Menschen finde, der mir die Doku aufnimmt!?
Nachtrag: Ich sehe gerade, dass genannter Verlag aus Anlass von Fausers nahe beisammen liegenden Todes- und Geburtstag eine Online-Reihe ins Leben gerufen hat, die Essays des Autors als pdf bringt. Sie beginnt mit Strand der Städte, entstanden 1978, wiederum meinem Geburtsjahr. Bitte hier entlang.
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Thema: TV-Tipps
In der Nacht vom 04. auf den 05. Mai zeigt arte um 01.15 den Spät-Italowestern Keoma von Enzo G. Castellari mit Franco Nero in der Hauptrolle. Hier der entsprechende Programmtext und im folgenden meine unbedingte Empfehlung!
Keoma ist ein flirrender, stark stilisierter und zuweilen geradezu gotisch angehaucht wirkender Italowestern wie zugleich ein Abgesang auf das Subgenre und dessen letztes wirklich großes Werk (ein Jahr später folgte noch der ebenfalls sehr goutierbare Mannaja, der allerdings an einigen, sehr deutlichen Anlehnungen an Castellaris Werk leidet und somit etwas "hinterhergeschoben" wirkt). Eine Oper im Stil der renommierten (und weit abseits der üblichen italienischen Westernproduktion situierten) Leone-Western darf freilich nicht erwartet werden, dafür sind sowohl Castellari als auch der maßgeblich an der Gestaltung beteiligte Nero viel zu sehr (wenn auch versierte) Handwerker, die nicht so sehr im großen Stil komponieren, sondern eher den schnellen ästhetischen Effekt suchen.
Unter Genreexperten galt der lange Zeit nur schwer erhältliche Film als wahrer Geheimtipp und eigentliche Perle im weiten Feld des großenteils von bloß routinierter Fließbandproduktion geprägten Italowestern. Mit seiner Veröffentlichung auf DVD durch Kinowelt vor wenigen Jahren hat er zahlreiche neue Freunde gewonnen - und wer vor einem Testkauf zurückschreckt, darf sich nun auf TV überzeugen lassen. Also, DVD-Rekorder angeschmissen und programmiert! ;)
Keoma ist ein flirrender, stark stilisierter und zuweilen geradezu gotisch angehaucht wirkender Italowestern wie zugleich ein Abgesang auf das Subgenre und dessen letztes wirklich großes Werk (ein Jahr später folgte noch der ebenfalls sehr goutierbare Mannaja, der allerdings an einigen, sehr deutlichen Anlehnungen an Castellaris Werk leidet und somit etwas "hinterhergeschoben" wirkt). Eine Oper im Stil der renommierten (und weit abseits der üblichen italienischen Westernproduktion situierten) Leone-Western darf freilich nicht erwartet werden, dafür sind sowohl Castellari als auch der maßgeblich an der Gestaltung beteiligte Nero viel zu sehr (wenn auch versierte) Handwerker, die nicht so sehr im großen Stil komponieren, sondern eher den schnellen ästhetischen Effekt suchen.
Unter Genreexperten galt der lange Zeit nur schwer erhältliche Film als wahrer Geheimtipp und eigentliche Perle im weiten Feld des großenteils von bloß routinierter Fließbandproduktion geprägten Italowestern. Mit seiner Veröffentlichung auf DVD durch Kinowelt vor wenigen Jahren hat er zahlreiche neue Freunde gewonnen - und wer vor einem Testkauf zurückschreckt, darf sich nun auf TV überzeugen lassen. Also, DVD-Rekorder angeschmissen und programmiert! ;)
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Thema: TV-Tipps
01. Oktober 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Am 07. Oktober zeigt der Privatsender Tele 5 um 23.50 den Gewaltfilm Funny Games, eine ganz persönliche Michael Haneke Idiosynkrasie Revue. Den Film sollte man sicher mal gesehen haben, aber in seinen seltsam wirren Grundannahmen vom Menschen und seiner Reflexionsbefähigung bitte nicht ernstnehmen. Der Grund, warum ich dennoch auf den Termin verweise, ist meine Annahme, dass Hanekes ideologisch ohnehin recht bizarrer Film aufgrund der Sendeumgebung nun von allerlei nicht minder bizarren Sexhotline-Reklametafeln unterbrochen werden wird. Und dies nun immerhin stelle ich mir - so als Gesambild, das sich da ergibt - auf sehr seltsame Weise amüsant vor.
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Thema: TV-Tipps
08. September 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Arte zeigt demnächst zwei Filme des indischen Auteurs Satyajit Ray:
Die taz portraitierte den Regisseur im September 2003 anlässlich einer Retrospektive im Kino Arsenal (der dazugehörige Programmtext ist offenbar leider nicht mehr online, schade).
Der Postmeister (Indien 1961)Sendetermin: 13. September, 00.30 (Wiederholung: 16. September 16.05)
Der junge Postbeamte Nandalal hat die Großstadt Kalkutta verlassen, um eine Stelle in einem kleinen abgelegenen Dorf anzunehmen. Dort wird er von dem Waisenmädchen Ratan versorgt, die für ihn wäscht, putzt und kocht. Schnell ist Nandalal von der dörflichen Einöde gelangweilt und beschließt, Ratan das Lesen und Schreiben beizubringen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Aber Nandalal zieht es zurück in die Großstadt.
In ruhigen Einstellungen und mit wenigen Dialogen erzählt "Der Postmeister" eindringlich vom Schicksal eines jungen Waisenmädchens, das in ihrer Aufopferung für ihren Herrn eine herbe Enttäuschung erfahren muss. Wie in den meisten Werken Satyajit Rays rückt auch hier der Widerstreit zwischen Tradition und Moderne, Land und Stadt, verschiedenen Lebensformen- und auffassungen in den Vordergrund.
Quelle
Das Musikzimmer (Indien 1958)Sendetermin: 14. September, 22.40 (Wiederholung: 17./27. September, je 15.15)
Indien in den 30er Jahren: Während sein bürgerlicher Nachbar Mahim den gesellschaftlichen Aufstieg feiert, muss der Adlige Huzur Biswambhar Roy den Niedergang seiner Familie und seines glanzvollen Lebens ertragen. Einsam und verarmt setzt er alles daran, ein letztes Mal die guten alten Zeiten wiederaufleben zu lassen.
Der Film entstand nach einer Kurzgeschichte des indischen Autors Tarashankar Banerjee und thematisiert den Niedergang der glanzvollen Herrschaft indischer Aristokratie im frühen 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der melancholischen Geschichte steht der Konflikt zwischen dem mit der Vergangenheit verhafteten Adel und dem aufstrebenden modernen Bürgertum. Zugleich ist "Das Musikzimmer" ein Dokument des Zusammenpralls zweier Kulturen - der altindischen und der europäischen. Die ausführlichen Musik- und Tanzeinlagen, die sich im Musikzimmer des indischen Adelsmannes abspielen, vermitteln einen tiefen Einblick in eine Epoche traditioneller indischer Kultur, die sich mit dem Untergang des Adelshauses Roy ihrem Ende zuneigt. Regisseur Satyajit Ray konnte für "Das Musikzimmer" die populärsten Sänger und Musiker der klassischen indischen Musikrichtung "Hindstani" gewinnen, was den Film zu einem Muss für Liebhaber dieses musikalischen Genres macht. Satyajit Ray wurde als Regisseur vor allem im Ausland geschätzt und in Indien aufgrund seiner "westlichen Tendenzen" kontrovers diskutiert. Zum Film kam er auf Umwegen. Nach einem Studium der Wirtschafts- und Geisteswissenschaften sowie der Bildenden Kunst arbeitete er als Layout-Künstler in einer britischen Werbeagentur. Dort hatte er 1955 nach der Illustration eines Buches die Idee zu seinem ersten Filmprojekt "Pather Panchali", das er selbst finanzierte. Das erfolgreiche Erstlingswerk war der Auftakt zu einer Trilogie, die Ray mit den Filmen "Aparajito" (1957) und "Apur Sansar" (1959) komplettierte. Ersterer fand weniger Anklang als "Pather Panchali" und Ray entschloss sich zur Herstellung eines kommerzielleren Films: "Das Musikzimmer". Mit seinen langen musikalischen Einlagen kommt dieser den Vorstellungen eines bengalischen Publikums entgegen und stellt einen frühen Vorreiter heutiger Bollywood-Produktionen dar, die sich ebenfalls durch fulminante Tanz- und Musiksequenzen auszeichnen. Allerdings verwandelte sich Rays Film in der Drehbuchphase von einer unterhaltsamen Story in eine ernste Geschichte, die sich, nachdem Ray in seinen ersten beiden Werken das Thema Armut bearbeitet hatte, dem anderen Ende der sozialen Schichten zuwandte. Der vielfach preisgekrönte Regisseur, der die indische Kinolandschaft mit knapp 40 eigenen Filmen bereicherte, starb 71-jährig im Jahre 1992.
Quelle
Die taz portraitierte den Regisseur im September 2003 anlässlich einer Retrospektive im Kino Arsenal (der dazugehörige Programmtext ist offenbar leider nicht mehr online, schade).
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Thema: TV-Tipps
Ein kleiner TV-Tipp für Film- und Kulturwissenschaftler und für Freunde des asiatischen Kinos.
Quelle: RTL
Termin: Heute abend, RTL, 00:35
10 vor 11
Kapitalistische Moderne und Intimität
Ein junger Mann in Japan erobert Frauen, mit denen er anschließend nichts anfangen kann. Darum geht es in dem Film von Shimizu JAPANISCHE MÄDCHEN AM HAFEN (1933). Eine Frau in Shanghai, einem Mafia-Boss unterworfen, ermöglicht ihrem Sohn die Schulkarriere, in dem sie sich Männern hingibt und strafbar macht. Das ist die Handlung des berühmten chinesischen Klassikers DIE GÖTTIN von Wu Yonggang mit Ruan Lingyu, der chinesischen Garbo (1934). Ein Star (Marlene Dietrich), der sich von einem reichen Mann (Cary Grant) aushalten lässt, liebt niemand so wie ihren Sohn: DIE BLONDE VENUS von Josef von Sternberg (1932). In die gleiche Reihe gehört der wunderbare Film von Max Ophüls über eine gefallene Frau, die ihrem Kind zu einem neuen Vater verhilft. Sie selbst geht in den Tod: OHNE MORGEN (1941).
Prof. Dr. Miriam Hansen, Filmhistorikerin an der Universität Chicago, über diese vier Filme. Die Filme bewegen sich an der Nahtstelle zwischen Stummfilm und Tonfilm. Sie behandeln den Einbruch der Moderne in eine traditionelle Gesellschaft. Ausgetragen wird dieser Riss des persönlichen Lebenslaufes in der Intimität, und die Wunden sind umso bitterer je selbständiger die Frauen sind, die so etwas aushalten müssen.
Miriam Hansen über den Einbruch der kapitalistischen Moderne in die Intimität.
Quelle: RTL
Termin: Heute abend, RTL, 00:35
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Thema: TV-Tipps
29. Juli 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Dass sich durch gezielte und konsequente Programmierung mit etwas erzieherischem Gestus auch bislang sträflich übersehene oder sich weitgehend in Spezialistenkreisen abspielende Filmkulturen auf breiter Basis erschließen lassen, hatte RTL2 im vergangenen Jahr am Beispiel Bollywood bewiesen. Seitdem dort an prominenter Stelle und mit viel Werbung angepriesen einige jüngere Vertreter des populären indischen Kinos zu sehen waren, fliegen einem die von Rapid Eye Movies herausgegebenen BollyDVDs nur so um die Ohren und erfreulicherweise platzieren sie sich auch noch regelmäßig auf den höheren Rängen der Verkaufscharts. Schade vielleicht alleine, dass Bollywood weitgehend auf DVD und nur zu selten im Kino stattfindet - aber vielleicht wird das ja noch.
Ob eine nun still und heimlich programmierte ZDF-Reihe zum allgemein asiatischen Kino (das meint in diesem Falle die üblichen Verdächtigen, also Hongkong, Japan, China und Korea) ähnliche Resultate zeitigen wird, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen sind vielleicht nicht die schlechtesten: Wie eine verantwortliche Redakteurin gerade im Gespräch auf DeutschlandradioKultur Auskunft gab, hatte man als vierköpfiges Team in zwei Jahren über 200 Filme für die Reihe gesichtet und aus diesen eine kleine Handvoll ausgewählt. Dies weckt Hoffnungen, welche die Filmauswahl jedoch, soviel sei schon verraten, letzten Endes nicht recht erfüllt. Jedenfalls, heute abend um 23:00 war der Beginn der auf 10 Filme angelegten Reihe und leider zeigte man zu diesem Zweck nun aber ausgerechnet erst mal Rumble in the Bronx mit Jackie Chan, der nun eher ein auf den Westen zugeschnittenes Klischeebild eines Hongkongfilms darstellt, darüber hinaus hinreichend bekannt ist und schon sehr oft im TV gezeigt wurde. Kein gelungener Einstieg, ehrlich gesagt, zumal wenn man auf die Reihe überhaupt erst aufmerksam machen will.
Diese geht so richtig überhaupt erst im August los, dann aber sehr schubweise. Erfreulicherweise handelt es sich bei den meisten um deutsche Erstausstrahlungen. Die Filme und ihre Termine im Einzelnen:
4. August, 23.00 Uhr:
Jagd am Limit (=Tube; Südkorea 1995) [Programmtext]
6. August, 23.20 Uhr:
Nur der Tod ist kälter (=Whiteout, Japan 2000) [Programmtext]
12. August, 22.45 Uhr:
Der Fluch des dunklen Sees (=The Legend of the Evil Lake, Südkorea 2003) [Programmtext]
13. August, 23.55 Uhr:
Showdown in Seoul (=Seoul, Japan 2002) [Programmtext]
19. August, 22.45 Uhr:
Infernal Affairs - Die achte Hölle (Hongkong 2002) [Programmtext]
20. August, 23.50 Uhr:
Infernal Affairs - Abstieg in die achte Hölle (=Infernal Affairs 2, Hongkong 2003) [Programmtext]
26. August, 22.50 Uhr:
Ein heldenhaftes Duo (=Heroic Duo, Hongkong 2003) Programmtext]
27. August, 23.50 Uhr:
Das Geheimnis des Meisters (=Bichunmoo, Südkorea / VR China 2000) [Programmtext]
27. August, 01.35 Uhr:
The East is Red - Die Rache des Meisters (=China Swordsman 2, Hongkong 1993) [Programmtext]
Weiterhin bietet die Website des Senders einen allgemeinen Überblick über das asiatische Kino, sowie Specials zu Südkorea, Hongkong und Japan. Jeweils keine sonderlich tiefgründigen Texte, aber zumal für Neulinge als erster Kompass sicherlich erst mal brauchbar.
Zur Reihe selbst: Ich bin eher etwas zwiegespalten. Der eingangs erwähnte Aufwand - 200 Filme in 2 Jahren - ist zunächst einmal enorm und sollte deshalb auch eigentlich in einer besser zusammengestellten Reihe resultieren. Dabei ist diese an und für sich zunächst nicht unbedingt verkehrt, letzten Endes wirkt sie aber doch nur wie aus der Videothek an der nächsten Ecke zusammengestellt: In der Tat sind nahezu alle Filme, zum Teil auch schon seit einiger Zeit, in Deutschland auf DVD erhältlich. Mit dem auf DeutschlandradioKultur vollmundig verkündetem Anspruch, Filme zu zeigen, die nicht exportiert würden, lässt sich dies nur mit einiger Verrenkung unter konsequenter Nicht-Beachtung des allerdings boomenden hiesigen DVD-Sektors in Einklang bringen - und oft genug ist es eben (wie sich auch, zumindest ein klein wenig an der Reihe selbst nachvollziehen lässt) doch auch nur das sichere Geschäft, das als Lizenz eingekauft und via DVD importiert wird. Die hiesigen DVD-Anbieter dürfte diese Werbung zwar freuen (und es würde doch sehr mit dem Teufel zugehen, wenn man bei der Zusammenstellung nicht einen guten Draht zu den einzelnen Firmen gehabt hätte...), aber etwas mehr Wagemut zum bislang wirklich noch nicht Erschlossenen wäre doch einfach auch sehr schön gewesen.
Andererseits: Den Plänen der DVD-Anbieter dürfte es arg zuwider laufen, dass man dann doch nicht von der typisch deutschen Unsitte ablassen konnte, den Filmen irgendwelche germanischen Fantasienamen aufzudrücken. Nur der Tod ist kälter, soviel Groschenheft-Vagabundentum hat man seit den seligen Italowesternzeiten in der hiesigen Verleihtitelgebung nicht mehr erleben dürfen. Und wer sich von Bichunmoo begeistert zeigt, wird bei Amazon schnell enttäuscht werden: Zwar gibt es eine deutsche DVD des Films, doch da diese sinnigerweise unter dem internationalen Verleihtitel angeboten wird, dürfte der unbedarfte Eintippe der Wörter "Geheimnis des Meisters" schwer enttäuscht werden - auch vom üblichen Media-Markt-Nixmerker dürfte kaum zu erwarten sein, dass er ob dieser Titelanfrage umgehend die dazu passende DVD aus dem Regal fischt.
Ärgerlich letzten Endes auch das Zeitfenster. Im Radio kündigte besagte Redakteurin stolz an, die Filme würden zu recht normalen Zeiten gezeigt. 23 bis 24 Uhr mag für eine Kulturredaktion, die zwei Jahre lang dafür bezahlt wird, asiatische Filme zu sichten, eine normale Zeit sein - für mich selbst entspricht das vom Gefühl her "später Nachmittag" -, für den normalen Zuschauer hingegen ist um die Zeit mal eher schon allgemeiner Sendeschluß angesagt. Warum ein derart engagiertes Projekt keinen Posten in der Prime Time zugewiesen bekommt, ist mir ehrlich gesagt schlicht nicht begreiflich. Um diese Uhrzeit schalten höchstens die sowieso schon kundigen Spezialisten ein und dazu noch im einstelligen Prozentbereich ein paar interessierte Wagemutige.
Wie auch immer. Grundsätzlich ist ein solches Engagement überhaupt erst einmal zu loben, sicher. Dass ein paar Leute im besten Sinne hängen bleiben, wäre wünschenswert. Den üblicherweise eher in kleineren Seen fischenden Lizenzeinkäufer unter den DVD-Anbietern, die asiatisches Kino in ihrem Programm berücksichtigen, ist eine kleine Sales-Spritze natürlich nur zu gönnen. Es ist nur, ach, ... ... zwei Jahre Aufwand, und am Ende ist die Schnittmenge doch nur bloß ein Stapel DVDs aus der nächsten Videothek. Das schmeckt schon nach ungenutzter Gelegenheit, eigentlich.
Trotzdem: Allen Interessierten und Neulingen in Sachen Asien: Viel Spaß beim Entdecken!
Ob eine nun still und heimlich programmierte ZDF-Reihe zum allgemein asiatischen Kino (das meint in diesem Falle die üblichen Verdächtigen, also Hongkong, Japan, China und Korea) ähnliche Resultate zeitigen wird, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen sind vielleicht nicht die schlechtesten: Wie eine verantwortliche Redakteurin gerade im Gespräch auf DeutschlandradioKultur Auskunft gab, hatte man als vierköpfiges Team in zwei Jahren über 200 Filme für die Reihe gesichtet und aus diesen eine kleine Handvoll ausgewählt. Dies weckt Hoffnungen, welche die Filmauswahl jedoch, soviel sei schon verraten, letzten Endes nicht recht erfüllt. Jedenfalls, heute abend um 23:00 war der Beginn der auf 10 Filme angelegten Reihe und leider zeigte man zu diesem Zweck nun aber ausgerechnet erst mal Rumble in the Bronx mit Jackie Chan, der nun eher ein auf den Westen zugeschnittenes Klischeebild eines Hongkongfilms darstellt, darüber hinaus hinreichend bekannt ist und schon sehr oft im TV gezeigt wurde. Kein gelungener Einstieg, ehrlich gesagt, zumal wenn man auf die Reihe überhaupt erst aufmerksam machen will.
Diese geht so richtig überhaupt erst im August los, dann aber sehr schubweise. Erfreulicherweise handelt es sich bei den meisten um deutsche Erstausstrahlungen. Die Filme und ihre Termine im Einzelnen:
4. August, 23.00 Uhr:
Jagd am Limit (=Tube; Südkorea 1995) [Programmtext]
6. August, 23.20 Uhr:
Nur der Tod ist kälter (=Whiteout, Japan 2000) [Programmtext]
12. August, 22.45 Uhr:
Der Fluch des dunklen Sees (=The Legend of the Evil Lake, Südkorea 2003) [Programmtext]
13. August, 23.55 Uhr:
Showdown in Seoul (=Seoul, Japan 2002) [Programmtext]
19. August, 22.45 Uhr:
Infernal Affairs - Die achte Hölle (Hongkong 2002) [Programmtext]
20. August, 23.50 Uhr:
Infernal Affairs - Abstieg in die achte Hölle (=Infernal Affairs 2, Hongkong 2003) [Programmtext]
26. August, 22.50 Uhr:
Ein heldenhaftes Duo (=Heroic Duo, Hongkong 2003) Programmtext]
27. August, 23.50 Uhr:
Das Geheimnis des Meisters (=Bichunmoo, Südkorea / VR China 2000) [Programmtext]
27. August, 01.35 Uhr:
The East is Red - Die Rache des Meisters (=China Swordsman 2, Hongkong 1993) [Programmtext]
Weiterhin bietet die Website des Senders einen allgemeinen Überblick über das asiatische Kino, sowie Specials zu Südkorea, Hongkong und Japan. Jeweils keine sonderlich tiefgründigen Texte, aber zumal für Neulinge als erster Kompass sicherlich erst mal brauchbar.
Zur Reihe selbst: Ich bin eher etwas zwiegespalten. Der eingangs erwähnte Aufwand - 200 Filme in 2 Jahren - ist zunächst einmal enorm und sollte deshalb auch eigentlich in einer besser zusammengestellten Reihe resultieren. Dabei ist diese an und für sich zunächst nicht unbedingt verkehrt, letzten Endes wirkt sie aber doch nur wie aus der Videothek an der nächsten Ecke zusammengestellt: In der Tat sind nahezu alle Filme, zum Teil auch schon seit einiger Zeit, in Deutschland auf DVD erhältlich. Mit dem auf DeutschlandradioKultur vollmundig verkündetem Anspruch, Filme zu zeigen, die nicht exportiert würden, lässt sich dies nur mit einiger Verrenkung unter konsequenter Nicht-Beachtung des allerdings boomenden hiesigen DVD-Sektors in Einklang bringen - und oft genug ist es eben (wie sich auch, zumindest ein klein wenig an der Reihe selbst nachvollziehen lässt) doch auch nur das sichere Geschäft, das als Lizenz eingekauft und via DVD importiert wird. Die hiesigen DVD-Anbieter dürfte diese Werbung zwar freuen (und es würde doch sehr mit dem Teufel zugehen, wenn man bei der Zusammenstellung nicht einen guten Draht zu den einzelnen Firmen gehabt hätte...), aber etwas mehr Wagemut zum bislang wirklich noch nicht Erschlossenen wäre doch einfach auch sehr schön gewesen.
Andererseits: Den Plänen der DVD-Anbieter dürfte es arg zuwider laufen, dass man dann doch nicht von der typisch deutschen Unsitte ablassen konnte, den Filmen irgendwelche germanischen Fantasienamen aufzudrücken. Nur der Tod ist kälter, soviel Groschenheft-Vagabundentum hat man seit den seligen Italowesternzeiten in der hiesigen Verleihtitelgebung nicht mehr erleben dürfen. Und wer sich von Bichunmoo begeistert zeigt, wird bei Amazon schnell enttäuscht werden: Zwar gibt es eine deutsche DVD des Films, doch da diese sinnigerweise unter dem internationalen Verleihtitel angeboten wird, dürfte der unbedarfte Eintippe der Wörter "Geheimnis des Meisters" schwer enttäuscht werden - auch vom üblichen Media-Markt-Nixmerker dürfte kaum zu erwarten sein, dass er ob dieser Titelanfrage umgehend die dazu passende DVD aus dem Regal fischt.
Ärgerlich letzten Endes auch das Zeitfenster. Im Radio kündigte besagte Redakteurin stolz an, die Filme würden zu recht normalen Zeiten gezeigt. 23 bis 24 Uhr mag für eine Kulturredaktion, die zwei Jahre lang dafür bezahlt wird, asiatische Filme zu sichten, eine normale Zeit sein - für mich selbst entspricht das vom Gefühl her "später Nachmittag" -, für den normalen Zuschauer hingegen ist um die Zeit mal eher schon allgemeiner Sendeschluß angesagt. Warum ein derart engagiertes Projekt keinen Posten in der Prime Time zugewiesen bekommt, ist mir ehrlich gesagt schlicht nicht begreiflich. Um diese Uhrzeit schalten höchstens die sowieso schon kundigen Spezialisten ein und dazu noch im einstelligen Prozentbereich ein paar interessierte Wagemutige.
Wie auch immer. Grundsätzlich ist ein solches Engagement überhaupt erst einmal zu loben, sicher. Dass ein paar Leute im besten Sinne hängen bleiben, wäre wünschenswert. Den üblicherweise eher in kleineren Seen fischenden Lizenzeinkäufer unter den DVD-Anbietern, die asiatisches Kino in ihrem Programm berücksichtigen, ist eine kleine Sales-Spritze natürlich nur zu gönnen. Es ist nur, ach, ... ... zwei Jahre Aufwand, und am Ende ist die Schnittmenge doch nur bloß ein Stapel DVDs aus der nächsten Videothek. Das schmeckt schon nach ungenutzter Gelegenheit, eigentlich.
Trotzdem: Allen Interessierten und Neulingen in Sachen Asien: Viel Spaß beim Entdecken!
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Thema: TV-Tipps
Arte zeigt am Freitag, den 08.April, um 23:25 Uhr David Cronenbergs frühes Meisterwerk des modernen Horrorfilms Shivers (D.: Parasiten-Mörder). Der Programmtext:
In einem Apartmentkomplex in Montreal gerät ein wissenschaftliches Experiment außer Kontrolle. Einer jungen Frau wurden genmanipulierte Parasiten eingepflanzt, die die Funktion eines erkrankten Organs übernehmen sollten. Doch die Parasiten entwickeln extrem stimulierende Nebenwirkungen. Es kommt zu sexuellen Exzessen, die für eine Reihe von Hausbewohnern tödlich enden.
Was sich auf dem Papier als trashiger Horrorquark liest, entpuppt sich als zwar deutlich dem Exploitation-Kino zuzurechnender Beitrag zum Genre, der allerdings auf subtextueller Ebene manchen komplexen Kommentar zu sozialen und psychoanalytischen Diskursen in sich birgt (und ja, einem intellektuellen Filmemacher wie David Cronenberg traue ich das gut zu, dass da Intention dahinter steckt).
Einem aufgeschlossenen, epxerimentierfreudigen Publikum wird diese seltene Möglichkeit zur Sichtung dringend empfohlen. Die Schlusssequenz zählt im übrigen zu meinen ganz persönlichen besten Gänsehautmomenten der Filmgeschichte.
In einem Apartmentkomplex in Montreal gerät ein wissenschaftliches Experiment außer Kontrolle. Einer jungen Frau wurden genmanipulierte Parasiten eingepflanzt, die die Funktion eines erkrankten Organs übernehmen sollten. Doch die Parasiten entwickeln extrem stimulierende Nebenwirkungen. Es kommt zu sexuellen Exzessen, die für eine Reihe von Hausbewohnern tödlich enden.
Was sich auf dem Papier als trashiger Horrorquark liest, entpuppt sich als zwar deutlich dem Exploitation-Kino zuzurechnender Beitrag zum Genre, der allerdings auf subtextueller Ebene manchen komplexen Kommentar zu sozialen und psychoanalytischen Diskursen in sich birgt (und ja, einem intellektuellen Filmemacher wie David Cronenberg traue ich das gut zu, dass da Intention dahinter steckt).
Einem aufgeschlossenen, epxerimentierfreudigen Publikum wird diese seltene Möglichkeit zur Sichtung dringend empfohlen. Die Schlusssequenz zählt im übrigen zu meinen ganz persönlichen besten Gänsehautmomenten der Filmgeschichte.
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Thema: TV-Tipps
31. März 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Am 06. April zeigt der WDR Shinya Tsukamotos hierzulande leider nur wenig beachteten (und wenn doch, dann meist mit katastrophalem Ergebnis: Ich erinnere an die schauderhafte "Kritik" von Thomas Venker im Intro, der - typisch Poplinke: von allem ein kleines bisschen Parolewissen, von nichts aber Ahnung - hier anhand irgendwelcher dahergewusster Vokabel-Bausteine aus der Gender-Theorie eine verwässerte Ideologiekritik zusammenkloppte und damit eigentlich nur einer seriösen Genderforschung Holzscheite in den Weg legte, am Film selbst aber sensationell vorbeischoss ...) Film A Snake of June.
Der WDR-Programmtext:
Kunst und Sexploitation aus Japan: Shinya Tsukamoto genießt in Kultkreisen einen legendären Ruf mit schockierenden Bildern, die über Lynch und Cronenberg hinausgehen.
Die Psychologin Rinko versucht, Selbstmordkandidaten vom Sinn des Lebens zu überzeugen, dabei verliert ihre eigene Ehe allen Sinn, in der sie mit Shigeko kalt und gefühllos nebeneinanderher lebt. Eines Tages erhält sie Fotos von sich selbst - in Momenten vermeintlicher Intimität, allein mit ihren sexuellen Obsessionen. Es folgen Anrufe eines Voyeurs, der sie zu sadistischen Spielen zwingt. Er schickt sie im Minirock mit ferngesteuertem Vibrator auf eine Tour de Force durch öffentliche Toiletten und U-Bahnhöfe Tokios.
Eine kalte blau-monochrome Großstadthölle im Dauerregen, klaustrophobische Angst, geschwürartige Verwachsungen von Menschen und Objekten, Mensch-Maschine-Metamorphosen, zwanghafte Phantasien um eine Fotokamera, aufgeladene sexuelle Symbolik, Triebsublimierung, implodierende Normalität. Der Regisseur Shinya Tsukamoto hat seine Film selbst geschrieben, fotografiert, geschnitten und produziert und spielt auch den Fotografen, der als "Peeping Tom" alles ins Rollen bringt.
Zugegeben: Der Film mag nicht jedermanns Sache sein. Eine Empfehlung wird aber dennoch dringend ausgesprochen!
Der WDR-Programmtext:
Kunst und Sexploitation aus Japan: Shinya Tsukamoto genießt in Kultkreisen einen legendären Ruf mit schockierenden Bildern, die über Lynch und Cronenberg hinausgehen.
Die Psychologin Rinko versucht, Selbstmordkandidaten vom Sinn des Lebens zu überzeugen, dabei verliert ihre eigene Ehe allen Sinn, in der sie mit Shigeko kalt und gefühllos nebeneinanderher lebt. Eines Tages erhält sie Fotos von sich selbst - in Momenten vermeintlicher Intimität, allein mit ihren sexuellen Obsessionen. Es folgen Anrufe eines Voyeurs, der sie zu sadistischen Spielen zwingt. Er schickt sie im Minirock mit ferngesteuertem Vibrator auf eine Tour de Force durch öffentliche Toiletten und U-Bahnhöfe Tokios.
Eine kalte blau-monochrome Großstadthölle im Dauerregen, klaustrophobische Angst, geschwürartige Verwachsungen von Menschen und Objekten, Mensch-Maschine-Metamorphosen, zwanghafte Phantasien um eine Fotokamera, aufgeladene sexuelle Symbolik, Triebsublimierung, implodierende Normalität. Der Regisseur Shinya Tsukamoto hat seine Film selbst geschrieben, fotografiert, geschnitten und produziert und spielt auch den Fotografen, der als "Peeping Tom" alles ins Rollen bringt.
Zugegeben: Der Film mag nicht jedermanns Sache sein. Eine Empfehlung wird aber dennoch dringend ausgesprochen!
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Thema: TV-Tipps
27. Januar 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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lol