Dienstag, 4. Januar 2005
Thema: Kinokultur
Von charmides via Mail der Hinweis auf diese interessante Newsmeldung auf heise.de:

"Während sich die Filmindustrie für den Kampf gegen Bittorrent rüstet, entdecken Independent-Filmer das Internet als Distributionsweg. Der Film Route 66 -- ein amerikanischer albTraum wurde Ende Dezember unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht und steht zum kostenlosen Download bereit.

Die Filmbeschreibung ist eher konventionell: Drei naive Jungs aus Sachsen träumen von Hollywood und begeben sich mit einem 30 Jahre alten Straßenkreuzer auf den Abenteuer-Trip durch die USA. Die Idee zum kostenlosen Verbreiten des Films unter der Creative-Commons-Lizenz ist aus der Not geboren: Kein Filmverleih zeigte an dem fertig abgedrehten Streifen Interesse und die Fernsehsender winkten ab. Auch die Teilnahme an Filmfestivals erschien den Machern nicht als der richtige Weg. Eine eBay-Auktion, bei der eine Widmung des Films versteigert wurde, brachte 150 Euro ein. So veröffentlichten die Filmemacher vom VEB Film in Leipzig den Film über das Internet."


Komplette Meldung hier.

Die offizielle Website des Films mit Downloadmöglichkeit, aber auch mit Torrent-Files, die es ermöglichen den Film peer2peer zu ergattern, ohne dabei die Traffic-Kosten für die Anbieter explodieren zu lassen, findet sich hier (Zaunpfahl: Hey, dort gibt's ja Sponsorenlinks...)


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Geschichten aus dem Alltag, Figuren zwischen Resignation, Aggression und Emotion, in Familienkonflikten und Liebesgeschichten. Für die nunmehr vierte Ausgabe der Programmsektion Perspektive Deutsches Kino zeichnet sich bereits jetzt eine Vorliebe junger Filmemacher für die Herausforderungen und Nuancen der deutschen Realität ab. "Die Spannbreite der Themen und Typen in diesen Filmen reicht von Hartz bis Herz. Das, worum es geht, ist immer echt - egal, ob es sich um Geldsorgen handelt oder um Gefühlsausbrüche", kommentiert Sektionsleiter Alfred Holighaus den Trend der fünf bisher ausgewählten Filme der Reihe.

Gleich zwei Spielfilme stellen die Beziehung zwischen Vater und Sohn in den Mittelpunkt, um sich dann in völlig unterschiedliche Richtungen zu entwickeln. Während in Netto, einem tragikomischen Hochschulfilm von Robert Thalheim an der HFF Potsdam, die Rollen zwischen Erzieher und Erzogenem vorübergehend getauscht werden, sortiert sich in Das Lächeln der Tiefseefische von Till Endemann die Familie durch den Konflikt der Generationen neu.

Von fataler Bindungslosigkeit erzählt Blackout, der 30minütige Spielfilm des Berliner dffb-Studenten Maximilian Erlenwein. Der Gitarrist Tom Schulze zieht als Dr.Jekyll und Mr. Hyde der Berliner Szene durch den Film. Im Rausch wird der sensible Musiker zum brutalen Schläger und zerstört Beziehungen und Biografien - inklusive seiner eigenen.

Zwei Dokumentarfilme, die sich in völlig unterschiedlichen Milieus bewegen, wagen einen besonders intensiven Blick auf das Lebensgefühl und die Lebensumstände junger Menschen in diesem Land. Janine F. von Teresa Renn geht einem Fall nach, der nicht nur in der Berliner Kunstszene vor zwei Jahren für Aufregung und Entsetzen sorgte. Er untersucht den Selbstmord der Künstlerin Janine F. im Berliner Kulturzentrum Tacheles in Form von Gesprächen mit Hinterbliebenen zwischen Schuldbewusstsein und Ignoranz.

Was lebst du? von Bettina Braun erzählt - ebenfalls sehr persönlich - aus der Welt von vier muslimischen Freunden unterschiedlicher Nationalitäten in Köln.


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Wer ein Geheimnis hat, vertraue es einem Baumloch an und schließe dieses mit Lehm, damit es darin sicher verwahrt bleibe. Mit diesem Ritual entließ uns Wong Kar-Wai vor viel zu langen Jahren aus seinem bezaubernden In the Mood for Love. 2046, auf den man viel zu lange warten musste, beginnt nun mit einer langen Fahrt aus einem Loch hinaus und endet mit einer Fahrt wieder hinein. Eine Rahmung, die verdeutlicht: Es geht um Geheimnisse und ihren Ort. Der Film selbst erscheint als ein solches (und er bleibt es in vielerlei Hinsicht auch). Er handelt zudem von der erdrückenden Anwesenheit eines Geheimnisses. Und er handelt davon, wie man Geheimnisse versteckt. In Bildern, Literatur, Musik, in kleinen Gesten. Und nicht zuletzt: In Filmen.



2046 ist ohne Zweifel Wong Kar-Wais poetischster, sinnlichster Film. Mehr noch als der ebenfalls schon hochstilisierte Vorgänger, ist 2046 darum bemüht, ein großes, traumhaftes Bild zu zeichnen, ohne dabei aber in die Langeweile des Panoramas zu gehen. Vielmehr lenkt er Blicke auf Details, fragmentiert, trennt ab, lässt die Dinge im Diffusen verschwimmen. Auffällig oft sind die Bilder angeschnitten oder größtenteils von dunklen Flächen im unscharfen Vordergrund verdeckt. Kaum, dass eine souveräne Übersicht ermöglichende Perspektive gewährt wird. Entsprechend flirren auch Zeit und Raum: Erinnerung, gegenwärtige Geschehnisse, Traum, Fiktionalisierung, Visualisierung literarischer Ergüsse? 2046 verneint nicht selten eindeutige Antworten auf die Frage nach dem Status seiner Bilder. Mehr als jeder andere Film von Wong Kar-Wai will er zuallererst sinnlich erlebt werden (und das heißt: am besten im Kino): Kameraführung, Ausstattung, der emotional ungemein aufwühlende Soundtrack, die Montage und nicht zuletzt die äußeren Erscheinungen der Darsteller ergeben ein kinematographisches Amalgam von einer Intensität, wie man sie lange nicht mehr erleben konnte.



Schwierig, eine Handlung eigentlichen Sinne zu destillieren. Wir begegnen Chow Mo Wan (Tony Leung Chiu Wai) aus In the Mood for Love wieder, der sich, Jahre nach den Ereignissen aus dem vorangegangenen Film, als Boulevardjournalist und Autor leichter Erotikromane verdingt, während auf den Straßen Hongkongs die Aufstände der 60er Jahre toben. Die tragische Liebesgeschichte hat er nie verwunden: Er sucht schnelle, erotische Abenteuer, ist nach außen hin zwar zunächst charmant, aber bindungsunfähig. In einem Buch namens 2046 schreibt er sein Innerstes nieder und projiziert sich selbst in ein japanisches Alter Ego, das in einem Science-Fiction-Szenario in einem Zug durch die Zeit reist, ins Jahr 2046, wo alle Erinnerungen für immer verweilen. 2046, das ist auch die Nummer des Zimmers, in dem Maggie Cheungs Figur aus In the Mood for Love lebte, neben das Chow Mo Wan nun wieder eingezogen ist. Und wieder leben Frauen in diesem Zimmer, das Spiel der Liebe dreht erneut seine Runden, durchzogen allerdings von Chow Mo Wans Geheimnis, das unausgesprochen über jedem gescheiterten, leidenschaftlichen neuen Abenteuer schwebt. Ein diffuses, oft episodenhaftes Bild von der Liebe nach ihrer eigentlichen Unmöglichkeit, über zwar viele, letztens Endes aber nur zwei Menschen, von denen der eine jedoch im anderen Film geblieben ist.



Viele Miniaturen, mal größer, mal kleiner angelegte Entwürfe finden sich in diesem Film. Bis zuletzt und über den Wettbewerb von Cannes hinaus hat Wong Kar-Wai am Schnitt gesessen. Dass man das, wie die langjährige Produktionszeit, dem Film nicht ansehe, wäre glatt gelogen. Manch einen mag der daraus resultierende, fragmentarische Charakter des Films vor den Kopf stoßen, wie auch, dass er vieles unklar lässt. Wer darüber jedoch hinwegsehen, darin vielleicht sogar die poetische Stärke und nicht zuletzt seine Klugheit als Kommentar zu Liebe, Sex, dem ganzen Rest anerkennen kann, wer sich an den reizenden Details erfreuen und sich vor allem lustvoll darin versenken kann, der wird mit einem ungemein euphorisch stimmenden Filmerlebnis belohnt. Ein Meisterwerk, das der ungeheuren Erwartungshaltung nach In the Mood for Love, vor allem aber: nach den ersten Stimmen aus Cannes, mit Leichtigkeit begegnet.

Ab 13. Januar im Kino (Verleih: Prokino). Offizielle Website.
2046 (Hongkong/China 2004)
Regie/Drehbuch: Wong Kar-Wai; Kamera: Christopher Doyle, Kwan Pung-Leung, Lai Yiu-Fai; Schnitt: William Chang; Musik: Peer Raben, Shigeru Umebayashi
Mit: Tony Leung Chiu Wai, Li Gong, Takuya Kimura, Faye Wong, Ziyi Zhang, Carina Lau, Chen Chang, Wang Sum, Ping Lam Siu, Maggie Cheung, u.a.

web: mrqe | 2046-news auf monkeypeaches
filmtagebuch: wong kar-wai | 2046 | kino aus hongkong




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Dass der Fernsehratgeber nach viel zu vielen Monaten des Schweigens sich nun wieder als erfreulich aktiv erweist, das weiß ich ja schon was länger. Dennoch will hier rein pro forma noch meine Freude darüber zum Ausdruck bringen.


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Thema: literatur

Auf dem Flohmarkt auf dem Zionskirchplatz für wenig Geld erstanden, allem Anschein nach in der Originalfassung und gnädigerweise keine Jugendbuchversaubeutelung. Zudem mit den sehr schönen Illustrationen der französischen Erstausgabe. Nicht zuletzt auch wegen des spannenden Vortrags "Das Wunderbare und Geheimnisvolle. Anmerkungen zu einer unbekannten Moderne." von Natascha Adamowsky im Rahmen der Ringvorlesung "Berliner Kulturwissenschaft" (Programm als pdf hier) zugegriffen (und natürlich auch, weil ich mich mit der Abenteuer-/SciFi-Literatur des 19. Jahrhunderts ohnehin mal noch näher vertraut machen wollte).


Flohmarkt auf dem Boxhagener Platz, zum schmalen Preis in sehr gutem Zustand. Ich liebe diese monotonen Gedankengänge, diese Versuche, die Abscheu zu artikulieren, die doch nie artikulierbar ist. Überhaupt diese einzigartige Sprachvirtuosität.


"Und die Sonne geht auf, und die Erde geht unter, ganz oben steht der Mond. Und er schaut jeden Tag auf die Erde herunter, von seinem Blick bleibt nichts verschont." Für diese Zeilen aus seinem Song Der Mond liebe ich Rocko Schamoni (voller Text hier). In seinen Memoiren - ach herrje - erzählt er vom Leben als Punker in der tiefen schleswig-holsteinischen Provinz. Wie man in einem 300-Seelennest in den frühen 80ern Punker und Gesellschaftskritiker wird. Zwar bin ich ja nun in den 90ern groß geworden (und die Zäsur von 89/90 definierte auch den Punk dieser Dekade neu, exemplarisch hierfür halte man sich den Werdegang der Goldenen Zitronen vor Augen), aber dennoch ist das nah an meiner eigenen Biografie (und die ersten locker weggelesenen Seiten bestätigen dies). Bin schon sehr gespannt.


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Und wo wir schon dabei sind, ein schönes Fotoblog ist 18.Oktober, das frapp.ant bei den Minusvisionen aufgetan hat.


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Dieses flickr-Ding, über das man seit einiger Zeit bald hier, bald dort zu stolpern pflegt, muss ich mir nun auch mal genauer anschauen. Am Anfang dachte ich ja, das sei halt bloß so ein weiterer Fleck auf virtuellen Erden, wo man for free Bilder uppen könnte. Das ist an sich zwar redlich, kann imageshack aber auch.

Aber scheinbar ist das mehr, eher so eine Art sich walzend fortschreibendes Fotochronik-Blog der Webwelt. Man kann seine Bilder taggen und also durchforstbaren Themengruppen anschließen. Gestern nacht beispielsweise das Berlin-tag durchgeblättert, in der Hoffnung endlich mal digital vorweisbares meiner durchaus hübsch anzusehenden umgebenden Nachbarschaft zu finden, was leider nicht ganz ergiebig war (auch das tag Friedrichshain gibt es, ist auch sehr schön - Straßenkunst hauptsächlich -, manche Detailaufnahmen sogar nur wenige Schritte von der Wohnung entfernt, aber solche semi- bis nicht-legalen Hausverzierungen, wie sie dort zu sehen sind, drücken nun kaum aus: "So lebe ich.")

Und dann gibt es da noch richtig tolle Sachen. Die Gruppe Found Photos beispielsweise, die einen Gedanken, mit dem ich seit einigen Monaten schwanger gehe, ohne ihn auch nur ansatzweise mal zu verwirklichen (nämlich - man kann sich's schon denken - alte, gefundene Fotos, nach Möglichkeit solche mit - bei aller Amateurhaftigkeit - ästhetischem Reiz, als eine Art "digitale Galerie" zusammenzustellen), als offene Gruppe in die Tat umsetzt. Mitmachen kann jeder und das Ergebnis ist allemal bezaubernd. (es gibt im übrigen auch andere schöne Websites, die sich diesem Thema widmen - Look At Me etwa -, nur sind diese halt noch klassische Websites, und entsprechend wenig anarchisch)

Jetzt brauche ich nur endlich mal sowas wie eine funktionierende, gute Webcam (@knoerer: Die damals überreichte habe ich leider nie zum Laufen gebracht, dennoch habe ich mich natürlich sehr gefreut). Scanner habe ich ja schon, fehlen nur wieder ordentliche Flohmärkte mit Fotokisten (im Winter prosperien sie, die Märkte, ja naturgemäß nicht sonderlich).


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Der Film Panzerkreuzer Potemkin (UdSSR 1925, Regie: Sergej Eisenstein) revolutionierte aufgrund seiner bahnbrechenden Montagetechnik die Filmkunst. Zum 20. Jahrestag der russischen Revolution von 1905 in nur drei Monaten gedreht, katapultierte der Film den 27-jährigen Sergej Eisenstein in die Riege der weltbesten Regisseure. Zum Welterfolg des Films hatte die für die deutsche Premierenfassung von 1926 komponierte Musik von Edmund Meisel entscheidend beigetragen. Die Überlieferungsgeschichte des Films ist eine Geschichte der Verstümmelungen; der Film selbst einer der spektakulärsten Zensurfälle der 1920er Jahre. Eine vollständige Kopie der russischen Premierenfassung des Films ist nicht erhalten.

80 Jahre nach der russischen Uraufführung und 100 Jahre nach den Ereignissen, von denen der Film handelt, wird der Film Panzerkreuzer Potemkin in einer neuen Rekonstruktion der russischen Premierenfassung vorgestellt. Diese schließt erstmals die Wiedereinfügung von russischen Zwischentiteln in ihrer originalen grafischen Gestalt sowie eines dem Film vorangestellten Mottos von Leo Trotzki ein. Korrigiert wurden u.a. auch die durch die Bearbeitungen und Zensur verursachten Umstellungen und Schnitte der berühmten Treppensequenz.

Für die rekonstruierte Fassung des Films wurde Edmund Meisels Musik von Helmut Imig mit dramaturgischer Beratung von Lothar Prox neu bearbeitet. Bei den Stummfilmaufführungen mit Orchesterbegleitung am 12. und 13. Februar 2005 spielt das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter dem Dirigat von Helmut Imig.

Das Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes wird unter Gesamtleitung der Stiftung Deutsche Kinemathek realisiert (Projektkoordination: Anna Bohn). Die Rekonstruktion des Films erfolgt unter Leitung von Enno Patalas und mit Unterstützung des Bundesarchiv-Filmarchivs, Berlin und des British Film Institute, London.

Die Aufführung des Films findet als Sonderveranstaltung der Retrospektive anlässlich der 55. Internationalen Filmfestspiele Berlin am 12. und 13. Februar in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz statt.


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Thema: Kinokultur
"In einer bislang einmaligen Aktion werden an diesem Wochenende die Constantin Film AG sowie die Kinos der CinemaxX- und CineStar-Gruppe Geld für eine Spende an die "Aktion Deutschland hilft" zusammentragen. Von allen zwischen Donnerstag, 30.12., und Sonntag, 02.01. verkauften Eintrittskarten für den Film "ALEXANDER" werden 50 Cent pro Karte gespendet.

Der Film mit den Hauptdarstellern Colin Farrell und Angelina Jolie startete bundesweit am 23.12. und soll nun dazu beitragen, dass unkompliziert, schnell und pragmatisch gespendet wird. Ebenso wie die Kinobetreiber spendet auch der Verleih des Films, die Constantin Film AG, einen Teil der Einnahmen.

Constantin - Vorstand Thomas Peter Friedl: "Wenn man die Bilder der Katastrophe in Asien gesehen hat, möchte man einfach schnell und effektiv helfen. Wir sind froh, dass wir mit unserer Top-Produktion "ALEXANDER" so schnell reagieren können und mit Kinos der CinemaxX- und der CineStar-Gruppe bundesweit Partner für diese Spendenaktion gefunden haben. Wir würden uns wünschen, dass dieses Beispiel auch andere Branchen inspiriert und gemeinsam etwas für die Opfer und den Wiederaufbau getan wird." Die Kinogäste zahlen für die Vorstellungen die regulären Eintrittspreise - es wird also kein Spendenzuschlag erhoben."


Pressemitteilung von Constantin vom 29.12.2004.

Nein, ich will nicht unken. Aber das klingt (vor allem mit "Teil der Einnahmen") überdeutlich nach der Politur eines landauf, landab verschrieenen Kassengiftfilms (zumal es um einiges komplizierter sein dürfte, für ein paar Cent Spende ins Kino zu gehen und den Ertrag abrechnen und überweisen zu lassen, im Gegensatz etwa zur schnellen Überweisung via Online- oder Telefonbanking).

Aber nun gut, vielleicht ist es ja wirklich nur gut gemeint (gewesen).


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Zu später Stunde beim Mail-Aufräumen (man findet sich vor lauter Spammern und Werbemails kaum mehr zurecht) findet sich doch glatt noch ein nachgereichtes Weihnachtsgeschenk: Die Bestätigung meiner Berlinale-Akkreditierung, auf die ich schon ein paar Tage (und deshalb auch mit Sorge) warte. Meine dritte akkreditierte schon und wie immer freue ich mir schon jetzt tierisch ein Loch in den Bauch. Februar in Berlin - die schönste Jahreszeit!

Kritiken/Eindrücke gibt's dann vermutlich ab Ende Januar, wenn die ersten Pressevorführungen aus dem Forum und dem Panorama laufen (die Wettbewerbsfilme werden auch den Presseleuten erst wenige Stunden vor den offiziellen Screenings kredenzt) demnächst bei meinem Auftraggeber F.LM - Texte zum Film und hier im Weblog. Wie im Vorjahr auch wieder mit Thomas Reuthebuch zusammen. Nachteil der Entdeckung: Wollte jetzt eigentlich mal endlich ins Bett, daraus wird nun nichts; viel zu aufgeregt vor Freude.


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Thema: good news
Habe nun keine Ahnung, ob das was neues, also quasi von mir entdecktes ist, oder ob ich hier alte Socken von hinter dem Bettkasten hervorhole. Jedenfalls, der zuverlässige (!) Hongkonger DVD-Versand http://www.dddhouse.com führt in seiner Liste mit den zahlreichen Shaw-Brothers-Reissues auch einige DVDs für kaum schlagbar günstige 35 Hongkong-Dollar an (etwa 3,30 Euro, stückzahlabhängiges Porto kommt noch hinzu, Kostenpunkt pro DVD dann in etwa 5,50 bis 6,00 Euro). Nicht viele Titel zwar, aber immerhin. Unter Zuhilfenahme von Besprechungen auf http://www.kungfucinema.com (eine im übrigen sehr kompetente Site für Genrekino aus Fernost) habe ich mich entschieden für:
  • The Lizard von Chor Yuen und mit den alten Haudegen Yueh Hua und Lo Lieh (Kritik hier, und Hongkong-Fachmann -MAERZ- schrieb auf jump-cut.de mal ein sehr schönes Yuen-Portrait, ein anderes findet sich in der aktuellen Ausgabe der Splatting Image)
  • The Anonymous Heroes von Großmeister Chang Cheh, der hier die beiden Superstars David Chiang und Ti Lung erneut vor die Kamera holt (Kritik)
  • Big Brother Cheng, dessen Trailer ich noch als überaus Klasse in Erinnerung hatte und die Kritik stützt diesen Eindruck mit jeder Silbe.

    Kein schlechter Deal, würde ich sagen, und mein seit einiger Zeit sträflich unterversorgtes Shaw-Segment im DVD-Regal bekommt endlich mal wieder etwas Zuwachs. Was sonst so im Filmtagebuch zu den Shaw Brothers zu lesen ist, kann man hier nachschauen. (in der Ausgabe vom 03.Dezember '04 des Branchenblatts Screen Daily gibt's im übrigen auch ein mehrseitiges Portrait des Studios).


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    02.01.2005, Kino Arsenal

    Warum, frage ich mich während der Vorführung, spielt dieser in den USA entstandene Film eigentlich in Wien? Die Stadt dient weder als Kulisse, noch wären die Figuren (für meinen Begriff) "typische Wiener". Ich überlege kurz, und komme auf einen Gedanken, der mir gefällt, der nicht unbedingt Gültigkeit besitzen muss, mit dem ich mich aber gut arrangieren kann: Wien ist so sehr die Stadt des Walzers, dass der berühmteste sogar nach ihr benannt ist. Und wie beim Walzer sich alles im Kreise dreht, wie der Rhythmus ganz im Vordergrund steht, wie Leichtigkeit und Charme diesen Tanz umgibt, aber auch immer eine Prise Ironie, wie schlußendlich auch das Spiel mit der Maske und Fassade zum Walzer gehört und man letzten Endes nie wirklich wissen kann, wer nun eigentlich geführt hat, so gilt dies auch in Gänze für Lubitschs wunderbaren Film.

    Und später, nach dem Kino, schaue ich nach, was andere schreiben und stoße, natürlich, auf Ekkehard Knörers Kritik und darin sieht er eigentlich ein Ballet in diesem Film, das ist nicht weit und deshalb freue ich mich.

    Schön ist auch, wie der Film mit der Nahaufnahme arbeitet, wie sich über kleine Veränderungen im Gesichtsausdruck der Schauspieler Witz entwickelt (sich kräuselnde Lippen, Stirnfalten, die sich leicht aufzutürmen beginnen, und dergleichen), wie eine schnell eingeschnittene Pistole am Boden den Raum ganz verändert, eine Stola schließlich auch, die am Fuße, vom Geher unbemerkt, hängen bleibt. Wie darüber die seltenen Zwischentitel (aber auch sie im übrigen: Pointiert!) oft schon gar nicht mehr vermisst werden, weil alles sich im Bild und über die Montage erzählt. Im besten Sinne: Film mit Pfiff.

    web: imdb | mrqe | lubitsch: tv-termine
    filmtagebuch: magical history tour


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