gesehen auf DVD

Mondo Debilo

Heiliger BimBam! So ein Ausbund an Absurditäten - ich weiß jetzt gar nicht, wo ich genau anfangen soll. Eins ist jedenfalls schon mal klar: Milius hält mit seiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg, was im Grunde beinahe anerkennenswert ist. Sein Ziel ist es alles aufzuzeigen, was gut und richtig am nationalen Charakter ist. Beschworen andere amerikanische Filme, insbesonders solche der Reagan-Ära, oftmals diffuse Metaphern für das "Reich des Bösen" (Ausserirdische Agressoren, Naturkatastrophen etc), sind die Fronten bei Red Dawn klar verteilt. Da wird gar nicht lange hinten rum gehoben: Der Russe ist böse, der Russe muss weg!

Entsprechend ist auch der Zuschnitt der Story. Eines Morgens landen in einer durchschnittlichen amerikanischen Kleinstadt sowjetische und kubanische Truppen mit Fallschirmen auf dem Gelände der örtlichen Schule. Besonders schön ist, dass die Schüler gerade von ihrem Lehrer über die "Grausamkeiten der Mongolen" aufgeklärt werden, was mich direkt an Ekel Alfred erinnerte, der ebenfalls immer eindringlich vor dem Ansturm der Mongolen (= Russen) warnte. Als der begnadetet Pädagoge dann mal draussen nach dem Rechten sehen will , wird er ohne viel Federlesens direkt über den Haufen geschossen. Paff! Ein paar der Schüler, zu allem Überfluss noch Mitglieder des Fottballteams, können sich mit einem Pick-Up in die Berge retten. Dort beschließt man die kommunistischen Invasoren mit Partisanenkampf in die Flucht zu schlagen. Doch bis das Ziel erreicht ist, muss der Baum der Freiheit erst mal ordentlich mit Blut gegossen werden.

Ironischerweise kommuniziert der Film aber, dass Freiheit und Demokratie nur mit Faschismus erreicht werden können. Das sieht bei Milius so aus: Patrick Swayze schwingt sich zum Gröfaz der Gruppe auf, die nach dem Führerprinzip organisiert, und mit dem markigen Namen "Wolferines" versehen wird. Garniert wird das Ganze dann mit reichlich Esoterik und Blut-Mystik. So zwingen die älteren Gruppenmitglieder bei der Jagt - Scheiße im, Tannenzweige auf dem Kopf - einen Fünfzehnjährigen das Blut eines frisch erlegten Bockes zu trinken. ("Das musst Du tun, dann geht sein Geist in Dich über!") Das dieses Verständnis von Freiheit eine Pervertierung aller Werte für die Amerika steht darstellt, wird John Milius wahrscheinlich nicht in seinen runden Kopf hineinkriegen.

Um diese Exzesse zu rechtfertigen, werden die Sowjets entsprechend sterotypisiert gezeichnet. Martialische Gestalten mit prächtigen Schnurrbärten, die sich gerne mal an den amerikanischen Landpommeranzen vergreifen. In Windeseile hat der Iwan dann auch ein strenges Regime in der Stadt installiert: Überall klebt Lenin an der Wand, im Kino läuft nur Mist und besonders subversive Einwohner kommen in das "Umerziehungslager", welches im ehemaligen Drive-In untergebracht ist. Auch Massenhinrichtungen sind an der Tagesordnung, vor Zivilisten wird kein Halt gemacht. Einmal stimmt eine Gruppe zum Tode Verurteilter mit völlig falscher Tonlage "America the Beautiful" an. Die Sowiets bieten dem Katzenjammer daraufhin mit der geballten Macht der Gewehre Einhalt.

Da Milius sein Herz aber auf dem rechten Fleck hat, ist auch besinnlichere Momente gesorgt. Als Sheen und Swayze ihren internierten Vater im Lager besuchen, erinnert man sich unter Tränen an die sonnige Kindheit und den ausgelassenen Spass, den man gemeinsam auf der Spielplatzschaukel hatte. Doch plötzlich wird der Herr Papa dienstlich:"Ihr dürft nie wieder weinen! Nie wieder!" und "Rächt uns meine Söhne! Rächt uns alle!" schalmeit er den Früchten seiner Lenden entgegen. Die braven Jungs versprechen es und der alte Arsch kann beruhigt in die kühle Grube sinken. Anscheinend hat Milus als Kind vom Vater ordentlich welche mit dem "Tröster" hinten drauf bekommen, anders ist dieses Delirium beim besten Willen nicht zu erklären.

Bemerkenswert ist auch die Brutalität und Kaltschnäutzigkeit, mit der der Film zu Werke geht. Da werden schon mal wehrlose Gegner abgeknallt oder mit Schlägen zum Reden gebracht. Der Hinweis eines russischen Soldaten auf die Genfer Konventionen wird mit einem hämischen "Kenne ich nicht!" abschlägig beschieden. Er und ein Verräter werden wenig später ohne viel Aufhebens erschossen.

Der Wahnsinn auf Stelzen! Wenigsten hat Milius auf die, von Eastwood in Heartbreak Ridge aufgefahrenen, unterschwellig-agressiven Schwulitäten verzichtet, sonst hätte man sich ja gleich den Strick nehmen können...

imdb


° ° °




kommentare dazu:



grmanuela, Sonntag, 18. Juli 2004, 05:02
Ja, finde ich auch gut, die e.f. Verstärkung. Weiterbloggen!
(Aber was für "Schwulitäten" sind denn damit gemeint?)
Ich hab "Die rote Flut" auch fast schon mal angeschaut, hab mich dann aber doch nicht getraut. Jetzt versuch ichs doch noch mal ;)


e.f., Sonntag, 18. Juli 2004, 11:22
Hi, erstmal Danke für die netten Worte. Zu "Heartbreak Ridge" hatte ich schon mal eine Kleinigkeit geschrieben:

Du liebe Güte - Was für ein infames Machwerk!

Sollte das alles tatsächlich ernst gemeint sein, können einem dann doch Zweifel kommen, ob es berechtigt ist, wie Eastwood die letzten Jahre als Grandseigneur Hollywoods abgekultet wurde. Zumal dieser ja bei "Heartbreak Ridge" als Produzent, Regisseur und Darsteller fungierte und somit wohl keinen geringen Einfluss auf den Film hatte! Was da an dumpf-martialischen, penetrant sexuell konnotierten Sprüchen abgelassen wird, muss man erst einmal hinkriegen. Überhaupt erscheint es mir so, als würde sich bei den Figuren des Films eine - bedingt durch die autoritären Strukturen des Militärs - über lange
Jahre gewucherte, sexuelle Repression Bahn brechen. Eastwood kommt hierbei die Rolle zu, als Drillsergeant den Reigen der sexuellen Desorientierungen und latent homosexuellen Begierden zu moderieren. Ansonsten bekommt man nur ein unausgegorenes Sammelsurium diverser Stereotypen vorgesetzt. Allen voran Mario van Peebles, der hier den geschwätzigen Schwarzen mit der ganz großen guten Laune geben darf.

Unglaublich, Herr Präsident!



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