Thema: TV-Tipps
Arte zeigt am Freitag, den 08.April, um 23:25 Uhr David Cronenbergs frühes Meisterwerk des modernen Horrorfilms Shivers (D.: Parasiten-Mörder). Der Programmtext:
In einem Apartmentkomplex in Montreal gerät ein wissenschaftliches Experiment außer Kontrolle. Einer jungen Frau wurden genmanipulierte Parasiten eingepflanzt, die die Funktion eines erkrankten Organs übernehmen sollten. Doch die Parasiten entwickeln extrem stimulierende Nebenwirkungen. Es kommt zu sexuellen Exzessen, die für eine Reihe von Hausbewohnern tödlich enden.
Was sich auf dem Papier als trashiger Horrorquark liest, entpuppt sich als zwar deutlich dem Exploitation-Kino zuzurechnender Beitrag zum Genre, der allerdings auf subtextueller Ebene manchen komplexen Kommentar zu sozialen und psychoanalytischen Diskursen in sich birgt (und ja, einem intellektuellen Filmemacher wie David Cronenberg traue ich das gut zu, dass da Intention dahinter steckt).
Einem aufgeschlossenen, epxerimentierfreudigen Publikum wird diese seltene Möglichkeit zur Sichtung dringend empfohlen. Die Schlusssequenz zählt im übrigen zu meinen ganz persönlichen besten Gänsehautmomenten der Filmgeschichte.
In einem Apartmentkomplex in Montreal gerät ein wissenschaftliches Experiment außer Kontrolle. Einer jungen Frau wurden genmanipulierte Parasiten eingepflanzt, die die Funktion eines erkrankten Organs übernehmen sollten. Doch die Parasiten entwickeln extrem stimulierende Nebenwirkungen. Es kommt zu sexuellen Exzessen, die für eine Reihe von Hausbewohnern tödlich enden.
Was sich auf dem Papier als trashiger Horrorquark liest, entpuppt sich als zwar deutlich dem Exploitation-Kino zuzurechnender Beitrag zum Genre, der allerdings auf subtextueller Ebene manchen komplexen Kommentar zu sozialen und psychoanalytischen Diskursen in sich birgt (und ja, einem intellektuellen Filmemacher wie David Cronenberg traue ich das gut zu, dass da Intention dahinter steckt).
Einem aufgeschlossenen, epxerimentierfreudigen Publikum wird diese seltene Möglichkeit zur Sichtung dringend empfohlen. Die Schlusssequenz zählt im übrigen zu meinen ganz persönlichen besten Gänsehautmomenten der Filmgeschichte.
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Thema: good news
Endlich! Wie Arno Meteling auf seiner Portfolio-Website mitteilt, ist der Tagungsband Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm (Bertz+Fischer Verlag) nach einigen Terminverschiebungen nun vor wenigen Tagen in den Druck gegangen und sollte also im Laufe des Monats vorliegen. Der von Julia Köhne, Arno Meteling und Ralph Kuschke herausgegebene Band versammelt die Beiträge der kulturwissenschaftlichen Tagung Bodies That Splatter des Graduiertenkollegs "Codierung von Gewalt im medialen Wandel" der Humboldt Universität zu Berlin, die im April vor 2 Jahren in der Akademie der Künste/Berlin stattfand. Zahlreiche internationale Film- und Kulturwissenschaftler haben sich hier mit dem kontroversen Subgenre (?) des Splatterfilms befasst und es von verschiedenen Warten aus zu fassen versucht. Zu Wort kommen u.a. die Herausgeber selbst, Harun Maye, Marcus Stiglegger, Stefan Höltgen, Drehli Robnik, Elisabeth Bronfen, Manfred Riepe, Judith Halberstam, Christoph Schlingensief (Gespräch), Jörg Buttgereit (Gespräch) und einige mehr.
Ich selbst habe den Eingangstext der Sektion "Splatterwerkstatt Deutschland" verfasst und mich dabei an einer kleinen Geschichte des hiesigen Splatterwesens versucht. Vorgestellt werden einige Filme, die Namen dahinter, die restriktiven Bedingungen, unter denen Splatter hierzulande nur möglich ist, und nicht zuletzt die verschiedenen "Schulen" der Splatterkunst - ein Schlingensief etwa lässt es anders krachen als ein Andreas Schnaas.
Das hier gezeigte Cover entspricht der aktualisierten Fassung.
Ich selbst habe den Eingangstext der Sektion "Splatterwerkstatt Deutschland" verfasst und mich dabei an einer kleinen Geschichte des hiesigen Splatterwesens versucht. Vorgestellt werden einige Filme, die Namen dahinter, die restriktiven Bedingungen, unter denen Splatter hierzulande nur möglich ist, und nicht zuletzt die verschiedenen "Schulen" der Splatterkunst - ein Schlingensief etwa lässt es anders krachen als ein Andreas Schnaas.
Das hier gezeigte Cover entspricht der aktualisierten Fassung.
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Thema: Weblogflaneur
06. April 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Das US-Branchenblatt Variety hostet seit neuestem (glaube ich jedenfalls, bin gerade erst drüber gestolpert) auch einige Weblogs. Und es sollen noch mehr hinzukommen, sofern sich Blogger finden. Sehr fein.
Als Blogs of Interest erscheinen mir:
Kaiju Shakedown - Variety's Blog on Asian Film by Grady Hendrix
Bags and Boards - The Trends, the Buzz and the Businnes of the Comic Book Industry by Tom McLean
Bei Kaiju Shakedown gibt es dann auch das Poster zu Election, dem neuen Film von Johnnie To, als Novität zu sehen. Was einigermaßen verwirrt, denn das Plakat lag auch schon zur Berlinale vor, als Backcover von Screen Daily nämlich. Aber offenbar hat es die Grafik bislang wohl wirklich nicht ins Netz geschafft. So sieht es jedenfalls aus:
Als Blogs of Interest erscheinen mir:
Kaiju Shakedown - Variety's Blog on Asian Film by Grady Hendrix
Bags and Boards - The Trends, the Buzz and the Businnes of the Comic Book Industry by Tom McLean
Bei Kaiju Shakedown gibt es dann auch das Poster zu Election, dem neuen Film von Johnnie To, als Novität zu sehen. Was einigermaßen verwirrt, denn das Plakat lag auch schon zur Berlinale vor, als Backcover von Screen Daily nämlich. Aber offenbar hat es die Grafik bislang wohl wirklich nicht ins Netz geschafft. So sieht es jedenfalls aus:
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Thema: Filmtagebuch
schon vor einiger Zeit, Hackesche Höfe
Ist nun schon eine Weile her und eigentlich müsste man zu diesem (schönen) Film wirklich viel schreiben. Das erlaubt mir wohl meine Zeit (ein bisschen auch gerade meine Schreib-Unlust) nicht, aber so ganz unerwähnt will ich den Film dennoch nicht lassen. Also nur ein paar Noten, die mich wer weiß wohin führen.
Er war nämlich wirklich sehr groß, ja großartig. Wobei man vielleicht schon ein Freund der Filme von Werner Herzog sein muss, um das nachzuempfinden. Alle anderen werden kopfschüttelnd von dannen ziehen, aber so war das bei Herzog wohl schon immer.
Nach dem etwas orientierungslos geratenen Rad der Zeit ist The White Diamond nichts anderes als eine Rückkehr zu den besten Zeiten Herzogs. In der Wahl seines Sujets zeigt er sich, wie gewohnt, treffsicher, auch bezüglich der Positionierung desselben in sein eigenes Werk (Herzog meinte ja mal, er drehe eigentlich nicht immer den selben Film, sondern eigentlich einen einzigen großen Film und er würde diesen gerne mal aus allen seinen Filmen zusammensetzen: Mit The White Diamond ist er an dieser Aussage verdammt nahe dran.). Zum Teil fügt sich die Thematik - ein Aero-Wissenschaftler baut einen Mini-Zeppelin, um das Dach des Regenwaldes mit Kameras zu untersuchen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ein vergleichbarer Vorstoß vor vielen Jahren seinem Freund, ein Dokumentarfilmer, das Leben gekostet hatte - schon so nahtlos in den Herzog-Kosmos ein, dass man bisweilen zweifelt, ob das Ganze nicht insgesamt ein Spielfilm mit Drehbuch ist (ein Drehbuch, das vielleicht im Scherz Little Werner needs to fly genannt wurde, den es geht um genau das: Das kindliche Staunen, das Wissenschaft, Fliegerei und Cinephilie zugrunde liegt und in diesem Film ist Werner Herzog es selbst vor allem, auf den das alles zutrifft).
Es finden sich die starken Bilder aus Herzogs Spielfilmen und dokumentarischen Arbeiten wieder, in immer neuen Kontexten, oft schon als Zitationen, als Verweise innerhalb des eigenen Werkes. Dass dem Wissenschaftler, dessen kindliches Staunen über die Welt der Aerodynamik sich, durch Herzogs Kameraauge betrachtet, 1:1 übertragt, einige Finger an der Hand fehlen, dass er, wie Reinhold Messner in Gasherbrom, an einigen Stellen in Tränen ausbricht, ist für den Kenner nur erwartbar gewesen. Gleichzeitig weiß Herzog aber darum: The White Diamond ist, bei aller Ernsthaftigkeit, von einem subtilen Witz durchzogen, einer altersweisen Ironie, die sich nie konkret in den Vordergrund schiebt, aber stets im Hintergrund erahnbar bleibt.
Natürlich geht es, wie immer bei Herzog, vor allem auch um Bildproduktion. Das ganze Projekt - Kameras aus der Luft in die Dachkrone des Regenwalds, einer der letzten Sphären des Unbekannten unserer heutigen Tage, vergleichbar vielleicht mit dem Grund des Meers zu Beginn des 19. Jahrhunderts - ist davon getragen, Dinge sichtbar zu machen. Folgerichtig lässt Herzog The White Diamond mit Bildern aus der Frühzei der Filmgeschichte beginnen, die die Geschichte der Fliegerei verdeutlichen sollen. Die ersten Antriebe aber, überhaupt so etwas wie Film zu erdenken, entstanden aus der Problematik mangelnder Sichtbarkeit: Eadweard Muybridge ging Mitte des 19. Jahrhunderts eine Wette ein, ob das Pferd beim Galopp alle Hufe gleichzeitig in der Luft habe. Eine Anordnung von 24 Fotokameras, die mit Fäden ausgelöst werden konnten, ergaben schließlich einen parzellierten, fotografischen Bewegungsablauf. Das war noch nicht Kino, aber schon nicht mehr weit weg. An einer Stelle sagt Herzog in White Diamond: "In Celluloid we trust!" - und er erhebt sich in die Lüfte, um Bilder zu machen, die noch nie zuvor gesehen wurden.
An einer anderen Stelle wird hinter einen mächtigen Wasserfall geblickt. Hinter diesen verschwinden Millionen von Vögeln, die dort offenbar nisten. In der Legendenwelt der Dschungelbevölkerung verbirgt sich hier eine wunderbare Welt. Aus Respekt vor dieser Legende zeigt Herzog die Aufnahmen von hinter dem tosenden Wasser nicht. Herzog ist noch immer Anwalt der Verschiedenartigkeit der weltweiten Kulturen und er ist noch immer auf der Suche nach Bildern. Es ist schon gar nicht mehr nötig, sie zu zeigen. Ferner ist es der Traum einer aufgeklärten Wissenschaft, einer Wissenschaft, die aus dem 19. Jahrhundert herrührt, aus dem in die Ferne streifen, Werner Herzog eigentlich als Abenteurerfigur, die in die Peripherie streift, mit dem heutigen Wissen aber verbunden, dass es vor allem Demut vor dem, was vorgefunden wird, sein sollte, die das Handeln bestimmt. Ein vielleicht etwas naiver, im Kino aber rührend zu träumender Traum. Man folgt Herzog gerne auf seinen Pfaden.
Und doch gibt es, zum Ende, wenn alles in der Tat, nach vielen Rückschlägen, gelungen, das Trauma des Wissenschaftlers überwunden ist, Bilder von eigenartiger Schönheit zu sehen. Flora und Fauna aus dem Dach der Welt. Oft bizarr anmutend, weil man mit der Kamera durchs Blätterdach kracht, aber doch von Schönheit, ohne den Gegenstand zu verklären, weil klar ist, dies ist ein Bild, dies wurde gemacht. In dieser Organisation von Bildern, die nicht nur stumpf das Atemberaubende sucht, liegt Herzogs Gespür und Kraft.
Das Große und das Kleine, darauf hat Gilles Deleuze hingewiesen, sind bei Werner Herzog wichtige Säulen. In der Spannung der Größenverhältnisse spielen sich seine Filme ab. Und dann gibt es ein Bild in diesem Film, der Schärfebereich ist so schmal es nur geht: Ein Wassertropfen, der von einem Blatt hängt. In ihm spiegelt sich der ganze, großartige Wasserfall, der weiter hinten, im Bild selbst nicht mehr repräsentierbar, liegt. Seine ganze Größe ist zu sehen, auf dem Kopf stehend und fokussiert, in einem einzigen Wassertropfen. Herzog fragt den Rastafari, mit dem er an diesen Ort gekommen ist, ob er in diesem Tropfen ein Universum sehe. Dieser antwortet, er könne nichts sehen, wegen des Donners, der Herzog sei. Das Große und das Kleine ist in diesem Moment aufgehoben, fällt in eins. Die Romantik aus zahlreichen Filmen Herzogs wird mit sich selbst gebrochen. Herzog scheitert in diesem Moment und macht sich auf diese Weise selbst zur zentralen Figur seines ganzen Werkes, in diesem zentralen Moment desselben.
imdb ~ filmz.de ~ offizielle site
Ist nun schon eine Weile her und eigentlich müsste man zu diesem (schönen) Film wirklich viel schreiben. Das erlaubt mir wohl meine Zeit (ein bisschen auch gerade meine Schreib-Unlust) nicht, aber so ganz unerwähnt will ich den Film dennoch nicht lassen. Also nur ein paar Noten, die mich wer weiß wohin führen.
Er war nämlich wirklich sehr groß, ja großartig. Wobei man vielleicht schon ein Freund der Filme von Werner Herzog sein muss, um das nachzuempfinden. Alle anderen werden kopfschüttelnd von dannen ziehen, aber so war das bei Herzog wohl schon immer.
Nach dem etwas orientierungslos geratenen Rad der Zeit ist The White Diamond nichts anderes als eine Rückkehr zu den besten Zeiten Herzogs. In der Wahl seines Sujets zeigt er sich, wie gewohnt, treffsicher, auch bezüglich der Positionierung desselben in sein eigenes Werk (Herzog meinte ja mal, er drehe eigentlich nicht immer den selben Film, sondern eigentlich einen einzigen großen Film und er würde diesen gerne mal aus allen seinen Filmen zusammensetzen: Mit The White Diamond ist er an dieser Aussage verdammt nahe dran.). Zum Teil fügt sich die Thematik - ein Aero-Wissenschaftler baut einen Mini-Zeppelin, um das Dach des Regenwaldes mit Kameras zu untersuchen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ein vergleichbarer Vorstoß vor vielen Jahren seinem Freund, ein Dokumentarfilmer, das Leben gekostet hatte - schon so nahtlos in den Herzog-Kosmos ein, dass man bisweilen zweifelt, ob das Ganze nicht insgesamt ein Spielfilm mit Drehbuch ist (ein Drehbuch, das vielleicht im Scherz Little Werner needs to fly genannt wurde, den es geht um genau das: Das kindliche Staunen, das Wissenschaft, Fliegerei und Cinephilie zugrunde liegt und in diesem Film ist Werner Herzog es selbst vor allem, auf den das alles zutrifft).
Es finden sich die starken Bilder aus Herzogs Spielfilmen und dokumentarischen Arbeiten wieder, in immer neuen Kontexten, oft schon als Zitationen, als Verweise innerhalb des eigenen Werkes. Dass dem Wissenschaftler, dessen kindliches Staunen über die Welt der Aerodynamik sich, durch Herzogs Kameraauge betrachtet, 1:1 übertragt, einige Finger an der Hand fehlen, dass er, wie Reinhold Messner in Gasherbrom, an einigen Stellen in Tränen ausbricht, ist für den Kenner nur erwartbar gewesen. Gleichzeitig weiß Herzog aber darum: The White Diamond ist, bei aller Ernsthaftigkeit, von einem subtilen Witz durchzogen, einer altersweisen Ironie, die sich nie konkret in den Vordergrund schiebt, aber stets im Hintergrund erahnbar bleibt.
Natürlich geht es, wie immer bei Herzog, vor allem auch um Bildproduktion. Das ganze Projekt - Kameras aus der Luft in die Dachkrone des Regenwalds, einer der letzten Sphären des Unbekannten unserer heutigen Tage, vergleichbar vielleicht mit dem Grund des Meers zu Beginn des 19. Jahrhunderts - ist davon getragen, Dinge sichtbar zu machen. Folgerichtig lässt Herzog The White Diamond mit Bildern aus der Frühzei der Filmgeschichte beginnen, die die Geschichte der Fliegerei verdeutlichen sollen. Die ersten Antriebe aber, überhaupt so etwas wie Film zu erdenken, entstanden aus der Problematik mangelnder Sichtbarkeit: Eadweard Muybridge ging Mitte des 19. Jahrhunderts eine Wette ein, ob das Pferd beim Galopp alle Hufe gleichzeitig in der Luft habe. Eine Anordnung von 24 Fotokameras, die mit Fäden ausgelöst werden konnten, ergaben schließlich einen parzellierten, fotografischen Bewegungsablauf. Das war noch nicht Kino, aber schon nicht mehr weit weg. An einer Stelle sagt Herzog in White Diamond: "In Celluloid we trust!" - und er erhebt sich in die Lüfte, um Bilder zu machen, die noch nie zuvor gesehen wurden.
An einer anderen Stelle wird hinter einen mächtigen Wasserfall geblickt. Hinter diesen verschwinden Millionen von Vögeln, die dort offenbar nisten. In der Legendenwelt der Dschungelbevölkerung verbirgt sich hier eine wunderbare Welt. Aus Respekt vor dieser Legende zeigt Herzog die Aufnahmen von hinter dem tosenden Wasser nicht. Herzog ist noch immer Anwalt der Verschiedenartigkeit der weltweiten Kulturen und er ist noch immer auf der Suche nach Bildern. Es ist schon gar nicht mehr nötig, sie zu zeigen. Ferner ist es der Traum einer aufgeklärten Wissenschaft, einer Wissenschaft, die aus dem 19. Jahrhundert herrührt, aus dem in die Ferne streifen, Werner Herzog eigentlich als Abenteurerfigur, die in die Peripherie streift, mit dem heutigen Wissen aber verbunden, dass es vor allem Demut vor dem, was vorgefunden wird, sein sollte, die das Handeln bestimmt. Ein vielleicht etwas naiver, im Kino aber rührend zu träumender Traum. Man folgt Herzog gerne auf seinen Pfaden.
Und doch gibt es, zum Ende, wenn alles in der Tat, nach vielen Rückschlägen, gelungen, das Trauma des Wissenschaftlers überwunden ist, Bilder von eigenartiger Schönheit zu sehen. Flora und Fauna aus dem Dach der Welt. Oft bizarr anmutend, weil man mit der Kamera durchs Blätterdach kracht, aber doch von Schönheit, ohne den Gegenstand zu verklären, weil klar ist, dies ist ein Bild, dies wurde gemacht. In dieser Organisation von Bildern, die nicht nur stumpf das Atemberaubende sucht, liegt Herzogs Gespür und Kraft.
Das Große und das Kleine, darauf hat Gilles Deleuze hingewiesen, sind bei Werner Herzog wichtige Säulen. In der Spannung der Größenverhältnisse spielen sich seine Filme ab. Und dann gibt es ein Bild in diesem Film, der Schärfebereich ist so schmal es nur geht: Ein Wassertropfen, der von einem Blatt hängt. In ihm spiegelt sich der ganze, großartige Wasserfall, der weiter hinten, im Bild selbst nicht mehr repräsentierbar, liegt. Seine ganze Größe ist zu sehen, auf dem Kopf stehend und fokussiert, in einem einzigen Wassertropfen. Herzog fragt den Rastafari, mit dem er an diesen Ort gekommen ist, ob er in diesem Tropfen ein Universum sehe. Dieser antwortet, er könne nichts sehen, wegen des Donners, der Herzog sei. Das Große und das Kleine ist in diesem Moment aufgehoben, fällt in eins. Die Romantik aus zahlreichen Filmen Herzogs wird mit sich selbst gebrochen. Herzog scheitert in diesem Moment und macht sich auf diese Weise selbst zur zentralen Figur seines ganzen Werkes, in diesem zentralen Moment desselben.
imdb ~ filmz.de ~ offizielle site
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