Der Film läuft im Wettbewerb.

Fürchte die Deutschen, die in die Fremde fahren. Die Chancen stehen gut, dass nicht viel Gutes dabei rumkommt. Ähnliches gilt für Hannes Stöhr, der nach seinem Achtungserfolg Berlin is in Germany nach Moskau, Istanbul, Santiago de Compostela und schließlich wieder nach Berlin geflogen ist, um dort vor dem Hintergrund des Champions League Finales zwischen Galatasaray Istanbul und Deportivo La Coruña Variationen des im Kern sich ähnelnden Geschichtchens zu drehen. Das Ergebnis ist One Day in Europe, schmiegt sich natürlich konzeptuell an Night on Earth an und ist über weite Strecken damit beschäftigt, die eigene Einfallslosigkeit mit behauptetem Einfallsreichtum zu tarnen.



Das Finale in Moskau legt an diesem Tag das Leben in allen vier Städten fast völlig lahm. In Moskau kommt das einer nicht eben wenig arrogant auftretenden Künstleragentin zu Schaden, die auf offener Straße ausgeraubt wird und nun auf der fußballlethargischen Wachstation der Polizei vor sich hindarben muss. Immerhin kommt ihr die herzensgute Elena, die den Raubüberfall beobachtet hat, zu Hilfe. In Istanbul hingegen will ein junger deutscher Student einen Versicherungsbetrug begehen und sich als Opfer eines nicht stattgefunden habenden Raubüberfalls inszenieren. Bald sitzt er selbst auf der Wache, aber der Taxifahrer, der ihn zur Polizeistation gebracht hat (und sich als schwäbelnder Exil-Exiltürke zu erkennen gab), kommt ihm zu Hilfe. In Spanien nun wird einem ungarischen, schwermütigen Wanderer die Kamera geklaut. Ein Klassiker: "Können Sie mich mal fotografieren-" und weg ist der Dieb. Der lebensfrohe Polizist, an den er sich wendet, kommt ihm leider ganz und gar nicht zu Hilfe. Und dann, in Berlin, ein französisches Pärchen, das durch Europa fährt und sich mit Straßenperformances im Clownskostüm über Wasser hält. Die Geldbörse ist erschöpft - was tun? Man begibt sich auf die Suche nach dem rechten Platz in Berlin, wo man ausgeraubt hätte werden können - um dann von der Versicherung Geld zu kassieren.

Das noch Bemerkenswerteste an Stöhrs Film ist die vollkommene Ambitionslosigkeit. Weder wird hier eine Aussage gewagt, die über Banalitäten auch nur irgend hinauskäme, noch wird die Form des Episodenfilms selbst ausgelotet oder zumindest die eine oder andere originelle Geschichte erzählt. Mit gepflegter Beschaulichkeit und einem die Episoden verbindenden, bewusst naiv gezeichnetem Zeichentrickflugzeug, das die einzelnen Spielorte anvisiert und so als Moderation fungiert, ist man sich's schon zufrieden. Das riecht in jedem Moment nach dffb-Fingerübung: Solides Handwerk, sicherlich. Jenseits dessen: Wenig Vorweisbares. Also bleibt es beim Geschichtchenerzählen, das - über ein paar nette lakonisch-witzige Momente hinaus - nur wenig vorzuweisen hat als hinfabulierte Begebenheiten, die, sind die alle Episoden einenden Motive etabliert und also erkannt, ihren Reiz auch schon so gut wie verloren haben und allenfalls noch im Detail kleine Schrulligkeiten anzubieten wissen, die nun wiederum einen ganzen Film zu tragen selbverständlich nicht in der Lage sind.

Was so ein in jeder Hinsicht für den ausgerufenen "jungen deutschen Film" und dessen Schwächen typischer Film im Wettbewerb zu suchen hat, bleibt fraglich. Obwohl, vielleicht ja gerade deshalb.

imdb


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