Dienstag, 14. Februar 2006
Zu den schönsten Privilegien des Akkreditiert-Seins zählt sicherlich der Zugang zu den Pressekonferenzen. Nicht, dass dort jemals anderes als höchst Erwartbares geredet würde; ein abgekartetes Spiel, dieselben Fragen und Antworten in jeder Runde, man könnte sich das von vorneherein schenken. Und da ich auch glücklicherweise keinen boulevardträchtigen Bonmots hinterher hechten muss, gehe ich auch meistens nicht hin.

Nur eben, wenn es sich lohnt. Heute zum Beispiel Natalie Portman, die ich mir gerne eine knappe Stunde lang in naturam angesehen habe, keine zehn Meter von ihr weg. Sie ist bezaubernd, und in echt noch hübscher als in jedem Film. Und sie ist in der Tat wohl die einzige unter denen, die da alle auf der Bühne hocken dürfen, in deren Antworten man eine kluge Person durchschimmern hört.

Zweimal haben sich unsere Blicke getroffen, einmal sogar für einen Moment länger.


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Als im Sommer 2004 die Comedy-Sendung von Dave Chappelle verlängert und seine Gage offenbar deutlich erhöht wurde, war dies dem Comedian mit Fachgebiet "racial stereotypes" eine Party in einer Brooklyner community wert. Einzige Bedingungen: Die Acts sollten großartig, die Location bis zuletzt geheim, der Eintritt frei und das Event unbeworben sein. Und Michel Gondry sollte Vorbereitungen und Konzert selbst filmen. Das Ergebnis ist Michel Gondrys zweiter Film auf dem diesjährigen Festival und nichts anderes als großartig; zumindest aber herzerwärmend.

Anfangs zieht es Chappelle in seine alte Heimat, Ohio. Dort vergibt er leutselig Freikarten für das Event, organisiert einen Bustransfer nach Brooklyn und engagiert obendrein das lokale College-Orchester, das sein Glück gar nicht fassen kann. Man spürt, wie wichtig in den USA der community-Gedanke ist, wie sich hinter der von seiten Europas oft gescholtenen Oberflächlichkeit der Leute eine ganz eigene Form von Solidarität und Miteinander vebirgt, die dem anderen - auch der weißen Großmutter auf der Straße, die dann tatsächlich sogar mitfährt nach Brooklyn und begeistert ist, wenn die bezaubernde Erykah Badu am Ende ihres Gigs den Stagedive ins Bad der Masse wagt - immer schon zuerst auf Augenhöhe begegnet.

Wunderbar ist das Konzert, von Gondry genial eingefangen. Wir springen zwischen den letzten Proben und Vorbereitungen immer mitten hinein in das letztendliche Geschehen, das Publikum geht ab und die Stimmung ist großartig. Es macht Spaß, oft nur ein paar Lieder hintereinander weg zu sehen, die Atmosphäre dieses Miteinanders aufzusaugen; und man spürt oft genug den Unterschied zu vergleichbaren Veranstaltungen etwa in Deutschland. Smooth und relaxed im Gegensatz zu verklemmt und gezwungen (und oft genug latent unangenehm).

Ein wenig wird begreifbar, warum die USA noch immer ein Land der Utopiemöglichkeiten ist, warum New York noch immer einer der schönsten Flecken auf dieser Erde ist. Wer dort gewesen ist, dort mit Leuten auf der Straße gesprochen hat, und nun diesen Film sieht, wird wissen, was ich meine.

Zugegeben, allzu viel mehr hat der Film nicht zu bieten; eben Menschen, die schön sind und schön werden, weil sie schönes tun; und glücklich sind. Entspanntes Mitgrins- und Mitwipp-Kino, wundervoll.

imdb ~ weitere Informationen ~ filmz.de ~ trailer



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Alan Moores und David Lloyds in den frühen 80er Jahren entstandener Comic V for Vendetta ist eine voller Zorn und mit allem Pessimismus geschriebene Attacke gegen den Thatcherismus, eine Anklage der Unterdrückung des Menschen durch den Menschen und eine Liebeserklärung an die Kunst, in E- und U-Ausfertigung gleichermaßen. Auch wenn nicht jedes Detail recht stimmig, manches vielleicht auch platt geraten ist, zählt er sicher zu den herausragendsten Dystopie- und Anarcho-Comics und genießt deshalb, wie überhaupt Moores Gesamtwerk, vollkommen zurecht seinen Ruf als "heilige Kuh". Sein Faszinosum entspringt dabei nicht so sehr der strikten Gegenüberstellung eines in Guy-Fawkes-Maske auftretenden, mit viel Sprengstoff und einem fast enzyklopädischen Kunst- und Literaturwissen ausgestatteten Vigilanten und Einzelkämpfers mit einem faschistischen Regime, sondern vor allem aus dem minutiös sich entfaltenden Masterplan, mit dem "V", so das Kürzel des Rächers mit beschädigter Seele, eben diesen technokratischen Machtapparat zu Fall bringt.

Keine gute Idee für eine Filmadaption des Stoffes ist es deshalb, nun gerade das hochkomplexe Verweissystem, das "V"s Agieren zugrunde liegt, weitgehend über Bord zu werfen; dann und wann ein keck aufgesagtes Shakespeare-Bonmot und ein Videoabend mit der jungen Evey, die er anfangs vor den Häschern des Regimes rettet und die - im Film weniger als im Comic - die Verbündete an seiner Seite im Kampf wird, müssen reichen. "V"s Schattengalerie, eine unterirdische Gruft wie aus dem Phantom der Oper, in der sich unzählige Schätze der Kunst und Literatur, der Malerei und des Films tummeln, wird zum bloß optisch reizvollen Gimmick; den Status jener faszinierenden Zeitkapsel, die sie im Comic darstellt, dieses mit wehmütiger Nostalgie gepflegten Archivs der Menschheitsgeschichte, das "V" die entscheidenden Manöver im Kampf gegen die Welt der Aktenordner und Menschenmörder diktiert, erreicht die zwar liebevoll eingerichtete Lokalität in keinem Moment.

Gewiss, die Rezeptionssituationen von Comic und Film sind grundlegend andere; ein Comic - zumal ein derart komplexer und umfangreicher - lädt zum Nachschlagen in anderen Büchern ein, zum Zurückblättern und kann sich obendrein zeitlich unabhängig entfalten; es ist deshalb nachzusehen, dass der Film zum einen mehr erklären, zum anderen schlanker gestaltet werden muss. Man spürt, dass der Film das weiß, man spürt, dass der Film es doch eigentlich richtig machen will, er zeigt sich zumindest um den richtigen Tonfall bemüht und auch die Ästhetik ist weitgehend stimmig (von der eklatantesten Differenz - der Comic ist schwarzweiß, der Film hingegen farbig - mal abgesehen). Doch den Film lediglich auf die Spielhandlung des Comics - einer gegen das Imperium - zu reduzieren, erweist sich als großer Fehler; jeder Schachzug "V"s, jedes Resultat daraus gerinnt zur bloßen Behauptung, erfährt aber nie glaubhafte Verankerung im Lauf der Dinge. Der Film V for Vendetta zeigt lediglich Ergebnisse, wo doch deren Zustandekommen interessant und überhaupt zur Erläuterung vonnöten wäre; so stehen die einzelnen Glieder des Masterplans nun seltsam erratisch nebeneinander, warum es am Ende zum Massenaufstand kommt, wird zu keinem Moment plausibel.

Wenig elegant sind auch die zahlreichen Einsprengsel, die den Film mit dem Hier und Jetzt verbinden sollen. Natürlich gibt's ein wenig Islam-Kolorit, irgendwie steht alles mit dem "Krieg, den die USA begonnen hat" in Verbindung (der Film spielt in de 2020er Jahren, der Comic war in den späten 1990ern situiert). Alles atmet Aktualitätsbezug, nichts ist durchdacht - reinste Exploitation. Ein bisschen billiges Revolutionspathos und den einen oder anderen augenzwinkernden Kommentar - "Manchmal reicht es, ein Gebäude zu zerstören, um die Geschichte zu ändern!", sagt "V" an einer Stelle - gibt es als Zuckerpulver obendrauf; gerade genug, um sich für das Emblem "Der Film ist als Diskussionsgrundlage geeignet" zu qualifizieren, die verzweifelt sich als politisch zu gerieren trachtende Berlinale dürfte es überdies freuen.

Man geht nicht enttäuscht aus dem Film, dafür lässt er einen viel zu kalt; man winkt nur ab und es ist egal.

imdb




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Was ich gestern noch schreiben wollte: Ich werde verfolgt. Von keinem geringeren als Rezzo Schlauch. Ich meide von nun an dunkle Gassen, wer weiß, zu was der fähig ist.


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